Zen und die Sinne: Erinnerungen an Charlotte Selver und Shunryu Suzuki Roshi – Ein Interview mit Yvonne Rand

Zen und Sensory Awareness. In Form und Praxis verschieden, zeichnet beide gleichzeitig eine wunderbar bereichernde Verwandtschaft aus, welche sich auch in der Begegnung und dem Zusammenwirken von Shunryu Suzuki Roshi und Charlotte Selver zeigte. Das folgende Gespräch ist ein Auszug eines Interviews, welches Stefan Laeng als Teil des Charlotte Selver Oral History and Book Projects geführt hat. Yvonne Rand ist Meditationslehrerin und Zen-Priesterin in der Soto Tradition. Sie begann mit ihrem Studium und der Praxis des Zen mit Suzuki Roshi im Jahr 1966 und wurde Dharma-Nachfolgerin von Dainin Katagiri Roshi.

Yvonne Rand: Das erste Mal haben Charlotte Selver und Suzuki Roshi 1967 gemeinsam in San Francisco gelehrt. Es war ihre erste Begegnung überhaupt und sie taten alles gemeinsam. Er leitete einen Teil des Tages und sie leitete einen Teil des Tages, und er war dann vollständig Teilnehmer. Seine Schüler*innen bemerkten das. Oh, das ist also eine Lehrerin, der wir Aufmerksamkeit schenken sollten. Auf der anderen Seite waren da auch einige Schüler*innen von Charlotte, die von Suzuki Roshi und seiner Lehre angetan waren.

Ich erinnere mich an einen der ersten Sensory Awareness Workshops von Charlotte in Green Gulch. Sie hatte einige grosse Steine dabei. Sie bat uns, uns auf den Boden zu legen und die Steine auf unterschiedliche Stellen des Körpers zu legen, um die Aufmerksamkeit in den Körper zu bringen. Suzuki Roshi war begeistert von all dem. Selbst heute noch richten wir Amerikaner unsere Aufmerksamkeit vor Allem auf die Region über dem Hals. Ich glaube, er war sehr froh diese Affinität und Gemeinsamkeit in ihrer Arbeitsweise zu spüren.
Für Suzuki Roshi, der Steine liebte – er war vernarrt in Steine – war klar, dass sie etwas zu bieten hatte, das fehlte. Hier war jemand, die Steine in ihrer Arbeit nutzte, um ihre Schüler*innen in eine Art Erwachen für die Sinne und Körperlichkeit einzuführen, die es jeder und jedem erlaubten, aufmerksam zu werden für die eigene Erfahrung.

Für einen japanischen Zen-Priester in den USA war körperbasierte Arbeit und Praxis zu dieser Zeit ungewöhnlich. Eine Westlerin zu finden, die eine Arbeit wie Charlotte anbot und die so stark mit dem Zen und seinen eigenen Erfahrungen harmonisierte, war selten. Ich glaube, manchmal war er auch ganz schön einsam. Natürlich hatte er eine enge Verbindung zu seinen Schüler*innen. Aber die kollegiale Verbindung mit einer Lehrerin hat halt nochmals eine andere Qualität. Darin fand er wohl auch Bestätigung.

Die meisten amerikanischen Zen-Schüler*innen hatten einen Hang zum Dogmatismus – als hätten manche Leute Scheuklappen an. Wenn Zen Praxis nicht streng und formal war, dann war es keine Zen Praxis. Wenn Du aber auf die Zen Geschichte in China, Vietnam oder Japan zurück schaust, gab es da immer auch die Sonderlinge und all die verschiedenen Formen, die als Ausdruck des Buddhismus anerkannt sind, des Zen im Besonderen.

