Die 3 Herzen des Kochs

Dogen Zenji sagt in seinem Tenzo Kyokun, den Anweisungen für den Koch, der Tenzo (Zen-Koch) solle mit der Kraft der drei Herzen praktizieren und das Essen zubereiten.

Das freudige Herz ist das Herz, welches mit Freude der Gemeinschaft dient. Da ist zum einen die Sangha, die Gemeinschaft derjenigen, die gemeinsam den Weg Buddhas praktizieren. Zum anderen kann man darunter auch die universelle Gemeinschaft verstehen. Als Menschen haben wir die Möglichkeit zu praktizieren und die Ungetrenntheit des Lebens zu erkennen. Als Tenzo kultivieren wir Bodhi-Geist, den erwachten Geist und die Freude des Gebens.

Das alte Herz oder das elterliche Herz, ist die Fürsorge, die keine Gegenleistung erwartet. Wenn wir in der Küche stehen und das Essen zubereiten, den Tisch decken und uns Mühe geben, erwarten wir oft eine gewisse Anerkennung und Wertschätzung für unser Tun. Das Herz der Eltern und Grosseltern benötigt kein Lob, um seine ganze Energie der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Das grosse Herz, welches keine Unterschiede macht, nimmt alles so an, wie es kommt. Ob wir wertvolle, seltene Zutaten verwenden oder, wie in der Monk´s Kitchen, das aussortierte Gemüse eines Bio-Hofladens, welches an der ein oder anderen Stelle vielleicht schon schadhaft ist, als Zen-Koch behandeln wir alles mit Wertschätzung. Das grosse Herz vereint alle Zutaten zu einer schmackhaften Mahlzeit.

Für Kosho Uchiyama Roshi sind die drei Herzen grundlegend für die Zen Übung. Für ihn besteht Zen aus Ichiza, Nigyo und Sanshin. Ichiza bedeuet „Ein Sitzen“, also Zazen. Nigyo sind die zwei Praktiken, die Gelübde und die Reue und Sanshin sind die drei Herzen, die oft auch als „Drei Geisteshaltungen“ übersetzt werden. Shin ist sowohl der Geist, als auch das Herz. Der Koch sollte aus dem Herzen kochen…

Mit dem Meditieren anfangen…

Ein Gastbeitrag von Jörg Bretz

Achtsamkeit und Meditation haben sich zu einem beachtlichen kommerziellen Markt entwickelt. Apps bieten – oftmals gegen monatliche Gebühren – geführte Meditationen zu allen Lebenslagen an. Daneben bieten Meditationslehrer Seminare zur Achtsamkeit an. Klingt für mich, als könnten wir Achtsamkeit und Meditation auf einer intellektuellen Ebene erlernen.

Die mir vertrauten Formen der Meditation stehen allerdings kostenlos zur Verfügung. Im Folgenden beschreibe ich wesentliche Werkzeuge für den meditativen Weg.

Zeit zum Üben. Für eine tägliche Praxis benötige ich nur etwas Zeit. Viele beginnen mit zwei bis fünf Minuten täglich und empfinden meist nach einer Zeit der regelmäßigen Übung das Bedürfnis, den Zeitraum zu verlängern.

Einen Anker zum Fokussieren unserer Aufmerksamkeit. Seit Jahrtausenden bedienen sich Meditierende rund um den Globus des menschlichen Atems. Der ist glücklicherweise überall vorhanden, so dass ich an jedem beliebigen Ort praktizieren kann. Auch meditative Wege wie Yoga und Tai Chi arbeiten mit unserem überall vorhandenen Körper.

Ein ruhiger Ort, an dem ich nicht gestört werde. Ob im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Büro, auf der grünen Wiese, im Wald – egal. Das Smartphone gehört in den Flugmodus, der Fernsehapparat ausgeschaltet, die Mitmenschen mögen mich mal in Ruhe lassen, los geht‘s. Ein Zeitmesser, der mich erinnert, wenn meine Meditationszeit vorüber ist, ist in jeder Küche vorhanden.

