Yoga im Kaff – Ute Schmitz im Gespräch mit Patrick Damschen

Mitten im Nirgendwo, am Rhein zwischen Bonn und Koblenz, findet man die neuen Räume von Rhein-Yoga. Dieses Nirgendwo nennt sich Kasbach und liegt im Siebengebirge in der Nähe von Linz am Rhein. Hier hat Ute Schmitz ihre Zelte aufgeschlagen und bietet Hatha Yoga nach Yesudian.

3 schätze: Ute, magst Du kurz erzählen, wer Du bist und was Dich nach Kasbach verschlagen hat?

Ute Schmitz: Grundsätzlich bin ich einfach ich und das ändert sich täglich. Im Dienste der Gesundheit begann mein Werdegang in der Apotheke,führte in den Pharmaaussendienst und somit in die Mitte meines Wirkkreises nach Bonn. Das Schicksal meinte es dann gut und sorgte für ein Umdenken. Alternative Heilungsmethoden waren mir immer schon wichtig, Yoga begeisterte mich auch schon länger und dann liess ich mich als Yogalehrerin ausbilden um präventiv ein Angebot anzubieten. Da Bonn zwar schön, das ländliche jedoch schöner für mich als Eiflerin ist, zog es mich auf´s stadtnahe Land.

3 schätze: Was verbirgt sich alles hinter Rhein-Yoga? Neben Deinem normalen Kursprogramm hast Du ja noch eine Menge weiterer Angebote.

Ute Schmitz: Hinter Rhein-Yoga verbergen sich Möglichkeiten die uns wieder in fluss bringen. Darum empfinde ich DEN Fluss auch als Kraftort. Chakra-Duft-Yoga als Workshopreihe zu den 7 Hauptchakren, partnerentspannungsworkshops und Kooperationen mit einer meditativen Künstlerin und einer Klangschalentherapeutin runden das Angebot ab. Es gibt viele Wege und einige möchte ich den Menschen zugänglich machen.

ute-schmitz-am-rhein3 schätze: Wo hast Du Deine Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung gemacht und welche Yogastile bietest Du an?

Ute Schmitz: Ich habe beim PBE Institut in Bad Wimpfen die Ausbildung gemacht und lerne immer weiter. Grundlage meine Ausbildung ist Hatha Yoga nach Yesudian. Nach seiner Lehre wird viel mit Affirmationen gearbeitet. Man muss nicht zwingend alles über Vishnu oder Shiva wissen um Yoga zu spüren, etwas was ich daran so mag um Yoga emotional zu vermitteln. Da ich es auch dynamisch mag, biete ich zusätzlich Vinyasa an.

3 schätze: Wer besucht Deine Yoga-Kurse/-Workshops?

Ute Schmitz: Alle die sich gerne aus dem Alltag lösen wollen und in sich spüren möchten. Von der Hausfrau angefangen über Manager/innen, verkopfte und Bauchmenschen, Yoganeulingen die nach einer Schnupperstunden dabei bleiben und es ist schön, diese Menschen inspirierend miteinander zu erleben.

surabhi-yoga3 schätze: Ein weiteres wichtiges Thema für Dich scheint ja der Duft zu sein. Gemeinsam mit dem Parfum Atelier Manasse gibst Du Duft- & Aroma Workshops in Köln, Limburg, Berlin und München. Ausserdem bist Du Teil des Surabhi Teams, mit dem Du die Surabhi – Yoga-Chakra-Duft Workshops anbietest. Bitte erzähle uns doch hierzu ein wenig mehr.

Ute Schmitz: Das ich Dufmensch bin wusste ich nach einem Parfumseminar. So entstand nachhaltig der Kontakt mit dem Parfumatelier Manasse. Ich bin keine Parfumliebhaberin, doch was mich fesselt ist, was Duft, Aroma mit uns macht. Zwischenmenschlich passieren über Duft so viele spannende Dinge und wenn man in unserem Workshop sein eigenes Parfum macht, entdeckt man auch versteckte Kreativität. Die Kombination mit Yoga kommt so sehr schnell zu Stande, denn Aromaöle können in unserem Duft-Chakra-Yoga neben den Meditationen und den Ananas das ganze wunderbar unterstützen. Eine Woche später an dem Öl geschnuppert, ist man mental wieder bei dem Chakra-Workshop von vor 7 Tagen und spürt bewusst die Wirkung, wenn man die Aufmerksamkeit wieder zum Chakra bringt. Ein großartiges Werkzeug für die Chakraharmonisierung.