Mein Eindruck von Suzuki Roshi war, dass es ihm sehr klar war, dass Sensory Awareness eine spirituelle Praxis ist, eine die den Menschen erfahren lässt, wie man vom Hals abwärts erwacht. In einer Weise sind Charlottes Unterweisungen später in ihrem Leben in unsere Gemeinschaft integriert worden, die ansonsten in erster Linie auf den Buddhismus und die Lehren von Suzuki Roshi konzentriert war. Charlotte und ihre Schüler fühlten, dass es da eine Verwandtschaft gab und das haben dann auch die Zen-Schüler*innen gefühlt.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Suzuki Roshi über seine Erfahrungen, gemeinsam mit Charlotte zu unterrichten. Er sagte etwas darüber, wie sie die Elemente einer Zeremonie in ihr Tun einbrachte, eine Zeremonie, die körperorientiert war.

Stefan Laeng: Es ist interessant, dass Du die Wichtigkeit von Zeremonien und Ritualen erwähnst und wie Sensory Awareness und Charlotte daran Anteil hatten, weil…

Yvonne Rand: Das war Suzuki Roshi´s Sichtweise.

Stefan Laeng: …Charlotte vermied Zeremonien und Rituale.

Yvonne Rand: Naja, sie tat es und tat es auch nicht. Man könnte argumentieren, dass ein Essen auf der Terrasse bei ihrem Haus in Muir Beach – unter dem Deckmantel, ‘lasst uns zusammen essen’ – alles von einem Ritual oder einer Zeremonie hatte. In meiner Wahrnehmung waren eine Mahlzeiten mit Charlotte und Charles eine heilige Praxis, eine spirituelle Praxis. Das war mir sehr klar. Das war eine der Sachen, die ich an Charlotte so geschätzt habe. Weil ich fühlte, es gab da eine Art und Weise in der Suzuki Roshi – wie soll ich sagen? Ich fühlte, dass er immer präsent war, wenn ich zu ihrem Haus dort oben ging, um mit Charlotte und Charles zu essen. Ich glaube, Suzuki Roshi hätte das gemocht. In gewissem Maße war es auch die Art, wie Charlotte ihr Haus eingerichtet hatte, wie sie Kleider trug, all die Dinge, die sie während ihres Unterrichts tat und wie sie den Arbeitsraum gestaltete. Da war immer ein rituelles Element mit dabei.
Außerdem glaube ich, dass Charlotte vielleicht die erste Person war, die es aushielt, wenn auf dem Esstisch nicht alles zusammen passte. Die Teller stimmen nicht notwendigerweise überein, das Silberbesteck passte mit Sicherheit nicht zusammen. Die Servietten passten oder passten eben nicht. So war auch dies eine Art Spiel. Ich habe nie erlebt, dass sie einer Notwendigkeit von Perfektion anhing. Sie wollte wirklich Raum geben für das Besondere in jedem Menschen. Diesen Sinn für Einzigartigkeit verkörperte sie wirklich, denke ich.

Stefan Laeng: Ja, auch wenn es schien, als wäre es egal, ob Dinge zusammen passten oder nicht, geschah das nicht aus Gleichgültigkeit.

Yvonne Rand: Es war nicht chaotisch. Das Ergebnis war immer harmonisch. Sie hatte einen ausgeprägten Sinn für die Inszenierung. Und ich glaube, dass dieser Sinn für Ästhetik den Charlotte kultivierte, für Suzuki Roshi einfach passte. Da spürte er eine wirkliche Verwandtschaft mit ihr. Diese gemeinsame Begeisterung war ein echtes Geschenk für ihn, eine Form von Freundschaft. Ich glaube, dies war einer der Gründe, warum er so wohlwollend war und scharf darauf, dass sie seine Schüler*innen unterrichtete.

Kürzlich dachte ich an ein Sesshin mit Suzuki Roshi und dabei kam mir auch Charlotte in den Sinn. Er sagte zu mir: „Es ist richtig, dass ich manchmal der Lehrer bin und Du die Schülerin. Aber es ist genauso wahr, dass Du manchmal die Lehrerin bist und ich der Schüler“. Ungefähr ein Jahr zuvor fuhr ich ihn nach einem Thanksgiving Essen von Tassajara zurück. Wir kamen im Sokoji (der Tempel in San Francisco) ungefähr um Mitternacht oder ein Uhr morgens an. Er schlief die ganze Fahrt. Das war normal für ihn. Und natürlich wachte er frisch wie der Frühling auf und fing an, mir eine Unterweisung in Vertrauen zu geben. Es begann mit, „Ich vertraue niemandem“. Er machte sich Sorgen über seine Schüler*innen, weil er fühlte, dass sie so sehr danach verlangten, ihm zu vertrauen. Und er sagte: „ Aber ihr seid auf dem Holzweg. Manchmal bin ich vertrauenswürdig und manchmal nicht. Wie wäre es, wenn Ihr Euch selbst vertraut? Weshalb projiziert ihr das auf mich?

