Moon Mountain Dharma – Ein Gespräch mit Hans Kaishin Tenryu Stucken

Wir im Westen müssen Wege finden, das Feuer des Erwachens weiterzugeben, anstatt japanische Asche anzubeten„.

3 schätze: Lieber Hans, unsere Wege kreuzen sich seit vielen Jahren immer mal wieder und ich freue mich dass wir nun Zeit finden, ein kleines Interview zu führen.

Hans Stucken: Die Freude ist ganz meinerseits. Wenn ich so zurückdenke, weiß ich gar nicht mehr, wie ich zum ersten Mal auf 3 schätze gestoßen bin.
Als gebürtiger Kölner bin ich ja immer eher in der Domstadt unterwegs gewesen. Woran ich mich jedoch gut erinnere war die Erleichterung, als ich gemerkt habe, dass Ihr auf verschiedenen Ebenen eine sehr ernstzunehmende Unternehmung seid und trotzdem der Humor nicht zu kurz kommt. Ich bin beruflich leider oft sehr eingespannt, freue mich aber immer sehr, wenn ich es zu Euch schaffe.

3 schätze: Vor kurzem hast du die Dharmaübertragung von deinem Lehrer Pierre Taigu Turlur Roshi erhalten. Erzähl uns doch ein wenig über deinen Werdegang als Zen Mönch.

Hans Stucken: Grundsätzlich bezeichne ich mich nicht als Mönch, da dieses Wort in meinen Augen (oder eher Ohren) durch die fehlende Verpflichtung zu einer Art Zölibat und mein Leben außerhalb von Klostermauern bei vielen Menschen etwas falsche Assoziationen weckt. Auf der anderen Seite stimmt natürlich, dass man nach der Shukke Tokudo Ordination kein Laie mehr ist. Zumindest aus japanischer Sicht. Da das während der Meiji-Zeit reformierte System in Japan halt nicht 1 zu 1 auf den Westen zu übertragen ist,  muss da jede/r für sich selbst bestimmen, wie man sich bezeichnet. Mit „Dharmalehrer“ komme ich ganz gut klar.

Als 16jähriger Teenager kam ich zum ersten Mal so richtig mit dem Buddhismus in Berührung, da ich ein Jahr als Austauschschüler bei einer japanischen Gastfamilie in Chiba-Ken verbringen durfte. Danach habe ich erstmal sehr Vieles mit Begeisterung ausprobiert und fand auch das Studium und die Ausübung diverser okkulter und naturreligöser Praktiken sehr faszinierend. Regelmäßiges stilles Sitzen praktiziere ich seit ca. 2001. 2006 sind dann mehrere Menschen aus meinem direkten Umfeld gestorben, was schlagartig dazu führte, dass ich noch im selben Jahr Zuflucht genommen habe. Etwas in mir wollte, dass ich mich weg von den Dingen orientieren sollte, die ich angenehm fand, um mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich eigentlich nötig hatte. Ich erinnere mich da gut an ein Gespräch mit einem Buddhisten, der mich seinerzeit mit einigen wenigen (freundlich gemeinten) Sätzen so bis aufs Mark zerlegt hat, dass ich ihm noch heute dankbar bin.

Soto-Zen hatte ich nach einer etwas humorlosen ersten Begegnung eigentlich schon abgeschrieben, als mir Brad Warners Buch Hardcore Zen indirekt den Weg zur Linie meines Meisters Taigu Turlur Roshi ebnete. Da ich viel im Ausland war, war ich eine Zeit lang sehr dankbar, Teil der organisatorisch zentral im Internet beheimateten Treeleaf Sangha (von Jundo Cohen ins Leben gerufen) sein zu können, über die ich auch meinen Meister Taigu Turlur kennenlernen durfte. Er war es auch, der mich mit den Werken Lex Hixons vertraut machte, die mich nachhaltig beeinflusst haben.

Ich weiß noch, wie ich ihn das erste Mal in Osaka besucht habe und in einem komplizierten Bahnhof so ein wenig wie bei Pac-Man mehrfach immer genau falsch abgebogen bin. Taigu-Roshi fand meine daraus resultierende Verspätung damals nicht gerade großartig, beeindruckte mich aber dadurch, dass seine Emotionen so ganz ohne Rattenschwanz einfach klar zu Tage traten. Ich fühle mich ihm menschlich extrem verbunden, auch wenn wir ganz sicher nicht immer einer Meinung sind. Mitglied der Soto-Shu bin ich übrigens nicht und strebe das auch aus verschiedenen Gründen nicht an.
Meine Dharmaktivitäten fasse ich seit einigen Wochen unter dem Namen „Moon Mountain Dharma“ zusammen, bin mir aber selbst noch nicht 100% sicher, was für Formen dies alles annehmen wird.

3 schätze: Was bedeutet die Dharmaübertragung für Dich und was wird sich in Zukunft dadurch für Dich verändern?

Hans Stucken: Ein komplexes Thema. Einerseits ist ja so eine Dharmaübertragung in Japan für Japaner total uninteressant, in Europa hingegen wird ihr von vielen Menschen extrem viel Bedeutung beigemessen. Für mich persönlich ist sie wichtig, weil sie die innige Verbindung zu meinem Lehrer auf eine intime Weise unterstreicht. Sie wird ganz sicher ihre eigene Dynamik in meinem Leben entfalten. Wir werden sehen, es ist alles noch sehr frisch.

3 schätze: Hast du von Seiten deines Lehrers mit der Dharmaübertragung einen gewissen Auftrag erhalten?

Hans Stucken: Na ja, mein Lehrer hat wohl das eingesetzt, was man heutzutage auf Denglisch „reverse psychology“ nennen würde. Er hat explizit betont, dass ich damit machen kann, was ich will. Diese Aussage führt bei mir jetzt eher dazu, allzu wilde Ideen viel konservativer zu bewerten, als ich es sonst tun würde. Klar ist, dass ich eine innere Verpflichtung fühle, den Buddhadharma sinnvoll zu teilen und weiterzugeben. Ich sehe meine Berufung jedenfalls ganz sicher nicht darin,
irgendeine Art Wellness-Zen oder Managertrainings anzubieten.

3 schätze: Seit vielen Jahren leitest du in Hennef eine kleine Zen Gruppe. Wirst du dein Angebot als Zen Lehrer nun ausbauen?

Hans Stucken: (lacht) Ich fange jetzt erstmal mit ein paar Belehrungen zum Diamantsutra an. Für meine Minigruppe in Hennef suche ich schon geraume Zeit nach neuen Räumlichkeiten und werde versuchen, dort wieder mehr Aktivitäten zu entfalten.

3 schätze: Du bist ja auch schon etliche Male nach Japan gereist. Wie siehst du die Gemeinsamkeiten beziehungsweise Unterschiede im japanischen Zen und dem westlichen Zen?

Hans Stucken: Wieder ein SEHR großes Thema. Lass es mich so formulieren, da ich ja als Teenager ein Jahr in einer stinknormalen japanischen Familie leben durfte, habe ich einen anderen Eindruck davon, welche Stilelemente im japanischen Zen eher der allgemeinen Kultur zuzuordnen sind und welche aus meiner subjektiven Sicht den Dharma generell ausmachen.

Ich finde es immer witzig, wenn Westler manchmal päpstlicher als der Papst sein wollen, wenn sie z.B. diesen extremen Drang zur Konformität, die japanische  Regelversessenheit, das Verhältnis zu Hierarchien etc. dem Dharma an sich zuordnen, wobei solche Elemente oft eher dem konfuzianischen Einfluss geschuldet sind.
Wir im Westen müssen Wege finden, das Feuer des Erwachens weiterzugeben, anstatt teilweise japanische Asche anzubeten.

Der Buddhismus ist ja auf Grund verschiedener Entwicklungen in Japan gesellschaftlich extrem irrelevant geworden. Zazen üben nur wenige Laien, die Priester sind in der Gesellschaft vor allem für das Abhalten von Begräbnisritualen bekannt. Klöster wie Antai-ji sind eine großartige Ausnahme, aber nicht unbedingt repräsentativ für „normale“ Tempel.

Gleichzeitig sollten wir uns hüten, einfach durch Schnellschüsse unserer westlichen Arroganz das Kinde mit dem Bade auszuschütten. Ein klarer Unterschied ist auf jeden Fall die Tastache, dass im japanischen Klosterkalender viele Rituale vorkommen.
Im Westen wird ja vor allem seit den 60ern oft so getan, als ob Zen-Buddhisten klassischerweise nicht viel mit Ritualen und Sutren etc. zu tun hätten, aber das Gegenteil ist ja im klösterlichen Mainstream-Zen der Fall. Dem taoistischen Küchengott wird genauso wie Landgeistern regelmäßig so mancher Verdienst rituell gewidmet.

