„Egal wo man anfängt, immer ist vorher schon viel passiert“.

Mit diesem Zitat aus dem Buch „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ von Christoph Peters habe ich den letzten 3 schätze Newsletter geschlossen. Die kurze Geschichte eines wunderbaren Ausflugs an die Ostsee, die ich heute erzählen möchte, beginnt für mich genau mit diesem Buch. Und natürlich ist vorher auch schon eine Menge passiert. Mein Bruder, dessen Buchempfehlungen ich immer sehr schätze, schenkte mir obiges Buch zu Weihnachten. Es schildert sehr humorvoll den Weg eines deutschen Keramikers, der in Japan die Kunst der traditionellen Brennkunst erlernt.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland baut er, mit Hilfe eines japanischen Ofenbau-meisters, in einem kleinen Dorf an der Ostsee einen traditionellen Anagama-Brennofen. In diesem Ofen brennt er seit nunmehr 30 Jahren hochwertige Keramik und erhält eine jahrtausende alte japanische Brenntechnik am Leben. Mit Begeisterung habe ich die (sehr zen-mäßigen) Beschreibungen der Begegnungen zweier Kulturen, von Meistern und Schülern, dem Feuern des Ofens und dem Entstehen faszinierender Gefäße gelesen.

Foto: Götz Wrage

Jan Kollwitz, alias Ernst Liesgang aus „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“, ist dieser Keramiker. Er ist der Urenkel von Käthe Kollwitz und wohnt und arbeitet tatsächlich im ostholsteinischen Klosterdorf Cismar an der Ostsee. Zu meinem Geburtstag Anfang Februar erhielt ich von meiner Liebsten ein dreiteiliges Geschenk, welches sich im ersten Teil um einen Ausflug an die Ostsee und eine Übernachtung in einem urigen, riedgedeckten Hotel direkt am Meer handelte. So ein Trip in Richtung Norden eignet sich natürlich hervorragend zur Karnevalsflucht und so wäre dieser Teil des Geschenks schon mehr als großartig gewesen. Teil 2 und 3, die ich erst vor Ort überreicht bzw. verraten bekam, waren zunächst das wunderbare Buch „Japan beginnt an der Ostsee – Die Keramik des Jan Kollwitz“ von Christoph Peters.

Foto: Götz Wrage

Neben einem spannenden Interview/Gespräch zwischen Jan Kollwitz und Christoph Peters erfährt der Leser, was es mit japanischer Keramik und Ästhetik und dem Teetrinken als Weg auf sich hat. Garniert mit in den eindrucksvollen Bildern von Götz Wrage ist schon dieses Buch ein echtes Kunstwerk. Zu guter Letzt stand dann noch ein Besuch bei Jan Kollwitz in Cismar auf dem Programm, welches „zufälligerweise“ ganz in Nähe lag.

„Die Gefäße scheinen eher dem Bereich der Natur, als dem der Kunst zu entspringen“

Foto: Götz Wrage

In der Galerie von Jan Kollwitz konnten wir die urgewaltigen Keramiken bewundern, welche im Bauch des holzbefeuerten Anagama-Ofens gebrannt, das ich Licht der Welt erblickten. Beeindruckende große und kleine Vasen, Wasserbehälter für die Tee-Zeremonie, Teebecher, Reisschalen und zarte Ikebana-Schalen stehen dort aufgereiht und scheinen die Kraft des Feuers zu speichern, aus der sie kommen. Nach einer Einladung zum Tee, durften wir dann noch den Anagama-Ofen besichtigen. Nur einmal pro Jahr wird er gefeuert. Mehrere Tage und Unmengen von Kiefernholzscheiten werden benötigt, um schließlich eine Temperatur von 1.350 Grad zu erreichen, in der alles im Innern des Ofens zu reiner Lichtenergie wird. Nachdem der Ofen und die in ihm gebrannten Stücke die viertägige Feuersbrunst aus Flammen, Flugasche und Rauch überstanden und weitere 7 Tage abgekühlt haben, kommen, wenn alles gut gegangen ist, Werke von unglaublicher Schönheit zu Tage.

Foto: Götz Wrage

Wer gerne mal die Ausstellung in Cismar besuchen möchte, kann dies nach telefonischer Anmeldung täglich zwischen 11:00 und 17:00 Uhr tun. Es können auch Gruppenführungen gebucht werden.

„In Deutschland lernt man einen Becher so zu drehen, dass die äußeren Umrisslinien schön aussehen. In Japan ist es genau umgekehrt: Ein Becher muss vor allem von innen schön sein“

Infos und Kontakt:

Japanische Keramik – Jan Kollwitz
Altes Pastorat
Bäderstrasse 23
23743 Cismar
Tel: (+49)04366-614
www.jankollwitz.de