Charlotte hatte einen bestimmten Hang zum – das Wort was mir einfällt passt nicht ganz – einen Hang zum Unfug. Eine Vorliebe zum ungezogen sein, etwas frech und spielerisch, so wie er auch.

Ich fuhr Suzuki Roshi oft nach Tassajara. Und einmal, auf der Höhe des Bergrückens, bevor wir nach Tassajara runterfuhren, auf der anderen Seite eines Stacheldrahtes, wuchsen Farne auf der Weide. Sie waren noch jung und eingerollt, man nennt sie dann Becherfarn/Straußenfarn. In diesem Stadium sind sie in Japan eine echte Leckerei. Suzuki Roshi sagte: „Yvonne, stop. Halt an“. Und er zeigte rüber und sagte: „Ich möchte, dass Du mir so viele davon holst, wie nur möglich. Hast Du etwas, wo Du sie reintun kannst?“ Und ich erwiderte: „Aber Suzuki Roshi, da steht ein großes „Kein Durchgang“ Schild“. Er sagte: „Ignoriere es!“

Stefan Laeng: Ich lache, weil ich mit Charlotte ganz genau solche Dinge tat.

Yvonne Rand: Genau. Das ist es, was ich meine. Beide hatten diesen Schalk. Er stellte also seinen Fuss auf den Stacheldraht, so dass ich durchrutschen konnte und dann ging er zurück und setzte sich ins Auto, kurbelte das Fenster runter, gab mir Anweisungen, wann es genug sei. Das war als ich so gut wie den gesamten Farnbestand dezimiert hatte. Und dann sagte er: „Ok, wir müssen nun schnell nach Tassajara. Fahr so schnell zu kannst“. Und dann ging er direkt in die Küche und machte Becherfarn/Straußenfarn Suppe. Er hat sich so riesig gefreut, dass er es kaum aushielt.

Stefan Laeng: Das hätte Charlotte sein können.

Yvonne Rand: Ja. Ich glaube, es ist – wie soll ich sagen? Als Suzuki Roshi den Farn sah, gab es diese spontane Begeisterung, einen Enthusiasmus und eine Erregung – er hat fast gesabbert, so begeistert war er. Ich denke, in dieser Art von sich körperlich äussernder Begeisterung waren sie sich sehr ähnlich.

In Bezug auf meine eigene Unterweisung als Zen-Lehrerin werde ich von Traditionalisten gerne als Eklektikerin gesehen aber das ist meiner Meinung nach absolut nicht zutreffend. Irgendwie gibt es diese Vorstellung, in der die japanische Zen-Tradition als vom Körper entkoppelt missverstanden wird. Die Arbeit von Charlotte und Charles hatte daran Anteil, dass Zen in Amerika sich dem somatischen Bereich öffnete, dass die Aufmerksamkeit wieder im Körperlichen, in den Sinnen verankert wurde und zwar auf eine Weise, die aus Europa kam, nicht aus Asien.

Stefan Laeng: Würdest Du also sagen, dass was Du von Charlotte gelernt hast, sich heute in Deiner Arbeit auswirkt?

Yvonne Rand: Unbedingt. Charlotte half mir zu verstehen, dass insbesondere für uns Westler, die wir so enorm viel Betonung auf’s Denken legen und Erfahrungen auf körperlicher Ebene gerne missachten oder herabsetzen, es wichtig ist zu erkennen, wie verlässlich Körperempfindungen sind, so wie es das Denken zwar sein kann aber oft nicht ist. Sie machte es mir möglich die Erfahrung zu wertschätzen, wenn Du Geh-Meditation machst und Deine Füsse tatsächlich mit dem Boden in Kontakt sein läßt. In diesem Zusammenhang denke ich wirklich an Charlotte. Die Wahrnehmung beim Gehen die Bewegung der Luft im Raum zu spüren. Viele Meditierende sind so in ihrem Kopf, dass sie sich wundern, wenn du sowas sagst. Worüber redest Du? Ich glaube, dass die Essenz von Charlottes Arbeit darin lag, allem unsere Aufmerksamkeit durch die Sinne zu schenken. Und die Tatsache, dass sie aus ihrer eigenen Erfahrung als Westlerin und aus einer westlichen Tradition schöpfte, ist von grosser Wichtigkeit für mich.
Ich denke, dass sie eine wichtige Person für diejenigen von uns war, die die Chance hatten mit ihr arbeiten zu dürften und gleichzeitig Zen zu praktizieren. Auf eine Weise brachte ihre Arbeit alles zum Leben. Es gab es bei ihr keine Chance in Starrheit zu verfallen.

Charlotte Selver wurde 1901 in Ruhrort/Duisburg geboren. Ab 1921 hat sie sich bei Rudolf Bode zur Lehrerin der Ausdrucksgymnastik ausgebildet. Nachdem sie 1923 die Berliner Gymnastiklehrerin Elsa Gindler kennenlernte, hat sich ihre Arbeit tiefgreifend verändert. Gindler entwickelte in der Zeit zusammen mit dem Musikpädagogen Heinrich Jacoby eine Arbeitsweise, die sich von vorgegebenen Übungen löste und die Schüler*innen in Arbeitsgemeinschaften zu einem probierenden Erforschen ihres Verhaltens aufforderte, um so ihr Potential autonom und authentisch zu entwickeln. Charlotte Selver hat diesen Ansatz übernommen und ihn sich über viele Jahrzehnte zu eigen gemacht. Als Jüdin musste sie 1938 Deutschland verlassen und hat sich in den USA einen Namen als Pionierin des “Human Potential Movements” gemacht. Sensory Awareness, wie sie ihre Arbeit nannte, war ab den 1950er Jahren von bedeutendem Einfluss auf viele heute bekanntere somatische Arbeitsweisen. Ihre Begegnung zu dieser Zeit mit führenden Lehrern des Zen in den USA hat sowohl sie wie auch die Entwicklung des Buddhismus im Westen geprägt. Charlotte Selver starb 2003 in Muir Beach, Kalifornien.

Das San Francisco Zen Center wurde 1962 von Shunryu Suzuki Roshi (1904 – 1971) und seinen amerikanischen Schüler*innen gegründet. Suzuki Roshi, ein japanicher Zen-Priester der Soto Linie, kam 1959 im Alter von 54 Jahren nach San Franzisko. In Japan ein respektierter Zen-Meister, war er beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und Qualität des „Anfänger Geists“ der zen-interessierten Amerikaner, die er traf und entschied sich zu bleiben. (Von der Webseite des San Franzisko Zen Center. Mehr Infos unter: www.sfzc.org)

Yvonne Rand ist Meditationslehrerin und „Laien-Haushälterin“ Zen-Priesterin in der Soto-Zen Tradition. Sie begann mit ihrem Studium und der Praxis des Zen mit Suzuki Roshi im Jahr 1966 und wurde Dharma-Nachfolgerin von Dainin Katagiri Roshi. Yvonne war Sekretärin des San Franscico Zen Center in den ’60ern, Vorsitzende in den ’70ern und Vorstandsvorsitzende in den ’80er Jahren. Weitere wesentliche Lehrer*innen waren Maureen Stuart Roshi, Seine Heiligkeit der Dalai Lama, der ehrwürdige Tara Tulku und Shodo Harada Roshi. Ihre hauptsächliche Praxis ist das Zen, bereichert durch die Praxis und die Unterweisungen der Theravada Tradition und Vipassana. Yvonne Rand läßt auch Einsichten der psychotherapeutischen Traditionen in ihre Arbeit einfließen. Gleichzeitig erforscht sie die Bedeutung der Kunst und des Gärtnerns als Geistestraining. Sie ist verheiratet, ist Mutter und Gärtnerin. (Weitere Infos unter: www.goatintheroad.org)