Kontakt zu anderen Meditierenden ist hilfreich. Oft hilft gemeinsames Praktizieren Einsteigern, eine regelmäßige Praxis zu entwickeln. Zusätzlich kann ich nach dem gemeinsamen Praktizieren Erfahrungen austauschen und Fragen zur Praxis klären.

Ambitionslosigkeit. Ehrgeiz ist beim Meditieren kontraproduktiv. Ich meditiere ohne Ziel. Weder möchte ich erleuchtet werden, noch soll mein Kopf frei von Gedanken werden. Und an manchen Tagen kann ich mich nicht mal auf zehn Atemzüge am Stück fokussieren. Auch beim Yoga erhöht Ambition die Gefahr von Verletzungen

Das Wichtigste beim Meditieren ist das Anfangen. Wenn ich meditieren möchte, dann kann ich jederzeit damit anfangen.

Die beste Uhrzeit zum Meditieren ist: täglich.

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass regelmäßiges Meditieren in vielerlei Weise mein Leben verändert und bereichert hat, ohne dass ich diese Veränderungen jemals angestrebt oder erwartet hätte. Und es ist immer noch spannend zu beobachten, was sich in mir tut, wenn ich nur auf meinen Atem achte. Gespräche mit anderen Meditierenden zeigten mir, dass die Veränderungen individuell sind, und dass ein Vergleichen mit anderen Praktizierenden eher Erwartungen weckt, die enttäuscht werden, als dass es auf dem Weg hilft.

Mein letzter Tipp lautet: Geht es nicht zu verbissen an, sondern mit Leichtigkeit.

Literaturempfehlung
Jack Kornfield – Meditation für Anfänger

Zur Person:

Ich habe im Alter von 40 eher zufällig mit dem Meditieren begonnen. Auf Initiative eines befreundeten Arbeitskollegen besuchten wir während einer Dienstreise gemeinsam den Zen-Tempel des von John Daido Loori gegründeten Mountain and Rivers Order in New York City. Dort berührte mich die Einweisung in das Meditieren durch die leitende Nonne so tiefgreifend, dass ich mit einer unregelmäßigen Zazen-Meditationspraxis zu Hause begann. Zusätzlich verschlang ich einige Bücher der amerikanischen Zen-Meister John Daido Loori, Robert Aitken und Philipp Kapleau.

Nach mehreren Monaten entdeckte ich dann eher zufällig in der Nähe meiner Wohnung in Frankfurt das von Alfred Scheepers gegründete Dojo der Assoziation Zen Internationale (AZI) in der Tradition von Taisen Deshimaru. Dort praktizierte ich von nun an ebenfalls unregelmäßig Zazen.

Im Laufe der Zeit festigte sich meine Praxis. Ich meditierte fast täglich zu Hause und mindestens einmal wöchentlich im Dojo. Und besuchte dann auch 2012 das erste Zen-Sesshin in der Grube Luise im Westerwald, das von Roland Yuno Rech, einem Zen-Meister in der Linie von Taisen Deshimaru, geleitet wurde. Danach wurden jährliche Sesshin-Besuche Teil meiner Praxis.

Ab dem Jahr 2014 startete meine Frau mit dem Besuch der Frankfurter Tai-Chi-Schule von Rolf Weber. Neugierig begleitete ich sie auf diesem Weg der Körpermeditation und praktiziere seither regelmäßig Qi Gong und Tai Chi und taoistische Meditationsformen.

Im Jahr 2015 nahmen meine Frau und ich erstmals an einer ayurvedischen Panchakarma-Kur in der Tradition des bekannten indischen Ayurveda-Arztes Balaji Tambe teil. Ein Kernelement dieser Kur ist die tägliche Yoga-Praxis, die ich auch nach der Kur fortsetzte. Derzeit praktiziere ich täglich Yoga zu Hause und mindestens einmal pro Woche in der Santulan-Life-Yogaschule in Frankfurt.

