Der Lotus ist kein arroganter Schnösel

Einer meiner Lieblingsverse, den wir während der Zen Übung rezitieren, lautet:

„Mögen wir in dieser Welt der Leerheit,
mit der Reinheit eines Lotus
im schmutzigen Wasser leben.
Nicht übertrifft den unbegrenzten Geist,
so verneigen wir uns vor Buddha.“

Manch Zen-Übender sieht sich vielleicht als Lotus, dem der Staub der Welt nichts anhaben kann, weil aller Schmutz von ihm abperlt, wie an den Blättern der Lotusblume. Doch wenn wir nur den Schmutz als Schmutz und den Lotus als Lotus sehen, vergessen wir, das der Schmutz nicht der Schmutz und der Lotus nicht der Lotus sind. Beide gehören untrennbar zusammen.

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Das trübe Wasser ist die Lebensgrundlage des Lotus, denn im klaren Wasser kann er nicht überleben. Der Sumpf aus den zahllosen Illusionen und Täuschungen des Lebens sind immer wieder neue Gelegenheiten aufzuwachen. Nicht in dem wir sie von uns weisen, sondern in dem wir ihre Substanzlosigkeit erkennen und ihre ständige Wechselwirkung mit allem was existiert.

Der wahre Lotus erkennt die Welt der Leerheit und damit die Ungetrenntheit. Er erhebt sich nicht über den Schmutz und läßt diesen an sich abtropfen, sondern er steht mitten drin, im Sumpf des Lebens. Vielleicht ist er nicht ganz so verstrickt in das Blubbern und Brodeln des Sumpfes und kann so mit Reinheit des unbegrenzten Geistes sehen.

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