Das Original Interview (englisch) und weitere Infos zum Charlotte Selver Oral History and Book Project von Stefan Laeng unter: www.charlotteselverbook.org

Zur Sensory Awareness Arbeit mit Stefan Laeng: www.pathwaysofsensoryawareness.com

Zen & Sensory Awareness Workshop mit Stefan Laeng vom 19.10. – 21.10.2018 in Hesseln/Leubsdorf (bei Bonn): www.zen-sensoryawareness.de

Während Zen uns eine ausgereifte Form vorgibt, in der wir uns erforschen und vergessen können, lädt Sensory Awareness uns ein, durch tastendes Probieren zu entdecken, wie etwas sein will.

Weiches Herz, starkes Herz: Tage des Friedens und der Versöhnung in Buchenwald

In der letzten Mai-Woche verbrachten 23 Praktizierende aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien und den USA unter dem Motto „Geh an die Orte, die du fürchtest, und übe Frieden“ Zeit in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.

Die Einladung zu den FriedensTagen in Buchenwald war ausgegangen von zwei Mitgliedern der ZenPeacemaker-Gemeinschaft Deutschland und zwei Ridhwan-Schülerinnen aus den Niederlanden und Dänemark. So standen diese FriedensTage in der lebendigen Tradition des ZeugnisAblegens, wie sie von den ZenPeacemakern weltweit an verwundeten Orten und auf der Straße praktiziert wird, und verbanden diese mit der Praxis des „offenen Erkundens“ der Ridwhan-Schule.

Die Beweggründe der InitiatorInnen

  • Wir spüren die Notwendigkeit, unsere persönlichen und kollektiven Wunden anzuschauen, und sehen diese Zu-Wendung als liebevolles Handeln auf dem Weg zu innerem und äußerem Frieden.
  • Wir sind entschlossen, uns unseren Ängsten zu öffnen und uns darin mit anderen zu verbinden.
  • Wir verpflichten uns darauf, die Einsicht, dass Unterschiede und Vielfalt zu unserem Lernprozess auf dem Weg in die All-Einheit gehören, mehr und mehr zu verkörpern.
    Wir empfinden eine Dringlichkeit zu verstehen, was Krieg verursacht, und was Frieden.
  • Wir nehmen die Notwendigkeit transformierender Erziehung und Schulung zum Frieden wahr, sehen die Chance dazu und sind bereit, einen Beitrag dazu zu leisten.

Meditationen morgens und abends, tiefer Austausch in Council und Inquiry, Führungen über das Gelände und Mitarbeit in Projekten der Gedenkstätte, Schreibimpulse und Eigenzeiten gaben den Tagen Struktur. In diesem sicheren Rahmen konnte JedeR Raum finden für den persönlichen Prozess und den angemessenen Kontakt zu anderen. Die überwältigende Präsenz des Ortes öffnete eine – für manche erstmals so intensiv erlebte – Dimension von Mitgefühl für das Geschehen in den Konzentrationslagern der Nazis über die gegenwärtigen Orte globaler Not und Gewalt bis hinein in die innerste Wahrnehmung eigener Opfer- und Täter-Anteile, Schuld- und Schamgefühle.

Die einzelnen Teilnehmenden wurden schnell zu Mitgliedern einer Gruppe, zu einander spiegelnden Perlen in Indras Netz – ein Organismus entstand, der über Tage wach, sensibel und in achtsamem Kontakt agierte. So entstand ein Feld der Allverbundenheit, in dem Vielfalt und Verschiedenheit Anerkennung fanden und ihre öffnende Kraft entfalten konnten.

Einige Stimmen…

Es hat sich etwas geöffnet“ – „Ich habe Kontakt bekommen zu abgespaltenen, verdrängten Aspekten“ – „Ich kann jetzt mein Gefühl von Zersplittert-Sein verstehen und mich besser darum kümmern“ – „Es ist etwas geschmolzen in mir“ – „Ich habe endlich Worte gefunden für das, was ich von mir fern gehalten habe“ – „Es ist Erstaunliches, Geheimnisvolles geschehen, das mich verändert hat“ – „Das ist ein direktes Ergebnis unserer Arbeit hier – tief in die Anteile meiner Täterschaft zu schauen“ – „Ich spüre die Liebe zum Leben und den Segen dieser Möglichkeit, das Leben in all seinen Aspekten zu erkunden, jetzt so viel tiefer“ – „Durch diese Art von Praxis bleibe ich aufmerksam für die Ungerechtigkeit, die Mensch und Natur widerfährt“ – „Mein Herz ist weicher geworden – und stärker.“

Die nächsten FriedensTage in Buchenwald finden im April 2020 statt.

 

Am 10.11.2018 (14:00 – 16:30) bieten Reiner Seido Hühner und Kathleen Hoêtsu Battke einen Vortrag mit Council zu den FriedensTagen in Buchenwald im Bonner San Bo Dojo an. Die Beiden berichten im Vortrag über die FriedensTage/Days of Peace and Reconciliation, die als Zusammenarbeit von ZenPeacemakers Deutschland e.V. und der Ridhwan-School (Schüler von A.H. Almaas) in der Gedenkstätte Buchenwald stattfanden.

Die Idee zu diesen Tagen entstand im August 2016, zusammen mit einer Freundin aus den Niederlanden, Dorle Lommatzsch, die lange Jahre mit Almaas studiert hat und die seit einer gemeinsamen Erfahrung in Auschwitz 2011 befreundet sind. Das Team ergänzten Kathleen Battke aus Bonn (ZenPeacemakers Deutschland) und Judith Beermann-Zeligson (Ridhwan-School).

Über die gemeinsamen Erfahrungen mit unseren unterschiedlichen Werkzeugen (Council und Inquiry) an diesem besonderen Ort geht es im Vortrag, der abgerundet wird durch einen Redekreis (Council), so wie er bei den Zenpeacemakern praktiziert wird.

Kathleen Hoêtsu Battke lebt in einem MehrgenerationenWohnprojekt in Bonn, ist seit den 1980er Jahren in Friedens- und Umweltbewegung aktiv, schreibt, publiziert und begleitet Menschen im Wandel. Seit 2011 übt sie sich mit den ZenPeacemakern um Eve Marko Roshi und Bernie Glassman Roshi im Mensch-Sein.

 

Reiner Seido Hühner wohnt in Bonn und ist seit 20 Jahren Meditierender und seit 2009 mit den ZenPeacemakern um Bernie Glassman Roshi unterwegs und aktiv.

 

 

Nähere Informationen über zpmd@email.de (Reiner Hühner) oder  battke@zukunftspioniere.com (Kathleen Battke).
Mehr über die ZenPeacemaker-Gemeinschaft Deutschland: www.zenpeacemakers.de

Ayurveda in aller Munde – Ein Gespräch mit Karin Schuller

           

Seit 2013 schon ist Karin Schuller in unregelmäßigen Abständen Gastgeberin in der Monk´s Kitchen. Karin Schuller´s „meet & eat“ Ayurveda Abende sind immer ganz besondere Erlebnisse, die nicht nur den Gaumen verwöhnen, sondern uns außerdem durch das Teilen einer gemeinsamen Mahlzeit und unsere Gespräche in der Gemeinschaft nähren. Gleichzeitig vermittelt Karin Schuller einen Einblick in die Kunst der ayurvedischen Küche und ihre Prinzipien. Am Freitag, 23.11.2018 laden 3 schätze und Karin Schuller nun erneut zu einem ayurvedischen Abend bei 3 schätze ein. Mit grosser Vorfreude haben wir ein kleines Interview geführt…

3 schätze: Liebe Karin, Du bist nun seit fast zehn Jahren als selbstständige Ayurvedaköchin und Ernährungsberaterin unterwegs. Eigentlich bist Du gelernte Reiseverkehrskauffrau und Hauswirtschaftsmeisterin. Wie kam es dazu, dass Du Dich mit Ayurveda auf den Weg gemacht hast?