Durch Bücher war ich im Jahr 2015 auf den amerikanischen Zen-Meister Bernie Glassman aufmerksam geworden. Seine Bücher zum sozial engagierten Buddhismus beeindruckten mich nachhaltig, so dass ich einen seiner Zen-Peacemaker-Workshops in Belgien besuchte, um ihn persönlich zu erleben.

Dort lernte ich auch die ihn begleitende und von ihm ermächtigte Zen-Meisterin Barbara Wegmüller aus der Schweiz kennen, die einmal jährlich im Seminarhaus Engl in Bayern ein einwöchiges Zen-Sesshin leitet. Dort nehmen meine Frau und ich nunmehr seit 2015 teil. 2016 entschieden wir uns dann für das einjährige Gelübdestudium bei ihr, worauf dann 2017 nach dem Nähretreat für das Rakusu unsere Boddhisattva-Ordination folgte.

Seit 2018 bieten wir regelmäßig in Frankfurt Achtsamkeitstage in der Zen-Peacemaker-Tradition an. An diesen Tagen praktizieren wir Zazen, Kinhin, achtsames Essen und das Kreisgespräch/Council.

Im November 2019 werden wir zum ersten Mal das Auschwitz-Retreat der Zen Peacemakers besuchen.

Jörg Bretz

Nicht ein einziges Reiskorn verschwenden…

Neulich sah ich in der 3sat Mediathek die Doku Rettung vor der Bio Tonne, in der es um die unglaubliche Lebensmittelverschwendung ging, wie wir sie in Deutschland und Europa finden können. In Deutschland werden so jährich 13 Mio. Tonnen Lebensmittel (90 Mio. in der EU) weggeworfen. Am Beispiel Frankreichs wurden unterschiedliche, große und kleine Projekte vorgestellt, die versuchen der Verschwendung, dem Wegwerfen von Lebensmitteln (mehr als 1/3 aller produzierten Lebensmittel), entgegen zu wirken. Von Lebensmittelretter*innen, die nachts containern gehen, Restaurants, die abgelaufene oder krumm gewachsen Lebensmittel verwerten, bis zu professionell organisierten Verteilerstellen und Supermarkt-Coaches, wurde eine Bandbreite an Aktivitäten vorgestellt.

„Nicht ein einziges Reiskorn zu verschwenden, ist der Geist des Weges“

Im Tenzo Kyokun, den Anweisungen für den Koch, sagt Zen-Meister Dogen „Nicht ein einziges Reiskorn zu verschwenden, ist der Geist des Weges“. Dogen, der von 1200-1253 in Japan gelebt hat, ermahnt uns, die Ressourcen zu achten, keine Lebensmittel zu verschwenden oder gar wegzuwerfen.

Zen ist nicht leicht aber auch nicht kompliziert. Sich einfach um die Dinge zu kümmern, die um einen herum existieren, z.B. die Lebensmittel, die wir in der Küche zur Verfügung haben, sind das Wesen des Zen. Während eines Sesshin zum Beispiel werden die Zutaten genau berechnet und abgewogen, so dass möglichst wenig übrig bleibt. Reste werden am selben oder am nächsten Tag in einer nächsten Mahlzeit verarbeitet. Für die Monk’s Kitchen darf ich Woche für Woche aussortiertes Gemüse eines Bioladens einsammeln, aus dem ich dann Mahlzeiten für die Gemeinschaft koche. Schalen und Gemüseabschnitt gehen zum Kompostieren wieder in den Kreislauf zurück. Das erfordert Flexibilität und Kreativität, doch die meisten Zutaten funktionieren einfach gut miteinander und es lohnt sich auszuprobieren, verschiedene Dinge zu kombinieren. Angestoßenes oder nicht genormtes Obst und Gemüse zu einer leckeren Mahlzeit zu verarbeiten, ändert Deine Haltung und transformiert Dein eigenes Leben. Das zu verarbeiten, was der Kühlschrank gerade hergibt, ist wie mit den Lebensumständen, die sich gerade jetzt bieten, umzugehen und bestenfalls zu tanzen…

Hier ein Video über die Monk´s Kitchen, welches Arnold Cosa zusammengestellt hat: