Samala – Einheit, Nichts und Unendlichkeit

Ein Interview mit Samira (Souady Bakic)

Die Corona Pandemie dauert nun schon ein ganzes Jahr lang und für viele Menschen bedeutet dies eine Einschränkung in ihrem gewohnten Leben, finanzielle Sorgen, emotionale Grenzerfahrung usw. Viele wünschen sich ihr altes Leben zurück, obwohl es möglicherweise eher an der Zeit wäre, umzudenken und neue Perspektiven zu entwickeln. Samira (Souady Bakic) hat in dieser Zeit der Krise etwas für sich entdeckt, was ihr Freude macht und womit sie auch anderen eine Freude machen kann. Samira knüpft Malas von besonderer Schönheit, die sie Samalas nennt…

3 schätze: Liebe Samira, magst du uns zu Beginn einfach etwas von dir erzählen?!

Samira: Lieber Patrick, zuersteinmal danke ich Dir für die Einladung zum Interview und für das Kompliment. Ja, ich freue mich, dass meine Samalas anderen solch eine Freude bereiten! Das ist wirklich ein Herzensprojekt, dass ganz unerwartet im letzten Jahr quasi aus sich heraus „geboren wurde“. Auch bei uns lief ja im letzten Jahr einiges anders. Eigentlich bin ich hauptberuflich Therapeutin, selbständig in eigener Praxis (Praxis Feinsinn) und begleite Menschen insbesondere mit Craniosacralen Behandlungen. Zudem bin ich Mutter von zwei Jungs im Alter von acht und zehn Jahren. Durch die Coronazeit ergab es sich, dass ich sehr viel mehr Zeit Zuhause verbracht habe. Ich schaue immer, wie ich das beste aus dem Moment machen kann. Da die Zeiten auch für mich mitunter fordernd waren, ich aber viel Freude hatte Malas zu knüpfen, habe ich die Zeit mit Freude gefüllt. Dabei ist dann meine eigene Art zu knüpfen entstanden.

3 schätze: Wie bist Du auf die Idee gekommen Malas zu knüpfen? Ist sie aus deiner eigenen Meditationspraxis entstanden?

Samira: 🙂 Jein – es war eher ein Weg ..also meine ganz persönliche tägliche Meditationspraxis besteht immer aus dem Sitzen in Stille, Innenschau und einer Art Liebende-Güte-Meditation zum Abschluß. Da ich aber neugierig und experimentierfreudig bin kommt es immer wieder dazu, dass ich ergänzend etwas ausprobiere und nachfühle, wie es für mich ist – auch um verschiedene Möglichkeiten für meine Patienten zu entdecken und im Repertoire zu haben.
Vor einigen Jahren habe ich durch Zufall das Gayatri-Mantra als Konzertmitschnitt von Deva Premal gehört – das hat mich zutiefst berührt! Ich begann immer mehr zu hören, selber zu singen, zu rezitieren und darüber zu lesen. Nun stellte ich fest, dass sich mein inneres Empfinden auf eine positive und auch spezifische Weise verändert wenn ich Mantren höre, singe oder rezitiere. Ich habe dann begonnen zu beobachten welches Mantra – was in mir bewirkt und habe somit eine zuätzliche Meditationspraxis für mich entdeckt. Da in der hinduistischen und buddhistischen Tradition gelehrt wird eine 108fache (oder ein vielfaches von 108) Wiederholung des Mantras sei besonders heilsam kam ich auf die Idee mir eine eigene Mala herzustellen. Die sah allerdings noch ein wenig anders aus, als die Samalas jetzt und zu dem Zeitpunkt hätte ich niemals gedacht, dass daraus so ein wunderbares Projekt entsteht!

3 schätze: Wie findest du, neben Job und Familie, die Zeit und Muße für diese Arbeit?

Samira: Ja, da ist vor allem der Zeitfaktor entscheidend. In der Praxis ist coronabedingt ziemlich wenig los, aber das Homeschooling aktuell und auch das Begleiten der Kinder in dieser schon lange andauernden Ausnahmesituation benötigt sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit. Doch ergibt sich zwischendurch immer mal ein guter time slot und dann ist es richtig erhellend, beschwingend und herzerfüllend, wenn man eine gewisse Zeit in die Atmosphäre eines Mantras eintaucht.

3 schätze: Wie wählst du ein Mantra für eine bestimmte Samala aus?

Samira: Das geschieht immer ganz intuitiv während der Vorbereitung.

3 schätze: Malas haben in der Regel 108 Perlen. Wofür steht diese Zahl und was bedeutet sie für dich?

Samira: Es gibt unzählige (mystische, astrologische und numerische) Gründe wofür die 108 steht und warum sie insbesondere im Hinduismus als heilig gilt (beispielsweise haben einige Gottheiten 108 Namen, 9 und 12 – ebenfalls heilige Zahlen multipliziert ergeben 108, es gibt wohl 108 Energiezentren im Ayurveda…).

Für mich persönlich ist in 1-0-8 alles enthalten, was uns in unserer Essenz ausmacht: Die Einheit, das Nichts (in dem alles enthalten ist) und die Unendlichkeit! Das immer wieder zu erinnern ist erfahrungsgemäß mehr als wohltuend.

3 schätze: Wie nutzt man eine solche Samala und wie kann man mit ihr eine Praxis entwickeln?

Samira: Zuersteinmal ist man absolut frei! Viele tragen sie wie eine Kette und für einige ist sie eine Art Amulett geworden. Ich bekomme häufiger wunderbare Rückmeldungen über Wohlempfinden und Sich-Gestärkt-Fühlen beim Tragen der Samala und Entspannungsempfinden beim Berühren der Perlen.
Natürlich kann man sie aber auch wie eine klassische Mala verwenden – beispielsweise so: Zuersteinmal benötigst Du ein passendes Mantra (wenn es Dich nicht gerade zu einem bestimmten Mantra zieht, oder Du keines kennst, kannst Du sehr gut mit dem Mantra starten, mit dem Deine Samala geknüpft wurde). Du nimmst die Samala in Deine bevorzugte Hand und legst sie locker mit der Quaste in Deine Hand, am besten über den Mittelfinger, so dass Dein Daumen auf der ersten Perle liegt. Nachdem Du Dich auf Deine Weise auf die Meditation eingestimmt hast und zur Ruhe gekommen bist, kannst Du nun Dein Mantra mit jeder Perle innerlich leise oder laut sprechen oder auch singen. Dein Daumen wandert immer zur nächsthöheren Perle und bewegt sie sanft nach unten – so wanderst Du von Perle zu Perle, bis Du wieder bei der Quaste angekommen bist und Dein Mantra 108 Mal wiederholt hast. Nun lohnt es sich eine kleine Pause einzulegen um nachzuspüren, wie es sich für Dich anfühlt. Wenn Du magst kannst Du auf diese Weise fortfahren, oder Deine Meditation beenden. Zum Abschluß erweist es sich als sinnvoll, noch einmal gut in den Körper zu spüren und sich insbesondere über den Kontakt mit dem Boden/der Erde bewusst zu sein.

3 schätze: Arbeitest Du in Deiner Praxis neben Cranio auch mit Meditation oder Mantren?

Samira: Im Grunde hat auch jede Cranio-Behandlung so wie ich sie angehe etwas von einer gemeinsamen Meditation. Indem ich innerlich mit der Stille verbunden bin, halte ich für meine Patienten, die ja mit einem Anliegen, einem Problem, einer seelischen/emotionalen/körperlichen Beschwerde kommen einen ruhigen und geborgenen Raum, in dem wir uns gemeinsam anschauen können, was sich da zeigen und lösen mag und/oder was gebraucht wird, um wieder vollständig in die eigene Kraft und auf den eigenen Weg zu kommen. Das kann auf der strukturellen Ebene sein, oder auf allen anderen. Durch diese Herangehensweise braucht es nur wenige und feine Impulse, damit der Körper sich selber reguliert.
Einige Patienten entwickeln durch das gemeinsame Nach-Innen-Schauen bzw -Fühlen den Wunsch in eine eigene Meditationspraxis zu starten und dabei begleite ich sie gerne.

Ja und es hat sich auch schon ergeben, dass mir bei dafür aufgeschlossenen Patienten während der Behandlung ein Mantra eingefallen ist, was sie in den folgenden Wochen dann unterstützend begleitet hat. Also schließt sich mal wieder ein Kreis 🙂

3 schätze: Herzlichen Dank für dieses Interview 🙏

Samira: Ich danke Dir von Herzen lieber Patrick – alles Liebe! 🙏

 

Kontakt:

www.aufalldeinenwegen.de

Samala@aufalldeinenwegen.de

www.praxis-feinsinn.de

Samira@praxis-feinsinn.de

 

 

 

Die Samalas kannst Du direkt bei Samira oder auch über 3 schätze beziehen.

Durch heilsame Sprache achtsam sein – Ein Gespräch mit Bhante Batuwangala Samiddhi

Seit mittlerweile 5 Jahren besteht das Samadhi Meditationszentrum auf dem Venusberg in Bonn-Ippendorf. Geleitet wird es von Bhante Batuwangala Samiddhi, einem buddhistischen Theravada-Mönch, Lehrer und Autor.

3 schätze: Lieber Samiddhi, ich freue mich, dass wir angesichts Eures Jubiläums und dem Erscheinen Deines neuen Buchs „Durch heilsame Sprache achtsam sein“ dieses kleine Interview führen können. Bitte erzähle uns doch kurz etwas zu Deiner Person und wie Du hier nach Deutschland gekommen bist.

Bhante Samiddhi: Im Jahr 2012 bin ich nach Deutschland gekommen um hier zu studieren. Ich stamme aus Sri Lanka und wurde dort im Alter von 10 Jahren auf eigenen Wunsch in die Gemeinschaft der Mönche (Sangha) aufgenommen. Nach meiner Grundausbildung in der Schule für Mönche studierte ich u.a. an der Universität Colombo. 2010 schloss ich mein Masterstudium ab. Bereits im Jahr 2013 habe ich dann den Samadhi Buddhistischen Verein e.V. in Bonn gegründet. 2014 folgte die Eröffnung des Samadhi Buddhistischen Meditationszentrums in Bonn-Ippendorf.

3 schätze: Im Samadhi Meditationszentrum bietest Du eine Reihe von Formaten an, wie Vipassana Meditation, Achtsamkeitswochenenden, Chanting/Rezitation und natürlich grundlegende Einführungen in die buddhistische Meditation. Gleichzeitig können sich Menschen mit persönlichen Fragestellungen an Dich wenden, z.B. Fragen zur Meditation, Beratung zu den Herausforderungen des Alltags sowie Beratung zu spirituellen Fragen. Somit wirkst Du auch als eine Art Seelsorger, oder?

Bhante Samiddhi: Das ist richtig. Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags und praktischen Lebensfragen zu unterstützen. Des weiteren biete ich Beratung zu Spiritualität und Philosophie an. Diese Verknüpfung erweist sich häufig als äußerst hilfreich, weil sie Geist und Körper verbindet. Letztlich geht es darum, Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Gedanken und Gefühle zu meistern, Leid zu lindern sowie Unglück in Glück zu verwandeln. Daher stellte der Buddha häufig diese Frage: „Jeder ist seine eigene Zuflucht, wer sonst könnte die Zuflucht sein?“

3 schätze: Du hast mittlerweile einige Artikel für Magazine und Zeitungen verfasst und und bist Autor mehrerer wissenschaftlicher Bücher. Am 06.10.2019 erscheint nun Dein neues Buch „Durch heilsame Sprache achtsam sein„, aus dem Du während Eurer Jubiläumsfeier auch vorlesen wirst. Bitte erkläre uns, was Dich inspiriert hat, dieses Buch zu schreiben und worum es in Deinem Buch geht?

Bhante Samiddhi: Dies ist das erste Buch auf Deutsch von mir. Es geht um das Thema „Rezitation“. Gemäß buddhistischer Tradition rezitieren wir vor der Meditation einige Lehrreden des Buddha auf Pali. Häufig fragen mich die Teilnehmer dann, warum wir rezitieren, welche Wirkung es gibt, und ob sie alle Achtsamkeitsübungen auch im Alltag praktizieren sollen. Daher habe ich lange darüber nachgedacht, wie ich all diese Fragen am besten beantworten kann. Bei der Rezitation beruhigen wir den Geist durch den gleichmäßigen Rhythmus. Die Gedanken kommen zur Ruhe und auch der Körper entspannt sich. Dadurch gelingt es, die Bedeutung der Worte zu verstehen und ihren Inhalt zu vertiefen. In diesem Buch wurden die Inhalte der Rezitationstexte in moderne Sprache übersetzt und kommentiert. Das Buch konzentriert sich nur auf die Grundlage der Lehre, wie sie in den verschiedenen Versen vorkommt.

3 schätze: Unter Deiner Leitung engagiert sich das Samadhi Meditationszentrum auch auf kultureller und sozialer Ebene sowie im Bereich des Umweltschutzes. Kannst Du hier ein paar Beispiele Eurer Aktivitäten nennen?

Bhante Samiddhi: Im Einklang mit der buddhistischen Lebensweise, lehren wir wie wir friedvoll, in Balance mit uns und unserer Umwelt, spirituell sowie materiell reich und glücklich leben können. Es gibt eine ganze Reihe buddhistischer Traditionen, wie z.B. das Vesak-Fest oder die Kathina-Zeremonie, bei der gute Eigenschaften, wie z.B. Großzügigkeit oder Dankbarkeit ausgedrückt werden können. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit Krisen und Umweltproblemen. Unser Verein setzt sich dafür ein, mehr Umweltbewusstsein zu schaffen und den Schutz der Umwelt zu fördern. Dies geschieht durch unsere Meditationen, in Gesprächen und Diskussionen, durch Publikationen und durch das Pflanzen von Bäumen. Ferner betrachten wir es als unsere Aufgabe mit Hilfe von Mitgefühl und liebender Güte, den sozialen Frieden zu fördern und zu bewahren. Samadhi setzt sich für ein friedvolles Miteinander ein und arbeitet auch in diesem Sinne mit anderen Organisationen zusammen.

3 schätze: Du bist mit dem Samadhi Meditationszentrum auch Teil des Netzwerk Buddhismus Bonn. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit und was sind Eure gemeinsamen Projekte?

Bhante Samiddhi: In den letzten drei Jahren sind wir im buddhistischen Netzwerk stärker zusammengewachsen. Wir haben uns persönlich kennengelernt, gemeinsam das Vesak-Fest gefeiert oder uns bei anderen Gelegenheiten getroffen und ausgetauscht. Wir sind sehr zuversichtlich, dies durch neue Konzepte weiterzuentwickeln und zu vertiefen.

3 schätze: Herzlichen Dank für das Interview…

 

Kontakt:

Samadhi Buddhistischer Verein e.V. Bonn
Gierolstraße 7
53127 Bonn
Tel.: 0228 92679138
www.samadhi-meditation.org