Karin Schuller: OK, hier kommt eine ganz praktische Antwort! Als die Türme in NY zusammenkrachten, ging auch die Reisebranche in die Knie. Es war also Zeit umzudenken! Ich entschloss mich ziemlich spontan meine Liebe zum Kochen wieder ganz und gar auszuleben. Ayurveda hatte ich bereits 1996 kennen und lieben gelernt.
Ich wollte wieder meine Kreativität leben. In Bonn, in der Stadt, die ich mir dafür ausgewählt hatte, mit den Menschen, die ich um mich haben mochte, wollte ich vor allem Sesshaftigkeit üben. Damals war ich noch überhaupt keine Spezialistin für Ernährung, damals dachte ich, dass ich Gesundheit gepachtet hätte und immer aus dem Vollen schöpfen könnte!

Die Entwicklung zu dem Punkt heute, an dem ich ganz genau weiß, wie fragil Gesundheit ist und wer am meisten von meiner Arbeit profitiert, und an dem es um so viel mehr geht als um lecker essen, nämlich um das Sich-um-sich-selbst-kümmern, diese Entwicklung wurde mit dem Durchschreiten von zwei eigenen Erkrankungen handfest erprobt. Und es hat sich gezeigt, dass es heute für mich als beratende Person eine wichtige Entwicklung war. Ich absolvierte auf diesem Weg nicht nur die Ayurvedaausbildungen sondern reiste auch nach Indien und lernte aus erster Hand wie es sich anfühlt wieder gesund zu werden.

3 schätze: Bist Du nun sesshaft und hast Du das Reisen gänzlich aufgegeben?

Karin Schuller: Nein, ganz und gar nicht! Seit 2016 sind meine Reisefreuden vielfältiger und größer als vorher. Ich wohne nicht mehr in Bonn. Ich bin ins Oberbergische gezogen und habe meinen Radius als mobile Ayurvedaköchin europaweit ausgedehnt. Ich biete aber auch nach wie vor und wie mit Dir, lieber Patrick, bereits für Freitag, den 23.11.2018 geplant, weiterhin meine Programme in Bonn an. Des Weiteren organisiere und begleite ich Kurgruppen nach Indien und jetzt im zweiten Sommer ist nach Italien Griechenland meine Wahlheimat, wo ich die mediterrane Ayurvedaküche auf dem wunderbaren Pilion für Urlauber und Einheimische erlebbar mache.

3 schätze: Du hilfst also Menschen sich liebevoll selbst zu umsorgen und zu bekochen und die eigene Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen. Welche Möglichkeiten gibt es und was kannst du jetzt und hier jemandem, der erste Schritte in den selbstbewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit machen möchte, empfehlen? Und welche nutzt Du für Dich selbst?

Karin Schuller: Körperübungen wie Yoga und Meditation als Achtsamkeits- und Bewusstheits-Schulung, wie z.B. in der Zen-Gruppe im San Bo Dojo angeboten, sind auf jeden Fall wichtige erste Schritte. Mit den Jahreszeiten leben, also täglich mindestens 30 Min. Spaziergang ohne sportliche Ambition, bei jedem Wetter in der freien Natur. Erholpausen, bedeutet vor allem lernen „Nein“ zu sagen und leere Stellen im Terminkalender einplanen. Meine liebste Übung ist „das Tagträumen“, also täglich und ausgiebig Löcher in die Luft starren und die wichtigste aller Aufgaben ist die Dankbarkeitsübung!

3 schätze: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Weitere Infos über Karin Schuller und ihr Angebot findet Ihr unter www.gesundheit-aus-dem-kochtopf.de

Am Freitag, 23.11.2018 laden 3 schätze und Karin Schuller wieder zu einem ayurvedischen Abend bei 3 schätze ein. Anmeldungen bitte an info@3-schaetze.de