3 schätze: Ich kenne kaum jemanden, die so aktiv im Internet unterwegs ist. Neben diverser Beiträge in den üblichen sozialen Netzwerken (bei Facebook, Google+ oder XING), schreibst Du auch noch einen eigenen Blog. Welche Themen sind Dir da am wichtigsten, was möchtest Du der Welt mitteilen?

Ute Schmitz: Also ursprünglich waren diesen Medien mein Kontakt zur Außenwelt, da ich auf Grund des Aussendienstes wenig Freundschaften pflegen konnte. Dann entdeckte ich, wieviel ich über mich und meine Entwicklung erfahren habe, wenn ich durch mein Archiv dort wühle. Das es dann als Werbeplattform einfach wichtig wurde, um meinen Yogatraum ins Rollen zu bringen, hätte ich nicht gedacht. Doch es macht mir Spaß und ich habe tatsächlich über Xing und Facebook schon Schüler gewonnenen. Mitteilen möchte ich in meinem Blog Themen die mich bewegen und begeistern. Manchmal einfach Gedanken, Erlebnisse, spannende Ernährungstipps und natürlich yogisches wie Asanas, Mantras & Co. Es macht mir maximal Freude den Menschen esoterische und spirituelle Themen handhabbar zugänglich zu machen. Solche Dinge empfinden viele noch als befremdlich oder verrückt und dies als einen Weg zur inneren Ruhe und Zufriedenheit an den Mann und die Frau zu bringen, liegt mir.

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Interview und viel Erfolg mit Rhein-Yoga!

Kontakt:
Rhein-Yoga / Ute Schmitz
Kasbachtalstr. 18
53547 Kasbach (bei Linz am Rhein)

02644.5699804
0178.5840771

www.rhein-yoga.de

Leben-Reloaded Workshop – Yoga, Lesung & Talk mit Dieter Gurkasch

Auf den Spuren der Yogis suchte Dieter Gurkasch nach einem Sinn in einer fast aussichtslosen und feindlichen Lebensumwelt. Und das tat er eben nicht wie viele andere in schicken Wellness-Seminaren, sondern in einem der härtesten Gefängnisse Deutschlands: der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, besser bekannt als »Santa Fu«.
(Patrick Broome aus seinem Vorwort zum Buch „Leben Reloaded“)

Am 14.03.2014 wird Dieter Gurkasch einen Yoga-Workshop bei 3 schätze leiten und aus seinem Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚ lesen. (Infos und Anmeldungen weiter unten)

Die Geschichte des Hamburgers, Dieter Gurkasch, hört sich an wie ein Roman- oder ein Film-Plot, doch all das, was in seinem Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚ niedergeschrieben wurde und nachzulesen ist, hat sich tatsächlich so ereignet.

Leben Reloaded von Dieter GurkaschEigentlich wohlbehütet aufgewachsen, gerät Dieter Gurkasch als Jugendlicher auf die sog. schiefe Bahn, nimmt Drogen, dealt und begeht schließlich einen Raubüberfall, in dessen Verlauf er einen Menschen tötet. Er wird verurteilt und verliert seine Freiheit. Voller Hass will sich Gurkasch diese Freiheit zurückholen, rebelliert, zettelt eine Knastrevolte an und flieht, nur um kurze Zeit später wieder einzusitzen. Auch nachdem er mit Mitte 30 seine Strafe verbüßt hat, gelingt ihm kein Neuanfang. Er verbreitet Angst und Schrecken und in einer Schießerei mit der Polizei entgeht er nur knapp dem Tode. Wiederbelebt sitzt er erneut für viele Jahre hinter Gittern, jahrelang sogar in Isolationshaft.

In der harten Gefängniswelt von Santa Fu (Hamburg) fällt ihm irgendwann ein Buch über Yoga in die Hände. Zunächst voller Spott beginnt er mit der „Mädchengymnastik“ und entdeckt er, dass er sich mit den darin beschriebenen Übungen auffällig schnell von grippalen Infekten erholt. Dann stellt er fest, dass der Hass, der so lange in ihm war, mit Hilfe der Yogapraxis endlich schwindet und er auch die Trauer neu kennenlernt. Dieter Gurkasch lässt sich immer tiefer auf Yoga ein und gründet schließlich eine Yogagruppe für seine Mit-Häftlinge.

Inzwischen ist Dieter Gurkasch -nach 25 Jahren Haft- entlassen und engagiert sich weiterhin dafür, Yoga in die Gefängnisse zu bringen. Er ist als Yogalehrer tätig und bietet Lesungen, Vorträge und Yoga-Workshops im gesamten deutschspachigen Raum an. Die Schilderungen seiner Transformation, die ihm eine ganz andere, innere Freiheit schenkte, gehen sehr unter die Haut.

Dieter Gurkasch hat mit anderen zusammen den gemeinnützigen Verein YuMiG e. V. gegründet mit der Zielsetzung Yoga und Meditation als niederschwelliges Therapieangebot in Gefängnissen zu verankern sowie Ansprechpartner zu sein für Inhaftierte, Vollzugsbeamte und Yoga-oder Meditationslehrer, die ähnliche Gruppen in Gefängnissen planen.

yumig-logo

Weitere Infos über den Verein unter: www.yumig.de

Weitere Infos, Interviews/Videos, Rezensionen unter: www.dietergurkasch.de

 

Leben-Reloaded Workshop – Yoga, Lesung & Talk

Die Veranstaltung beginnt mit einer 60 minütigen Yoga-Übungseinheit, welche Dieter Gurkasch in seiner Zeit im Strafvollzug entwickelt und angeleitet hat. Diese sehr wirksamen und für alle Yoga-Level geeigneten sanften Energie Übungen stärken den Energiekörper des Menschen und gleichen ihn aus, was dazu führt, daß wir wieder auf unsere natürlichen Kraftreserven zurückgreifen können.

Auf die Yogapraxis folgt eine knappe einstündige Lesung des Autors aus seinem neu erschienenen Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚. Wer möchte, kann das Buch vor Ort erwerben und signieren lassen.

Im Anschluss lädt Dieter Gurkasch ein zu Diskussion und Reflexion, während der auch alle Fragen gestellt werden können, die auf dem Herzen liegen. Die Veranstaltung schließt mit einer kleinen Atem-Meditation.

Die Yogastunde sowie Lesung & Talk werden sowohl zusammen, wie auch separat angeboten.

Gesamtdauer: ca. 3 Stunden | Kosten: 25,00 €
Einzelangebot:
Yogastunde: 60 Minuten | Kosten: 12,00 € (begrenzte Plätze)
Lesung & Talk mit Atem-Meditation: ca. 2 Stunden | Kosten: 15,00 €

Termin: 14.03.2014

Yogastunde: 18:30 | Lesung & Talk: 19:30

Ort: 3 schätze | Heerstr. 167 | 53111 Bonn
Infos: www.3-schaetze.de

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Kurzinterview: Pierre Boisson im Gespräch mit Patrick Damschen

„Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle des anderen hören,
dann erkennen wir die Menschlichkeit, die wir gemeinsam haben.“

(Marshall Rosenberg)

Workshop/Seminar: Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

vom 22.02. bis 23.02.2014 in Bonn

(Programm, Teilnahmebedingungen, siehe unten)

Wenn Menschen mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) in Berührung kommen, entdecken sie diese oft als hilfreiche Ergänzung zu ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrer Religion usw. Ich selbst habe die GFK als wunderbares Werkzeug in Verbindung mit meiner Zen-Praxis gefunden und war erfreut letztes Jahr ein Interview mit Pierre Boisson im Yoga Journal zu finden und zu sehen, dass es eben auch Menschen gibt, die die GFK mit Yoga verbinden.

Pierre Boisson_NeuPierre Boisson ist Mitgründer der Yogaschule Param Yoga in Nürnberg. Er unterrichtet Hatha Yoga mit Einflüssen aus verschiedenen Yoga Traditionen und ist darüber hinaus Trainer im Bereich Kommunikation und Konfliktmanagement sowie ausgebildeter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg. In diesem Kontext leitet er Seminare und Workshops in Deutschland und Frankreich.

3 schätze: Hallo Pierre, vom 22.02. – 23.02.2014 wirst Du bei 3 schätze in Bonn einen Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga) Workshop leiten. Zeit um ein bisschen über Dich, Yoga und die GFK zu plaudern.

Pierre: Hallo Patrick! Zunächst einmal Danke für diese Gelegenheit mich mit dir über das, was mir am Herzen liegt unterhalten zu dürfen. Und natürlich finde ich es toll, dass du die GFK nach Bonn zu 3 schätze bringst!

3 schätze: Erzähl doch bitte zunächst kurz etwas zu Deiner Person.

Pierre: Ich bin als Halb-Franzose in München aufgewachsen. Mit 16 Jahren bin ich nach Frankreich (Nizza), habe dort Abitur gemacht und dann in Paris Business studiert. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft (hauptsächlich im Bereich Outdoor Sport), habe ich ein immer tieferes Verlangen nach mehr Sinnhaftigkeit verspürt bis der Entschluss kam ein sabatisches Jahr zu nehmen, in dem ich mich dann in Indien dem Yoga und der Gewaltfreien Kommunikation gewidmet habe. Nach einer Trainer-Ausbildung in GFK, Yogalehrerausbildung und einem Jahresaufenthalt in einem Yoga Ashram habe ich mich selbstständig gemacht und bin nun seit 3 Jahren in diesen Bereichen tätig. Ich lebe zusammen mit meiner Partnerin Catrin in Nürnberg. Wir haben einen Sohn Elijah (2 Jahre).

3 schätze: Wie würdest du die GFK in ein paar kurzen Sätzen beschreiben?

Pierre: Die Gewaltfreie Kommunikation ist vor allem eine innere Einstellung zum Leben und dadurch zu meinen Mitmenschen. Im Vordergrund dieser Haltung steht der Wunsch Verbindung und tiefes Verständnis füreinander aufzubringen. Diese Verbindung entsteht dann, wenn wir uns auf der Ebene unser Bedürfnisse begegnen und wenn wir Wege finden die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen. Das ist nur dann möglich, wenn beide Personen in Ihrem Bedürfniss wirklich gehört, verstanden und ernst genommen werden.

3 schätze: Was hast Du zuerst entdeckt, Yoga oder die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Zuerst habe ich Yoga entdeckt. Yoga lehrt uns Techniken, um mit sich selbst in Einheit zu kommen, d.h. seinen Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Dazu lehrt uns der Yoga eine Vielzahl an Techniken darunter Körperübungen, Atemübungen, Meditationen, Entspannungstechniken sowie eine Anzahl an moralischen Grundvoraussetzungen, die für die Praxis notwendig sind. Das sind die so genannten „Yamas“ (= Moralischer Umgang mit meinen Mitmenschen) und „Niyamas“ (= Umgang mir selbst gegenüber). Zwei dieser Grundvoraussetzungen sind „Ahimsa“, die Gewaltlosigkeit in Wort, Tat und Handeln sowie „Satya“, die Wahrhaftigkeit / Ehrlichkeit meinen Mitmenschen und mir gegenüber. Das Yoga-System bietet zur Umsetzung vor allem die Meditation und Achtsamkeit als Technik. Doch war ich auf der Suche nach noch mehr konkreten Hilfsmitteln, wie ich sprachlich „Ahimsa“ umsetzen könnte. Da kam die Gewaltfreie Kommunikation als eine wunderschöne ergänzende Technik genau richtig.

Pierre Boisson GFK 013 schätze: Auf welche Weise verbindest Du Yoga und die Gewaltfreie Kommunikation? Wo siehst Du die Gemeinsamkeiten?

Pierre: Der Gründer der GFK, Marshall Rosenberg, stammt aus der humanistischen Psychologie, die wie Yoga davon ausgeht, dass der Mensch alle Selbstheilungskräfte in sich trägt. Beide Systeme arbeiten sehr methodisch und sind in mindestens doppeltem Wortsinn Haltungen. Beide bieten konkrete Techniken in der Umsetzung, die sich ergänzen: Die GFK in den vier Schritten Wahrnehmung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese helfen mir, eine wertschätzende Haltung einzunehmen und eine empathische Verbindung zu meinem Gegenüber herzustellen. Yoga bietet den achtgliedrigen Pfad des Ashtanga, der mir hilft, die Verbindung zwischen Körper, Geist, Seele herzustellen. Vereinfacht zusammengefasst kann man sagen: beide Wege dienen dazu eine wertschätzende Verbindung zu mir und meinen Mitmenschen herzustellen.

3 schätze: Wie definierst Du Gewalt in der Kommunikation?

Pierre: Ich werde häufig gefragt, warum die „Gewaltfreie Kommunikation“ eigentlich Gewaltfreie Kommunikation genannt wird. Denn bei dem Wort “Gewalt” denkt man häufig an körperliche Gewalt. Doch bereits unsere Gedanken und Worte können gewaltvoll sein. Unnötig zu erwähnen welche emotionalen Wunden Worte dabei hinterlassen können.

marshall-rosenbergAus Sicht der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg, beginnt Gewalt dann, wenn unsere innere Einstellung auf Bewertungen, Urteile und / oder Kritik ausgerichtet ist. Statt unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, was der andere falsch macht, richten wir in der GFK unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir selbst gerade brauchen. Das ist anfangs gar nicht so einfach, denn wir stecken alle in unseren Sprach- und Denkmustern. Aber mit ein bisschen Übung verwandeln sich dann Aussagen wie: „du fieser Egoist!“ (=mein Urteil über den Anderen) in: „Ich bin echt sauer und brauche deine Unterstützung!“ (=wie geht es mir (Gefühl) und was brauche ich (Bedürfnis).

3 schätze: Welchen Sinn hat die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Das Primärziel ist Menschen zu verbinden. Zu erkennen, dass wir letztendlich alle das Gleiche wollen. Die GFK zeigt uns, dass Konflikte aus der Illusion entstehen zu denken, der andere wolle etwas anderes als ich. Aus dieser Illusion heraus entsteht Trennung und Gewalt. Die GFK bietet ein Modell seine innere Einstellung / Haltung zu verändern, welche es ermöglicht uns empathisch zu verbinden und somit souveräner mit Konflikten umzugehen.

3 schätze: An wen richtet sich die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Überall wo Menschen aufeinander treffen gibt es Konflikte, sei es in der Partnerschaft, mit Kindern, in der Familie, dem besten Freund und natürlich auch in der Arbeitswelt, welche immer noch stark autoritär (gewaltvoll) geprägt ist.

Marshall Rosenberg hat die GFK auf der ganzen Welt gelehrt in allen vorstellbaren Situationen: Gefängnissen, Polizei, Gettos in der Bronx, Gewaltopfern, Israel/Palästina Konflikt und eben auch in unseren alltäglichen Problemen.

Pierre Boisson GFK 023 schätze: Kannst Du das 4-Schritte-Modell der Gewaltfreien Kommunikation kurz an einem Beispiel erklären?

Pierre: Die GFK nutzt ein einfaches vier Schritte-Modell bestehend aus folgenden Komponenten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese vier Schritte können unabhängig, ob ich von mir rede (Aufrichtigkeit) oder ob ich mich mit dem anderen verbinden möchte (Empathie), eingesetzt werden. Hier eine Kurzversion der Aufrichtigkeit, die darauf zielt mein Anliegen so anzusprechen, ohne dass das gesagte Wort Kritik, Bewertung oder Urteil enthält, dennoch ehrlich und aufrichtig ist.

Ein Beispiel wäre statt zu sagen: “Du räumst wirklich nie die Küche auf! Hier ist immer so ein Saustall!” könnte man aus Sicht der GFK folgendes sagen:

“Wenn ich sehe, dass das ungewaschene Geschirr in der Spüle liegt und der Müllbeutel bis oben gefüllt ist (Wahrnehmung), dann bin ich wirklich sauer (Gefühl), weil mir Ordnung (Bedürfnis) wichtig ist. Könntest du jetzt bitte die Küche aufräumen (Bitte)?

Im besten Fall reicht so ein Satz aus, in den meisten Fällen jedoch nicht. Hier kommt die Empathie ins Spiel. In einem Konflikt ist bei beiden der Wunsch gleich groß gehört, verstanden und ernst genommen zu werden. Wir haben also sehr viel daran unserem gegenüber zu signalisieren, dass wir auch sein Anliegen ernst nehmen. Nehmen wir an unser Gegenüber antwortet mit:

„Räum doch selber deine Küche auf, wenn dir Ordnung soooo wichtig ist!“

Was braucht mein Gegenüber, wenn er das sagt? Worum könnte es sich hier handeln? Den hinter dieser Aussagen, steckt auch ein Bedürfnis, dass erfüllt werden möchte. So könnte ich z.B. Fragen:

„…und da bist du jetzt echt sauer, weil es dir wichtig ist, dass jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt?“

Sollte ich mit meiner Vermutung richtig liegen würde er darauf sagen: „Ja! Genau!“. Damit hätte ich einen ersten Schritte in die Richtung „Ich will dich hören, verstehen und ernst nehmen“ getan. Das Gespräch wäre damit natürlich noch nicht beendet. Kommunikation ist zu komplex, um zu erhoffen, dass sich mit zwei Sätzen gleich alle Probleme lösen. Fakt ist aber, dass Konflikte durch GFK, wenn nicht immer ganz verhindert, dann zumindest schneller und vor allem nachhaltiger gelöst werden. Der Grund dafür liegt darin, dass wir relativ schnell an den Kern des Problems kommen, statt an der Oberfläche zu kratzen („Du bist blöd, weil du die Küche nicht aufräumst! Und du bist blöd, weil du überhaupt keinen Wert auf Sauberkeit legst!“).

Liebe3 schätze: Kann die GFK eine Partnerschaft retten? Müssen beide Partner die GFK dafür kennen?

Pierre: Die GFK kann ein sehr wertvolles Werkzeug sein, um die Verbindung zu seinem Partner zu verstärken (oder sogar ganz wiederherzustellen). Ich kenne mindestens eine Partnerschaft, welche Ihre Ehe mit Hilfe eines Einführungsseminars retten konnte. Und ich kenne auch ein Paar, welches sich nach so einem Seminar getrennt hat. Die GFK schenkt uns viel Klarheit über unsere eigenen Bedürfnisse und hilft in Entscheidungsprozessen. In welche Richtung diese Entscheidung geht hängt ganz von den Protagonisten ab.

Ich denke die entscheidende Frage, die man sich stellen darf ist, ob man diese Partnerschaft wirklich noch möchte und bereit ist etwas an sich und seiner Partnerschaft zu ändern. Wenn beide Partner an einem Punkt angekommen sind, an der sie noch an die Beziehung glauben und bereit sind an sich zu arbeiten, dann bietet die GFK ein sehr hilfreiches und tiefgründiges Werkzeug.

Erfahrungsgemäß kann die GFK gerade dann in Partnerschaften helfen, wenn beide Partner diesen Weg gemeinsam beschreiten. Denn Partnerschaft heißt auch gleichzeitig Teamwork, wo beide am gleichen Strang ziehen.

3 schätze: Was passiert, wenn sich jemand nicht auf diese Art und Weise zu kommunizieren einlassen möchte?

Pierre: Man muss dabei einen Unterschied zwischen GFK als Technik und GFK als wertschätzende Haltung zum Leben machen. In meiner Erfahrung reagiert mein Gegenüber nur dann misstrauisch, wenn ich die GFK (noch) als Technik anwende, d.h. noch nicht ganz in dieser wertschätzenden Haltung bin. Ich glaube kaum, dass mein Gegenüber sauer, genervt oder misstrauisch reagiert, wenn ich ihn wirklich höre, verstehe und nach eine Lösung suche, die ihn in seinem tiefsten Anliegen wirklich ernst nimmt. Oder?

3 schätze: Wie laufen Deine Workshops ab? Was nimmt man nach so einem Workshop mit nach Hause?

Pierre: Die 2 Tage sind praxisorientiert. Die TN werden daher selber viel üben und erfahren können. Im ersten Tag widmen wir uns dabei vom Schwerpunkt her der Aufrichtigkeit und am zweiten Tag der Empathie. Abgerundet werden die Seminare mit den Yogastunden.

Überrascht sind die TN dabei immer wieder, wie „gewaltvoll“ sie doch in Ihrem Alltag sind, obwohl Sie sich eigentlich nach einem liebevollen Miteinander sehnen. Diese Erkenntnis löst dann schon mal etwas Trauer oder Frust aus. Gleichzeitig öffnet das Seminar eine neue Türe zu einem anderen Umgang miteinander. Da erlebe ich Erleichterung und Enthusiasmus bei der Erkenntnis, dass es eben auch andere Wege gibt und die TN jetzt die Werkzeuge dafür haben.

