Filmprojekt: Blueprints for Zen-Practice – Ein Gespräch mit Thorsten Heisan Schäffer

Thorsten Heisan Schäffer ist Zen-Mönch in der Tradition von Zen-Meister Roland Yuno Rech. Mit ihm führte er ein erstes Interview, welches der Beginn des Filmprojekts Blueprints for Zen-Practice sein sollte. 9 Fragen nach Erleuchtung, Ego, Leiden, Zen im Alltag usw. liefern die Grundlage für dieses Projekts. Nach einer Vielzahl von Interviews ist der Film nun (fast) fertig. Zeit für ein Gespräch…

3 schätze: Hallo Thorsten, schön, dass wir dieses Interview machen können. Erzähl uns doch zu Beginn kurz etwas zu Deiner Person.

Heisan: Da gibt´s nicht viel zu erzählen. Ich bin Zen-Mönch in der Tradition des Soto, verheiratet und Vater von zwei wunderbaren Kindern, Buch-Autor und praktiziere seit knapp 20 Jahren Zazen in der Linie von Roland Yuno Rech. Schon seit Kinderbeinen an faszinierte mich die Frage nach dem Sinn des Lebens, dem Sinn der Existenz. Diese Fragen brachten mich bereits mit 12 Jahren mit Zen in Kontakt.

3 schätze: Blueprints for Zen-Practice, das sind Gespräche mit Roland Rech, Olivier Wang-Genh, Muho, Alexander Poraj, Doris Zölls, Dirk Künne, Harry Teske, Nakagawa, Jion Blondstein, Anna Wassermeyer, Doko Waskönig und Christoph Hatlapa. Wann hattest Du die Idee zu diesem Filmprojekt und wann hast Du mit den Interviews begonnen?

Heisan: Die Idee schlummerte wohl schon etwas länger im Unterbewusstsein und basierte auf einem Film, den ich vor vielen Jahren gesehen hatte. Darin besuchte ein Mann verschiedene weise Männer und Frauen in Indien und stellte ähnliche Fragen wie ich in den Interviews.

Irgendwann war die Idee für dieses Filmprojekt dann völlig klar und ich „sah“ den Film bereits im Geiste. Einige Zeit später brachte ich zum Sesshin dann einfach die Kamera mit, erzählte meinem Lehrer von der Idee und er fragte mich, wann ich denn das Interview machen wolle. Ich antwortete ihm „Am liebsten sofort.“ Er war etwas überrascht, willigte aber ein am nächsten Tag das Interview durchzuführen. So fing alles an.

3 schätze: Der Film trägt den Untertitel „Einzigartige Dialoge mit europäischen Zen-Meistern über die Praxis des Zen“. Wie hast Du die verschiedenen Lehrer und Lehrerinnen gefunden, die im Film zu sehen sind.

Heisan: Mit einigen Lehrern war ich schon vorher im Kontakt. Die meisten habe ich aber über deren Webseiten ausfindig gemacht und habe ihnen einfach eine E-Mail geschrieben. Um ehrlich zu sein war ich etwas überrascht über die weitestgehend schnelle und positive Resonanz.

Da es mir wichtig war, nicht nur das Interview durchzuführen, sondern die Unterweisung in Form der Praxis jedes einzelnen Lehrers direkt zu erfahren, besuchte ich die Sesshins der Lehrer. Meist blieb ich ein bis zwei Nächte und so hatten wir Zeit für die Interviews.

Es war spannend und bereichernd, die Art der Unterweisung der unterschiedlichen Lehrer kennen zu lernen. Auch die Praxis der verschiedenen Traditionen wie Rinzai oder Soto, deren Ähnlichkeit und Unterschiede, waren für mich überaus interessant. So konnte ich die Erfahrung der Koan-Arbeit machen, die deutlich schnellere Rezitation der Rinzai-Schule, aber auch die unterschiedlichen Schwerpunkte der verschiedenen Soto-Lehrer kennenlernen.

3 schätze: Waren alle angefragten Lehrer*innen dem Projekt gegenüber aufgeschlossen oder hast Du auch Absagen bekommen?

Heisan: Es gab Lehrer, die sofort, ohne mich oder die Interviewfragen zu kennen, spontan zusagten ohne irgendwelche Rückfragen zu stellen. Viele wollten die Interviewfragen bewusst nicht einmal vor dem Termin erhalten, da sie frisch und ohne Vorbereitung aus dem Augenblick heraus die Fragen beantworten wollten. Das hat mich durchaus beeindruckt. Dann gab es Lehrer, die ohne irgendwelche Rückfragen zu stellen, mir ausrichten ließen, dass sie kein Interesse an diesem Filmprojekt hätten.

Aber es gab auch Sonderfälle, die mir zunächst dutzende Fragen zurück sendeten, mit der Bitte, diese zunächst zu beantworten. Nachdem ich bis zu 12 Fragen beantwortet hatte, zum Beispiel welche anderen Lehrer noch im Film vorkommen, wie der Film heißen soll, wie er veröffentlich wird und welche Fragen ich stellen würde, erhielt ich dann eine Absage.

Insgesamt schrieb ich etwa 18 Lehrer an. Interviews habe ich dann aber nur mit 12 Lehrern geführt und das hat dann auch gereicht. Ich habe es mir weniger anstrengend vorgestellt, die einzelnen Lehrer in Frankreich und ganz Deutschland zu besuchen, als es schlussendlich war. Meine Frau war übrigens auch erleichtert, als ich soweit alle Interviews im Kasten hatte und wieder mehr Zeit zu Hause verbrachte [Lachen].

Einen Lehrer, und das bedaure ich zutiefst, habe ich nicht mehr besucht, da die Zeit und Energie aufgebraucht war. Es handelt sich um Marcel Geisser, der in der Schweiz im Haus Tao praktiziert und den ich durch seine Bücher und unseren E-Mail Kontakt sehr schätze. Aber die Energie war einfach vorbei und so habe ich ihn nicht mehr besucht und persönlich kennenlernen können.

9 Fragen 9 Antworten

Die folgenden 9 Fragen wurden allen Zen-Meistern gestellt:

1. Wer bist du?
2. Was ist Erleuchtung? Was ist Erwachen?
3. Benötigt dieses Erwachen irgendwelche Voraussetzungen?
4. Was ist Zazen und wie praktiziert man es?
5. Wie können wir als Mensch das Leiden überwinden?
6. Was bedeutet „Das Ego zu überwinden“?
7. Was bedeutet Hingabe im Zen-Buddhismus?
8. Wie praktiziert man Zen im Alltag?
9. Was ist dein wichtiger aber kurzer Hinweis für Praktizierende?

3 schätze: Du hast jedem Lehrer, jeder Lehrerin dieselben neun Fragen gestellt. Waren dies auch Deine Fragen, die sich Dir im Laufe Deiner Praxis gestellt haben?

Heisan: Ja und nein, ich denke dass jeder Schüler sich mit den Fragen nach Erleuchtung und Erwachen, nach der Überwindung des Leidens und der Funktionsweise des Egos beschäftigt. Aber ehrlicherweise stammen die Fragen aus dem besagten Film, der mich zu „Blueprints for Zen-Practice“ inspiriert hat. Ich habe die Fragen etwas auf die Zen-Praxis angepasst und jeder Lehrer erhielt die selben neun Fragen.

3 schätze: Du sagtest vorhin, dass die Entstehung der Interviews immer auch mit einer gewissen Zeit der Praxis in den verschiedenen Zen-Sanghas zusammen hing. Was waren für Dich die gravierensten Unterschiede und gab es etwas, was Du überall wiedergefunden hast?

Heisan: Interessant war für mich vor allem, dass ich mich nicht wie sonst einfach ins Sesshin hineinfallen lassen konnte. Die Abläufe waren etwas unterschiedlich und ich fühlte mich bei manchen Sesshin, vor allem in der Rinzai-Tradition, wie ein blutiger Anfänger.

Das war eine wunderbare Erfahrung. Alle angelernten Abläufe, Routinen und Rituale der letzten 20 Jahre mussten losgelassen werden. Diese Erfahrung war sehr bereichernd.

Im Rinzai-Tempel zum Beispiel gab es das Holz, die große Glocke und das Metall, aber sie wurden auf eine andere Art und Weise genutzt. Das sitzen mit dem Gesicht in den Raum, die Koan-Praxis, die Handhaltung und das Tee-Ritual vor dem Zazen war auch so ein Beispiel.

Aber schlussendlich gab es auch viele Gemeinsamkeiten. Allen gemeinsam war zum Beispiel die Offenheit und Herzlichkeit, die mir entgegen gebracht wurde und die vermutlich typisch für das Zen im Allgemeinen ist. Ein paar der Lehrer waren offener, andere etwas verschlossen und wollten gerne ihren Lehrer-Status demonstrieren. Aber schlussendlich waren es immer interessante Begegnungen und Erfahrungen.

3 schätze: Gibt es hierzu eine Anekdote, eine besondere oder außergewöhnliche Situation über die Du berichten kannst?

Heisan: Die Art der Rezitation im Rinzai-Zen hat mich stark beeindruckt. Die Zeremonie hat zweimal täglich mit sechs oder sieben verschiedenen Texten und mehrfachen Wiederholungen über 45 Minuten stattgefunden. Dabei hat das Tempo mit jeder Wiederholung zugenommen, was eine starke Konzentration und Energie erzeugte, ähnlich der Kito-Zeremonie im Soto. Ich habe das Hakuin Sutra, das Hakuin Zenji Zazen Wasan, das es so im Soto nicht gibt, auf Grund seines Rhythmus und seiner Energie, aber auch auf Grund seiner Aussagen sehr zu schätzen gelernt.

3 schätze: Die Antworten Deiner Interviewpartner*innen sind teilweise recht unterschiedlich. Am Ende des Trailers sagst Du, sie entstammen der selben Essenz. Wie würdest Du die Essenz des Zen beschreiben?

Heisan: Wenn ich sage, dass alle Antworten aus der selben Essenz stammen, meine ich damit nicht die Essenz des Zen. Damit pressen wir die Wirklichkeit doch wieder nur in ein Konzept. Es ist die Essenz des Lebens, das von Augenblick zu Augenblick geschieht. Man kann diese Essenz nicht auf ein Wort wie Zen reduzieren, noch könnte ich sie dir mit Worten beschreiben.

3 schätze: Du bist, zumindest in unserer Zen-Linie, einer der wenigen, die stark auch mit modernen Medien arbeiten. So hast Du über Deinen YouTube-Kanal schon viele Videos und Anleitungen zur Zen-Praxis verbreitet. Gleichzeitig leitest Du auch eine Zen-Gruppe und bietest Zen-Tage und Sesshins an. Magst Du dazu etwas erzählen?

Heisan: Auweia, ja der YouTube-Kanal [Lachen]. Nach meiner Mönchsordination 2018 war da eine unglaubliche Energie die mich getragen und geleitet hat. Da ich auf einem kleinen Dorf wohne und nicht die Einwohnerzahl habe, um ein Dojo oder eine größere Gruppe aufzubauen, entstanden neue Wege, die Praxis an andere Menschen weiterzugeben oder zugänglich zu machen.

Anfang 2019 fiel die Entscheidung, dieses Jahr vollständig dem Zen-Weg zu widmen und ich hatte mich dazu weitestgehend aus beruflichen Aktivitäten zurückgezogen. Es war ein spirituelles Jahr oder Sabbatical wie man es heute nennt. Das Filmprojekt „Blueprints for Zen-Practice“ war ein Bestandteil davon. Die Videos in meinem YouTube-Kanal als auch die Sesshins und Zen-Tage, bei denen die Videos entstanden sind, war ein weiterer Punkt.

Außerdem kursieren nach wie vor so viele verrückte Ideen über Zen und die Praxis des Zazen, wie zum Beispiel, dass man seine Gedanken zum Stillstand bringen oder Schmerzen während Zazen aushalten müsste, um irgendwelche Bewusstseinserfahrungen zu machen. Auf Sesshins habe ich immer wieder Teilnehmer erlebt, die Schmerzmittel eingenommen haben, um die Schmerzen in den Knien zu unterdrücken und durchzuhalten. Diese Punkte waren wohl der erste Impuls mit den Videos zu starten.

Gerade in der heutigen Zeit kann ein spiritueller Weg wie der des Zen, der auf einer jahrtausende alten Tradition beruht, Menschen helfen sich mit sich selbst und ihrem Leben auseinander zu setzen. Zen kann den Menschen in Krisenzeiten Hoffnung schenken und die Akzeptanz fördern, die Dinge für den Augenblick so sein lassen zu können, wie sie nun einmal sind.