3 schätze: Am 24.03.2018 wirst du im Bonner San Bo Dojo einen Workshop zum Diamant Sutra anbieten. Für wen ist dieser Workshop gedacht und was erwartet die Teilnehmenden?

Hans Stucken: Wir werden nach einer kurzen Vorstellungsrunde ca. 30 Minuten Zazen sitzen und danach das gesamte Diamantsutra einmal komplett in deutscher Sprache anhören bzw. ich lese es nach einigen grundlegenden Anmerkungen vor. Danach machen wir eine kleine Teepause. Im weiteren Verlauf werde ich auf einzelne Kapitel gesondert eingehen und einige spezielle Aspekte hervorheben.

Es würde mich freuen, wenn wir dann zu einem Frage-Antwort Dialog kämen, durch den wir die etwaige Bedeutung dieses Meisterwerkes für unsere Praxis noch mehr herausarbeiten können. Die Auseinandersetzung mit dem Diamantsutra soll ja in unserem Leben verankert sein. Mir geht es vor allem darum, das Bewusstsein für die Mahayana-Grundlage unserer heutigen Zen Praxis zu schärfen und vielleicht die ein oder andere Person dazu zu inspirieren, die Scheu vor der Auseinandersetzung mit unseren heiligen Schriften abzulegen. Je nachdem wie viele alte Zen-Hasen anwesend sein sollten, werde ich meine Ausführungen und Belehrungen leicht anpassen, aber grundsätzlich sind diese knappen vier Stunden für wirklich all jene gedacht, die sich für Dharma interessieren, selbst wenn sie komplette Anfänger sind.

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Ich freue mich schon auf den Workshop zum Diamant Sutra. Infos zum Workshop in dem kleinen Video oben und unter: www.zen-bonn.de (Termine)

Infos: facebook/moonmountaindharma

Svasthya – Studio für Yoga und Alexander-Technik

Mit einem Tag der offenen Tür hat das Svasthya · Studio für Yoga & Alexander-Technik am 23.09.2017 offiziell neu eröffnet. Bettina Hallensleben und Tanja Striezel haben das Studio von Lotte Limper übernommen, frisch renoviert und neu gestaltet. Nun starten die beiden durch in eine neue Zeit. Mittendrin gab es dann sogar noch die Gelegenheit zu einem Interview…

3 schätze: Hallo Tanja, hallo Bettina, seit Ende August 2017 gebt Ihr beide dem Svasthya Yoga Studio ein neues Gesicht bzw. wird man Eure Gesichter dort treffen. Bitte stellt Euch doch beide mal kurz vor…

Tanja: Naja, man hat uns auch vorher schon dort gesehen, weil wir beide ja schon als Untermieterinnen im Svasthya waren. Ich gebe dort seit 2015 Einzelstunden in Alexander-Technik und meine Fußworkshops. Seit 2003 arbeite ich freiberuflich als Alexander- Technik Lehrerin, meine Ausbildung habe ich in Freiburg gemacht und seit 2006 bin ich in Köln bzw. in Bonn und freue mich nun endlich ganz eigene Räume zu haben.
Ich biete im Svasthya weiterhin die Alexander-Technik an, gebe Workshops und biete Personzentrierte Beratung an. Mein zweites Standbein ist der Tanz. Ich gebe regelmäßig Kurse und Workshops in Contact Improvisation. Außerdem habe ich langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation.

Bettina: Ja, das stimmt, was Tanja sagt, wir waren beide auch schon vorher im Svasthya. Ich habe hier vor zwei Jahren eine neue Heimat für meinen Yoga-Kurs gefunden, nachdem ich zuvor drei Jahre einen Raum im Geburtshaus in Dottendorf genutzt habe. Davor war ich viele Jahre in Stuttgart, wo ich auch meine Ausbildung gemacht habe. Yoga ist für mich neben der persönlichen Bereicherung ein zweites berufliches Standbein geworden. Mit meinem anderen Standbein arbeite ich nach wie vor in Teilzeit in der allgemeinen Büroorganisation. Mit der Übernahme des Svasthya, zusammen mit Tanja, möchte ich gerne mein Yoga-Angebot ausweiten.

3 schätze: Der Name des Studios hat sich ja auch in „Svasthya · Studio für Yoga & Alexander-Technik“ geändert. Was genau ist eigentlich die Alexander-Technik?

Tanja: Mit der Alexander-Technik kann man sich nachhaltig aus eingefahrenen Denk- und Bewegungsgewohnheiten befreien. Mit den Veränderungsprinzipien „wahrnehmen“, „innehalten“ und „ausrichten“ kann man den eigenen Gewohnheiten auf die Spur kommen und sie verändern. Man lernt, achtsam zu sein, wie man die alltäglichen Dinge tut und was für Konzepte einem im Wege stehen. Die fein geschulten Hände einer Alexander-Technik Lehrerin ermöglichen eine neue Körpererfahrung. Sich mental eine neue Richtung zu geben, ermöglicht eine neue Selbststeuerung. Man lernt einen besseren Umgang mit sich selbst und Anderen, kann besser mit Stresssituationen umgehen und sein Potential mehr entfalten hin zu mehr Leichtigkeit, Gelassenheit und Freiheit. Alexander Schüler erleben oft eine neue Lebensqualität, mehr Ruhe und Handlungsspielraum und weniger Rückenschmerzen und Verspannungen…

3 schätze: Bettina, seit über 10 Jahren unterrichtest Du nun Yoga. Deinen Yoga-Stil beschreibst Du als Kombination von lange gehaltenen und teilweise mehrfach wiederholten Asanas, in Verbindung mit einer gelenkten Atmung aus der Atempsychotherapie. Neben Deiner Ausbildung zur Yogalehrerin hast Du ja eine Ausbildung in Atem- und Körperpsychotherapie gemacht. Erzähle uns doch bitte ein wenig mehr über Deinen Werdegang und Dein Angebot.

Bettina: Ich habe eine Ausbildung in Körper- und Atempsychotherapie, in der Yoga einen großen Raum eingenommen hat. So ist mein Yoga-Stil geprägt von der Arbeit mit der Atmung, die uns hilft, besser in den Körper zu kommen, uns besser zu spüren, aber auch mehr im Hier und Jetzt zu sein. Mit dieser Art der gelenkten Atmung schicke ich die Schüler*innen während des Unterrichts immer wieder auf kleine Körperreisen. Dazu passen die länger gehaltenen Stellungen (Asanas), die uns Zeit lassen, ins spüren zu kommen. Ich flechte aber auch immer wieder fließende Bewegungen im Atemrhythmus ein, auch das ist wichtig und lässt einen den Körper nochmal anders wahrnehmen. Und es geht natürlich auch um Kräftigung, Dehnung und Entspannung.

3 schätze: Ich habe gelesen, dass Du Mitglied in der Gesellschaft für Integrale Leibarbeit e.V. bist. Welche Ziele verfolgt der Verein?

Bettina: Der Verein dient im Wesentlichen dem Austausch der Praktizierenden und dem Bekanntmachen der Integralen Leibarbeit, die Richtung der Köperpsychotherapie, die ich in Stuttgart gelernt habe. Mich verbindet der Verein mit meinen Wurzeln in der Körperarbeit, auch wenn ich nicht psychotherapeutisch arbeite. Aber es ist mir wichtig, mir immer wieder bewusst zu machen, dass es bei Yoga und bei jeder anderen Körperarbeit auch, nicht nur um den Körper sondern auch um die Seele oder die Psyche geht – dass wir über den Körper auch unsere Seele erreichen. Das macht diese Arbeit für mich so wertvoll und wohltuend.

3 schätze: Tanja, als Tänzerin und Bewegungspädagogin bietest Du, wie schon erwähnt,  Kurse, Workshops und Einzelarbeit in Alexander-Technik, Contact Improvisation, Tanz, Meditation und Erfahrbarer Anatomie an. In wie weit greifen all diese Methoden ineinander? Erzähl uns doch bitte ein bisschen über Deine Arbeitsweise.

Tanja: Ich weiß gar nicht, ob die Methoden alle ineinander greifen. Sie befruchten sich auf jeden Fall gegenseitig und mich leiten die Prinzipien und die innere Haltung aus den Methoden, wenn ich Menschen in ihrer Entwicklung ein wenig begleite. Mein Körperwissen durch Alexander-Technik und Anatomie fließt z.B. in meinen Tanzunterricht, umgekehrt lasse ich mich oft vom Tanz inspirieren, spielerisch in meinem Unterricht zu sein, neue Dinge auszuprobieren und zu improvisieren.

