Gedanken aus der Küche

Vor jeder Mahlzeit lesen wir in der Monk´s Kitchen die „Fünf Betrachtungen über das Essen“. Dies ist ein schöner Akt, um anzukommen und das gemeinsame Mittagessen einzuleiten. Ich bin dankbar dieses kleine Ritual mit Euch teilen zu können, denn es bietet mir immer wieder die Möglichkeit meinen Fokus auf das Geben, das Empfangen und das Teilen zu richten. Hier ein paar Gedanken…

Erstens: Ich denke daran, woher diese Speise kommt und wie viel Arbeit damit verbunden war.

Die Monk´s Kitchen wird möglich, weil ich jede Woche Gemüse geschenkt bekomme, welches für den Verkauf im Hofladen/Leyenhof nicht mehr geeignet erscheint. Dabei ist es meistens wirklich gutes Bio-Gemüse, welches hier immer wieder Verwendung findet und uns leckere Mahlzeiten in Gesellschaft ermöglicht. Bevor das Essen hier auf den Tisch kommt, haben unzählige Kleintiere den Boden dafür bereitet, Bauern haben auf dem Feld geschwitzt, es wurden Stromleitungen bis in meinen Herd verlegt und und und…

Zweitens: Beim Empfang des Essens ist mir mein eigenes Handeln bewusst.

Die Rückkehr zum gegenwärtigen Moment und das Erleben von Gemeinschaft ist das Herz der Monk´s Kitchen.

Drittens: Ich achte darauf, nicht zerstreut oder gierig zu sein.

Im Zen werden die formalen Mahlzeiten mit den sog. Oryoki eingenommen. Oryoki bedeutet „das, was gerade genug enthält“ und ist ein Set von verschiedenen Schalen unterschiedlicher Größe für Reis, Gemüse etc. Das Oryoki Essen erfordert einerseits eine gewisse Aufmerksamkeit die verschiedenen Schalen „richtig“ zu handhaben. Gleichzeitig eben auch ein Zufriedensein mit dem was die Schalen fassen können. Nicht gierig sein drückt sich auch in den Spenden am Ende der Mahlzeiten aus. Da das Essen keinen festen Preis hat, bei dem ich überlegen muss, ob ich es mir leisten kann oder nicht, ermöglicht das Spenden ein freies Geben ohne etwas zurückhalten zu müssen.

Viertens: Ich schätze dieses Essen, weil es Körper und Geist gesund erhält.

Im japanischen Original heißt es wörtlich „Essen ist gute Medizin und heilt uns von Altern und Tod“ oder auch „Wir nehmen diese Nahrung zu uns wie Medizin für die Gesundheit des Körpers„. Körper und Geist sind gesund, wenn sie verbunden/nicht-getrennt sind, wenn unser Denken mit unseren Handlungen übereinstimmt.

Fünftens: Ich empfange diese Gabe, um allen Wesen zu nutzen.

An dieser Stelle möchte ich Danke sagen für die immer wieder schöne gemeinsame Zeit an meiner Tafel. Im Zen sagt man: „Auf mich selbst achtend, achte ich auf die anderen, auf die anderen achtend, achte ich auf mich selbst.“

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