Was nicht heißt, dass wir lethargisch alles akzeptieren und annehmen sollen. Vielmehr ist es auch ein Akzeptieren des „nicht-akzeptieren-könnens“ und ein ins Handeln kommen zum Wohle anderer und getragen durch Mitgefühl. Aus meiner Sicht ist der Zen-Weg ein sehr aktiver, lebensbejahender Weg der spirituellen Praxis, der uns hilft uns selbst besser kennen zu lernen und uns schlussendlich die Erfahrung schenken kann, dass wir bereits sind wonach wir suchen, ohne es jemals finden zu können.

3 schätze: Der Film erscheint 2020 ebenfalls auf Deinem YouTube-Kanal, kostenlos für alle, die mehr über Zen und die Praxis des Zen erfahren wollen. Wird es auch eine DVD geben?

Heisan: Bisher ist noch keine DVD geplant, da der Film, wie du schon sagst, kostenlos auf YouTube erscheinen wird. Was aber ein weiteres Projekt sein wird, ist das Buch zum Film.

Leider mussten die Antworten vieler Lehrer und Lehrerinnen für den Film geschnitten und gekürzt werden. Aus diesem Grund suche ich aktuell noch nach Menschen, die einzelne Interviews gerne abtippen möchten und so zu diesem Buchprojekt beitragen wollen. Da ein solches Projekt nicht nur vom persönlichen Engagement getragen wird, benötigen wir darüber hinaus auch finananzielle Unterstützung. Die Korrektur und das Lektorat zum Beispiel sind ziemlich kostspielig.

3 schätze: Du hast ja bereits einige Bücher zum Thema Zen geschrieben. Magst Du dazu etwas sagen?

Heisan: Gerne. Das erste Buch „Zen – Erleuchtung und andere Missverständnisse“ beinhaltet die gesammelten Tagebücher der ersten 10 Jahre meines eigenen Zen-Wegs. In diesem Sinne habe ich also kein Buch geschrieben, sondern lediglich meine Tagebucheinträge abgetippt. Es entstand aus dem Wunsch heraus, dass ich selbst zu Beginn meines Weges gerne ein solches Buch gelesen hätte und der Aufforderung eines befreundeten Mönchs, der mir, nachdem er mein erstes Tagebuch gelesen hatte, sagte: „Das sollten möglichst viele Zen-Einsteiger lesen.“ Ungeschönt und authentisch beschreibe ich darin, in welchen wirren Gedanken ich mich selbst zu Beginn regelmäßig verheddert habe und die Missverständnisse und Illusionen, denen wir auf dem Weg begegnen können.

Aus den Tagebucheinträgen bzw. den Gedichten, die im Laufe der Zeit entstanden sind, versehen mit einem kurzen Text, entstand dann auch das Buch „Der Geschmack des Schattens einer Pflaume“.

Das Buch „Die Wahrheit des Seins“ ist mein kläglicher Versuch, das was ich im Zen für mich als wahr erkannt habe, auf irgendeine Weise in Worte zu fassen. Es beinhaltet auf wenigen Seiten kurze Texte zu bestimmten Themen des Lebens. Dabei erhebt es natürlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder Wahrheit, aber es kann die eigene Praxis durchaus bereichern.

Das bisher letzte Buch „Zazen – Weil´s besser ist als rumsitzen und gar nichts tun“ entstand aus einer Sammlung von Blog-Artikeln und Beiträgen, die im Laufe der Zeit auf meiner Website entstanden sind.

3 schätze: Möchtest Du zum Abschluss noch etwas sagen?

Heisan: Ich bedanke mich von Herzen bei allen Lehrern und Lehrerinnen für die Teilnahme an diesem Projekt und für ihre Unterweisung und ihr Handeln in der Welt. Auch allen Menschen, die dieses Filmprojekt bisher finanziell mitgetragen haben und durch Spenden den Film und das Buchprojekt möglich machen, möchte ich von Herzen danken. Nicht zuletzt gebührt mein Dank aber auch meiner Frau und meiner Familie, die mich darin unterstützt haben, dieses Filmprojekt überhaupt möglich zu machen und mir die Zeit gaben, die verschiedenen Lehrer und Lehrerinnen zu besuchen. Ich hoffe mit diesem Film einen kleinen Beitrag zur Verbreitung der Zen-Praxis leisten zu können.

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Interview.

Infos und Kontakt: www.blueprints-zen.info

Wenn Ihr Heisan in seiner Praxis und Weitergabe unterstützen möchtet, freut er sich über Spenden.

Den gesamten Film könnt Ihr hier ansehen.

Dieses Interview wird gleichzeitig auf der Webseite des San Bo Dojo veröffentlicht.

MY BUDDHA IS PUNK

Glaube nicht, was die Gesellschaft Dir sagt, glaube nicht, was Deine Eltern Dir sagen, sondern mache Deine eigenen Erfahrungen und ergründe Dein wahres Selbst

Das erste Punk Fanzine, die eigene Band mit rudimentärem Equipment und ein Punk Manifest. In MY BUDDHA IS PUNK ist die Aufbruchsstimmung direkt zu spüren…

Doch Punk und Buddhismus, geht das überhaupt zusammen? Für mich persönlich war dies, als alterndem Punker und Zen-Mönch, viele Jahre eine verzwickte Frage. Immer auf der Suche nach Wahrheit und Authentizität blieb doch oft ein leiser Zweifel bestehen. Bis eines Tages Menschen wie Brad Warner oder Noah Levine und Dharma Punx auf der Bildfläche erschienen, die die Worte des Buddha in ihrer Sprache vermittelten. Auch bei Abt Muho meine ich zwischen den Zeilen lesen zu können, in welchen Kreisen er sich in jüngeren Jahren bewegt hat. Die obige Frage kann ich also mittlerweile mit einem absoluten „JA!“ beantworten und so war ich gespannt, den Film MY BUDDHA IS PUNK endlich im Kino zu sehen…

Kyaw Kyaw, ein 25-jähriger burmesischer Punk, ist noch während der Militärdikatur in Myanmar aufgewachsen, welches nach der „Safran Revolution“ nun langsam den Weg in eine Demokratie findet. Er träumt vom Durchbruch der Punkbewegung in Myanmar und versucht, zusammen mit den Mitgliedern seiner Punkband, auf die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Besonders gegenüber der muslimischen Bevölkerung gibt es in Myanmar immer wieder Ausschreitungen. „Die Muslime werden zum Sündenbock gemacht, um von anderen Problemen abzulenken„, sagt Kyaw Kyaw. „Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen sollen den Eindruck vermitteln, dass es ohne das Militär in Burma keine Ordnung gäbe. Die Bevölkerung soll denken, dass das Militär für Frieden und Sicherheit sorgt„. Mit seiner Musik und den Demonstrationen auf der Straße kritisiert Kyaw Kyaw den andauernden Bürgerkrieg und die Verfolgung der ethnischen Minderheiten. Er reist durch das Land, um seine eigene Philosophie unter der jungen Generation zu verbreiten: Eine Symbiose aus Buddhismus und Punk, die religiöse Gebote und politische Doktrin ablehnt.

Immer wieder diskutiert die Gruppe von Punks über ihre Vorstellungen von Punk, ihre Werte und die Lehren des Buddhismus. Auf einer längeren Zugfahrt spricht K.K.R.R. (Kyaw Kyaw Rebel Riot) zu den Menschen über Buddha und sie hören gebannt zu, was dieser junge Mann zu sagen hat.

Ein Gedanke während des Films war, man bräuchte nur die Worte „Punk“ und „Buddha“ auszutauschen und es wäre die perfekte Unterweisung eines Zen-Meisters.

Rebel with kindness and love

Die Mitglieder der Band The Rebel Riot Band sagen, „Es ist leicht, sich zu beschweren aber es ist besser, etwas zu tun„. Gemeinsam mit Food Not Bombs Myanmar verteilen die Punks aus Yangon Lebensmittel an Obdachlose.

Punks Feeding the Homeless

They've got mohawks and studs. And they're feeding the hungry. They're the punks of Yangon.

Posted by AJ+ on Sonntag, 18. September 2016

 

Weisheit gibt es nicht nur dort, wo man sie erwartet (Michael A. Schmiedel)

Im Rahmen des Netzwerks der buddhistischen Gruppen in Bonn lief MY BUDDHA IS PUNK am Mittwoch, 22.02.2017 im Kino der Brotfabrik in Bonn Beuel. Ein grossartiger Film, zu dessen NRW Premiere viele gekommen waren, ein gemischtes Publikum aus Buddhisten, Punks, punkigen Buddhisten und buddhistischen Punks…

Der Film von Andreas Hartmann ist ein faszinierendes Porträt einer rebellischen Jugendkultur inmitten einer restriktiven, konservativen und zutiefst religiös geprägten Gesellschaft. Sehenswert!!!