3 schätze: Gibt es bestimmte Asanas, Yogahaltungen, auf die Du besonderen Wert legst?

Pierre: In den Seminaren lege ich Wert auf sanfte Yogastunden mit Schwerpunkt auf das Wahrnehmen, Fühlen, Herz (Empathie) und Kommunikation (Kehl Chakra). Erfahrungsgemäß schätzen die Teilnehmer diesen aktiven Teil des Seminars auch deshalb, da er eine angenehme Ergänzung zum theoretischen Teil ist.

Wir üben auch in einer Meditation das Gefühl hinter unserem Anliegen wahrzunehmen und in Verbindung mit den dahinter stehenden Bedürfnissen zu bringen.

3 schätze: Muss man Vorkenntnisse mitbringen?

Pierre: Nein, weder in GFK noch Yoga. Wir werden sanft üben.

3 schätze: Bietest Du neben Deinen Yoga & GFK Workshops auch weitere Workshops zur Vertiefung an?

Pierre: Die GFK, genauso wie Yoga oder Zen, ist ein Weg. Daher lohnt es sich regelmäßiges in diese Welt „einzutauchen“, sei es im Rahmen von Retreats, Satsangs, Seminaren oder Weiterbildungen.

Wer daher schon Erfahrung mit der GFK hat oder nach dem Seminar weiter am Ball bleiben möchte hat bei mir folgende Möglichkeiten: Vertiefungstag GFK in Nürnberg, 5 Tage Intensiv mit Yoga und GFK, 7-tägige Yogalehrer Weiterbildung „Achtsame Kommunikation“ oder 3 x 2 Tages Modul Achtsame Kommunikation – Praxisorientiertes GFK und Spiritualität Seminar.

Nähere Infos über mich und meine Arbeit sowie Nützliches rund um die GFK kannst Du unter folgenden Links erfahren.

www.pierre-boisson.de
www.param-yoga.de
www.gewaltfrei.de

Darüber hinaus gibt es sicher auch in Bonn einige Adressen von GFK-Trainern und GFK-Übungsgruppen.

3 schätze: Ja, da gibt es natürlich auch etliche Angebote. Wenn jemand außerdem Interesse an vertiefender Literatur zur GFK hat, wird er oder sie auch bei 3 schätze  fündig.

Danke für das Gespräch!

 GFK-Kreis-02

Workshop Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

22.02. – 23.02.2014

Trainer: Pierre Boisson

Programm:

Samstag:
09.00h – 12.00h:Theorie & Praxis GFK
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK
16.30h – 18.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation

Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen im tibetischen Restaurant „Himalayak“ gegenüber. (Bitte bei der Anmeldung zwecks Reservierung angeben).

Sonntag:
09.00h – 10.30h: Theorie & Praxis GFK
10.30h – 12.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK

Normalpreis: 195,00 €
Frühbucherrabatt bis 31.01.2014: 155,00 €
Geringverdiener auf Vertrauensbasis: zwischen 130,00 € und 190,00 €

Mit der Anmeldebestätigung senden wir eine Bankverbindung zu, an die Du den Teilnahmebeitrag überweisen kannst. Nach dem Zahlungseingang wird die Anmeldung verbindlich.

Rücktritt:

Bei einem Rücktritt bis zu 3 Wochen vor Seminarbeginn erhältst Du die Zahlung zurück abzüglich einer Bearbeitungsgebühr von 25,00 €.

Bei einem Rücktritt weniger als 1 Woche vor Seminarbeginn wird die Zahlung (abzüglich 25,00 €) nur zurückerstattet, wenn ein Ersatzteilnehmer benannt wird oder jemand von der Warteliste nachrückt.

 

Gewalt besteht nicht nur darin, andere zu töten. Wir sind gewalttätig, wenn wir ein hartes Wort gebrauchen, wenn wir eine Geste machen, mit der wir einen Menschen abtun, wenn wir gehorchen, weil wir Angst haben. Gewalt liegt also nicht nur in organisierter Metzelei im Namen Gottes, im Namen der Gesellschaft oder eines Landes. Gewaltsamkeit ist viel subtiler und geht viel tiefer, und wir wollen ihre letzte Tiefe erforschen.” (Krishnamurti)