Die Ausbildung zur Personzentrierten Beraterin habe ich gemacht, damit ich zum Einen ein besseres Verständnis von mir selbst habe als Grundlage, Menschen zu begleiten und zum Anderen, um Menschen in ihren psychischen Mustern zu verstehen und zu unterstützen. Diese Arbeit fließt sowohl ganz stark in meinen Alexander-Technik Unterricht ein, als auch in meinen Gruppentanzunterricht.

Eine meiner Meditationspraxen ist das Sitzen in Stille, ich würde aber auch ganz klar die Alexander-Technik als meine Meditationspraxis bezeichnen, wo ich Achtsamkeit und innere Ausrichtung im Alltag übe. Und beim Contact Tanzen komme ich oft in eine tiefe Verbundenheit. Diese Erfahrungen und dass ich mich immer wieder neu öffne für die Menschen und für neue Erfahrungen beleben und prägen mein Unterrichten.

3 schätze: Gut, dass Du es ansprichst. Auf die Rubriken Body-Coaching und Personzentrierte Beratung, auf Deiner Webseite (www.tanjastriezel.de) wollte ich auch gerne noch etwas eingehen. Wirst Du diese Beratung auch im Rahmen des Svasthya anbieten oder wer ist hier Deine Zielgruppe?

Tanja: Ja, ich biete auch Personzentrierte Beratung im Svasthya an. Ich arbeite mit allen Menschen, die Lebens- und Konfliktthemen haben, die interessiert sind an guter Kommunikation und an persönlicher Entwicklung und Reifung und wacher werden wollen mit ihren Mustern. Body Coaching bezieht sich ein bisschen mehr auf die Arbeit am Arbeitsplatz. Ich biete auch Arbeitsplatzeinrichtung an und wenn möglich simuliere
ich die Situation in der Einzelstunde, stelle z.B. meinen Computer auf und wir arbeiten dann in der Situation mit den Alexander-Technik Prinzipien. Aber die Einzelstunden sind sowieso wie ein Labor, ich arbeite mit den Themen, die die Leute mitbringen, am Körper, mit der Psyche, an der Kommunikation…

3 schätze: Bettina, ich habe gelesen, dass Du künftig auch Thai-Yoga-Massage im Svasthya anbietest.

Bettina: Ja das stimmt. Auch diese Arbeit knüpft an, an meine körpertherapeutische Ausbildung, in der verschiedene Massagetechniken und andere Qualitäten der Berührung eine große Rolle gespielt haben. Als ich dann vor zweieinhalb Jahren die Thai-Yoga-Massage kennenlernte, hatte ich sofort das Gefühl, dass die Arbeit zu mir passt, zu mir als Person aber auch als Yogalehrerin. Ich lasse einiges davon auch in meinen Yoga-Unterricht einfließen, und ich weiß, dass meine Schüler*innen das lieben. Eine volle Massage ist aber auch eine wunderbare Möglichkeit sich eine Zeit für sich zu gönnen.

3 schätze: Mit neuen Visionen gehen ja oft auch grundlegende Veränderungen einher. Was wird neu sein im Svasthya, was bleibt beim Alten?

Tanja: Bestehen bleibt das vielfältige Angebot. Viele der Kursleiterinnen, die vorher schon da waren, sind auch weiterhin dabei, eigentlich alle! :-). Das heißt, wir bieten neben Hatha und Vinyasa Yoga, Aeriel Yoga und Alexander-Technik auch Kurse in Qigong und in MBSR und MSC an. Und wir haben eine neue Yoga-Kollegin, die einen etwas anderen Schwerpunkt hat, da sie ihre Erfahrung aus dem Body-Mind-Centering in ihren Kursen einfließen lässt. Wir wollen auch weiterhin ein breites Angebot anbieten. Wir möchten wahrscheinlich auch wieder das Meditationsangebot aufleben lassen, was über den Sommer pausierte und wir haben auch Lust, manchmal ein kleines Konzert in den Räumen stattfinden zu lassen, so überlegen wir z.B. gerade, ob die Vorweihnachtszeit sich dafür eignet.

Bettina: Wie Tanja schon sagt, vieles bleibt beim Alten, die meisten Yoga-Kurse liegen sogar zu derselben Zeit wie bisher. Wir finden diese Konstante sehr schön und freuen uns über die Treue des Teams. Aber wir möchten auch gerne eigene Schwerpunkte setzen. So ist es uns ein besonderes Anliegen, dass unsere Angebote den ganzen Menschen erreichen, dass es um den Körper, die Psyche und die Seele geht. Wir möchten die Menschen, die zu uns kommen unterstützen, sich zu entwickeln und zu entfalten, den Weg zu sich zu finden, zu erfahren, wie es ist bei sich anzukommen, oder wie es unser Name „Svasthya“ auch sagt, in sich selbst zu stehen. Dies werden wir bei neuen Angeboten besonders im Blick behalten.

Tanja: Den Namen Svasthya haben wir übrigens von unserer Vorgängerin übernommen und uns gefällt die Übersetzung des „in sich Stehens“ sehr gut. Wir freuen uns, wenn das Svasthya ein Ort von persönlicher Entwicklung und Entfaltung sein kann, wo auch spirituelle Werte gelebt werden können. Und neu ist auf jeden Fall unsere Zusammenarbeit. Das ist fürs Svasthya neu und für uns beide! 🙂

3 schätze: Beim Tag der offenen Tür konnte ich ja leider nur auf einen Sprung vorbeikommen. Ihr hattet ja richtig Glück mit dem Wetter und als ich da war, war das Svasthya auch sehr gut besucht. Wie habt Ihr den Tag erlebt? Ihr hattet ja neben dem gemütlichen Teil auch noch ein richtiges Programm im Angebot.

Tanja: Der Tag der offenen Tür war ein sehr schöner Tag und rundum gelungen. Es kamen viele Freunde und Bekannte zum Feiern und Gratulieren zu diesem neuen Schritt. Und es haben auch viele neue, interessierte Leute und Nachbarn den Weg zu uns gefunden. Die Schnupperstunden waren alle voll, es gab angeregte Gespräche und leckeres Essen! Und dank dem sonnigen Wetter, konnten wir auch das Svasthya vor der Tür beleben. Es war den ganzen Tag über viel los und ich war zwar am Abend dann erschöpft, aber auch sehr glücklich über die Resonanz.

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Interview, Euch beiden. Ich wünsche Euch viel Erfolg mit dem Svasthya und seinem vielfältigen Angebot!

 

Svasthya · Studio für Yoga & Alexander-Technik
Rheinweg 78
53129 Bonn
www.svasthya-bonn.de

SeeMoreFilm und O-Jukai – Eine Zen Zeremonie

„mehr sehen” heißt, ein

dringlicher und anders sehen, unter die Oberfläche zu schauen.

SeeMoreFilm entwickelt und produziert Filme zu relevanten Themen, die sich innovativ mit gesellschaftlichem Wandel befassen, wie Strategien zur gewaltfreien Konfliktlösung, soziale Gerechtigkeit, In

tegration. Menschen und ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt. Während einer groflen O-Jukai Zeremonie, welche vom 8. – 12. Juni 2017 im Tempel La Gendronniere in Frankreich stattfand, hatten Carmen Eckhardt und ihr Partner, Gerardo Milsztein, Gelegenheit die Zeremonie

mit der Kamera begleiten…

3 schätze: Liebe Carmen, ich freue mich, dass wir dieses Interview führen können. Bitte erkläre uns doch zunächst einmal, welche Bedeutung die O-Jukai Zeremonie hat.

Carmen Eckhardt: Die O-Jukai ist eine fünf Tage dauernde, sehr berührende Buddhistische Zeremonie im Soto Zen, während  der  den Teilnehmenden das Kechimyaku oder Ketsumyaku überreicht wird. Das Kechimyaku/Ketsumyaku – das Wort kommt aus dem japanischen

– ist ein Zeritifikat mit der Aufstellung der Abstammungslinie aller Zen Meister einer Zen-Linie. Die Schüler nehmen während der Zeremonie die buddhistischen Gebote an und verbinden sich mit allen vorangegangenen Generationen von Meistern, zurück bis zu Buddha. Von da an gehören sie offiziell zur spirituellen Familie dieser Zen Linie.

3 schätze: Wie kam es, dass Ihr die Zeremonie filmen konntet und nun daraus die Dokumentation „O-Jukai Impression“ entstanden ist?

Carmen Eckhardt: Seit 14 Jahren bin ich selbst Zen Praktizierende und habe auch an der Zeremonie teilgenommen. Als ich erfuhr dass diese Zeremonie zum aller ersten Mal in Europa durchgeführt werden würde, hatte ich die Idee ein Film darüber zu machen. Die europäischen Zenmeister die für die Vorbereitung verantwortlich waren, fanden die Idee gut und so ist das Projekt zustandegekommen. Das Besondere an dem Projekt war auch: Es stand leider kein Geld für die Produktion zur Verfügung und dass wir dann diesen Film per Crowdfunding finanziert haben, d.h. alle Interessierten haben Geld gegeben und geholfen Geld zu sammeln, damit dieser Film finanziert werden konnte. Als er dann fertig war haben alle Unterstützer eine DVD bekommen. Das hat wunderbar funktioniert. Es ist somit ein Film von vielen.

Da ich selbst an der Zeremonie teilgenommen habe, konnte ich währenddessen nicht im üblichen Sinn Regie führen. Gerardo Milsztein, der Kameramann, war ganz auf sich gestellt und musst quasi mitatmen, um immer nah dran zu sein und gleichzeitig unsichtbar sein, um nicht zu stören. Das ist ihm super gelungen. Das O-Jukai war für die Teilnehmenden auch viel emotionaler, als man das von anderen Zen-Veranstaltungen kennt und erwartet.

3 schätze: Wie hast Du das Zusammentreffen der japanischen Delegation und den europäischen Zen-Praktizierenden empfunden?

Carmen Eckhardt: Alle waren neugierig, keiner wusste so recht, was auf ihn zukommt. Es reisten an die 30 japanische Mönche an und einige hochrangige Zenmeister. Die Wenigsten sprachen englisch, das machte die Kommunikation ausgesprochen spannend. Die japanischen Mönche waren genauso aufgeregt und angespannt, wie die europäischen Nonnen, Mönche und Meister. Ob sie es wohl schaffen würden den Europäern in so kurzer Zeit die Essenz der Zeremonien zu erklären, auch die Durchführung der vielen Zeremonien. Die Zeremonien waren teilweise sehr kompliziert und aufwendig und die Europäer waren aufgeregt, weil sie in die Zeremonien eingebunden waren, aber überhaupt nicht wussten, was auf sie zukommt. Die Verständigung lief dann teilweise auch nonverbal, nur über die Instrumente, über Zeichensprache . Das war schon sehr spannend und ungewöhnlich. Alle haben sich große Mühe gegeben und waren sehr achtsam und aufmerksam aufeinander. Das ganze Zusammenwachsen es war ein eindrucksvolles EAST meets WEST. Während der fünf Tage wuchsen alle zu einer großen Gemeinschaft zusammen. Beide Seiten haben viel voneinander lernen können.

3 schätze: Erzähl uns doch noch ein wenig über Eure weitere Arbeit mit SeeMoreFilm.

Carmen Eckhardt: Unser nächstes Projekt ist ein internationaler Kino Dokumentarfilm und den werden wir auch per Crowdfunding finanzieren. Es geht in dem Film um eine Vision, die mittlerweile sehr viele Menschen teilen: Es geht um andere Formen des Lebens in Gemeinschaft – jenseits der Zerstörung der Natur, jenseits des Turbokonsums und Turbokapitalismus und der Globalisierung – selbstbestimmt und doch gemeinschaftlich, mit einer Kultur des Teilens und Schenkels, in denen respektvolle, liebevolle Beziehungen der Menschen untereinander und zur Natur in Mittelpunkt stehen. Nicht wenige Menschen haben sich weltweit in einer Vielfalt von Gemeinschaften zusammen gefunden und leben – auch wenn es viele Hürden gib – diese Vision. Wir möchten Menschen dabei begleiten.

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Interview und viel Erfolg mit Euren nächsten Projekten.

Die 52-minütige Dokumentation enthält englische und französische Sprache.

Hier ein Trailer

Infos:

SeeMoreFilm
Carmen Eckhardt
Auf der Ruhr 25
50999 Köln
Tel.: +49 2236 3313636
www.seemorefilm.de