Infos:

Facebook: www.facebook.com/mybuddhaispunk
The Rebel Riot Band: www.reverbnation.com/therebelriotband
The Punk Of Burma, Bilder von Sandra Hoyn

Trailer:

STOPPING – Wie man die Welt anhält – Wege zur Meditation

Bei Filmen „über“ Meditation mag man ja geteilter Meinung sein. Mich machen solche Dokumentationen, in denen Menschen auf ihrem Weg begleitet werden auf jeden Fall neugierig. So war ich gestern Nachmittag im Kino und habe mir STOPPING – Wie man die Welt anhält angesehen.

stopping-meditation-film

STOPPING… ist also ein Film über Meditation, ihre Formen und Praxis. Er begleitet vier ziemlich „normale“ Menschen, zwischen Berlin und London, die im Alltag stark gefordert sind und deshalb die Stille und Ruhe der Meditation suchen. Im Rückzug auf sich selbst, in der Fokussierung auf das Elementare wollen sie die Kraft für ihren Alltag finden.

Da ist z.B. Friedrich, ein Anästhesiearzt aus Berlin. Er reist ins Allgäu und lernt im Buddha-Haus Vipassana-Meditation kennen. Dorothea, eine Lektorin in einem wissenschaftlichen Verlag, nimmt in London an einem achtwöchigen MBSR Kurs teil – eine Achtsamkeitsmeditation zur Reduktion von Stress. Uta, Mutter dreier Kinder, möchte gelassener mit ihren Kindern umgehen. Durch die anthroposophische Meditation entdeckt sie das Lebendige im Alltag. Nico, ein Theologe besucht ein Zen-Sesshin im Kloster Schönböken nördlich von Lübeck. Dort übt er Zazen, die Praxis des stillen Sitzens.

Im Film kommen u.a. Bahnte Nyanabodhi, Dr. Paul H. Köppler, Fred von Almen, Agnes Hardorp und Thomas Mayer, Ludger Tenryu Tenbreul, Marie Mannschatz und Pater Anselm Grün zu Wort. Das Schöne ist die grosse Einfachheit, die alle als Basis, als Wesen der Meditation beschreiben.

Die Vorstellungen und Wünsche von Meditationsanfängern oder auch Erfahrungsberichte anderer Meditierender finde ich immer wieder spannend. Interessant war u.a. eine Äußerung von Friedrich aus Berlin zu Beginn des Films. Auf dem Weg zur Vipassana-Meditation im Buddha-Haus sorgte er sich, ob der Kurs zu viele Fragen aufwerfen könnte, ob die Meditation sein ganzen Leben in Frage stellen könnte. Seine Antwort, ob er das wolle, lautete eindeutig „Nein“.

Hierzu fiel mir eine Ausspruch des Zen-Meisters Roland Yuno Rech ein, der darauf drängt, die wahre Dimension des Zazen (Meditation) zu entdecken. Er sagt, „Es gibt das Dharma des Samsara und es gibt das Dharma des Nirvana. Im Dharma des Samsara geht es uns immer noch um das persönliche Wohlbefinden und einen eigennützigen Zweck der Meditation. Doch dieses Wohlergehen ist zerbrechlich, begrenzt, der Unbeständigkeit ausgesetzt und hängt von der Zusammenkunft der Umstände ab. Das Dharma des Nirvana ist die Suche nach einer tiefen Befreiung aus dem Samsara. Dieses Dharma ermöglicht es, uns von den Drei Giften zu befreien“.

Ich glaube, jede Motivation ist gut, um sich auf den Weg der Meditation zu machen. Fast jede/r beginnt die Suche aus einer Not heraus, ist vielleicht am Ende eines anderen Weges angekommen, ist gestresst, hat ein Bedürfnis nach Ruhe und möchte zunächst einmal, dass wieder mehr Leichtigkeit ins Leben tritt. Und vielleicht stellt sich zu einem späteren Zeitpunkt die Frage nach dem nächsten Schritt, der dann eine wahre innere Revolution sein kann…

Weitere Infos zum Film und Spielorten in Deiner Nähe gibt´s hier.

Hier gibt es außerdem einen Trailer zu sehen.