Achtsamkeit – Ein paar Gedanken…

Vor einigen Tagen kam während eines Mittagessens in der Monk´s Kitchen die Frage auf „Was ist Achtsamkeit und welche Werkzeuge gibt es, um die Achtsamkeit zu vertiefen?“.

Der Begriff „Achtsamkeit“ bedeutet für mich eine „Achtung“ vor dem grossen Leben und dem gegenwärtigen Augenblick im Besonderen. Wenn man die Nicht-Getrenntheit zugrunde legt, bedeutet dies eine Verbundenheit, ein „In Kontakt sein“ mit allem und jedem. Warum also Wert legen, auf die bewußte Achtsamkeit in unseren Handlungen, unserem Denken und der Sprache?

Achtsamkeit ist kein Selbstzweck, um mich zu optimieren oder das Leben besser im Griff zu haben. Achtsamkeit ist keine Leistung und ich kann Achtsamkeit nicht konservieren. Letzlich geht es doch um eine Befreiung vom Ego, den Konzepten, Vorstellungen und Ideen einer Person, die wir jeden Morgen erneut wahr werden lassen wollen. Achtsamkeit von Moment zu Moment erlaubt es uns zu sehen, dass sich alles ständig wandelt, das nichts bleibt wie es ist. Mit der Achtsamkeit kehren wir also immer wieder zurück zum Nicht-Ich, der Unbeständigkeit und der Wahrnehmung des Leidens in Trennung oder der Umkehr in die Erfahrung der Verbundenheit.

Welche Werkzeuge gibt es? Den Atem, diesen Körper-Geist und jede einzelne Handlung/Begegnung im Jetzt und Hier.

Sensory Awareness Workshop mit Stefan Laeng-Gilliatt in Bonn

Anwesend sein – in Kontakt sein – sein lassen

Unser Wohlbefinden beruht auf der Bereitschaft, anwesend und veränderungsbereit zu sein. Dieses Wohlbefinden wird durch Widerstand gegen Veränderungen und Festhalten an Gewohntem gestört. Mit Sensory Awareness erkunden wir die natürlichen Tendenzen des Lebens zum Austausch und einem fließenden Gleichgewicht.

Jeder Moment unseres Lebens birgt ein Angebot, anwesend zu werden. Dies ist die besondere – aber auch herausfordernde – Einladung von Sensory Awareness. Es geht darum, in Beziehung zu kommen – mit der Erde, mit unserer Umwelt in all ihren Formen, mit uns selbst. Wir tun dies durch spielerische Bewegungsversuche und alltägliche Handlungen. Zu Zeiten lauschen wir still den Feinheiten des Atems – dann wieder setzen wir uns mit Gegenständen auseinander oder begegnen Menschen, „arbeiten“ mit ihnen. Dabei wollen wir natürliche Reaktionen erlauben anstatt der Welt unseren Willen aufzuzwingen.

Stefan Laeng-Gilliatt praktiziert Sensory Awareness und verwandte Arbeiten seit 1980. Er studierte mit LehrerInnen in Europa und den USA. Mit Charlotte Selver arbeitete er von 1991 bis zu ihrem Tod in 2003 intensiv zusammen, als Schüler wie auch in gemeinsamen Kursen. Er ist Executive Manager der Sensory Awareness Foundation. Stefan bietet sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht und Workshops an. Dabei bezieht er zuweilen Elemente des Buddhismus in seine Arbeit ein. Er arbeitet an einem Oral History und Buchprojekt über Leben und Wirken von Charlotte Selver. Stefan lebt in Hancock, New Hampshire, USA.

Termin: Samstag, 13.05.2017, 13:00 – 20:00 und Sonntag, 14.05.2017, 10:00 – 17:00

Ort: Achtsamkeit und Yoga | Kaiserstraße 237 | 53113 Bonn

Kursgebühr: Normalpreis 210,00 €, Ermäßigter Preis 180,00 €, Solipreis 240,00 € +

Einzahlungen der Kursgebühr bitte an: PostFinance (Schweiz): Laeng Stefan, PO Box 185, US-03449 Hancock NH; Konto: 30-456741-7; IBAN: CH12 0900 0000 3045 6741 7; BIC: POFICHBEXXX oder via PayPal*.

*Bei Bezahlung mit Kreditkarte via PayPal ist es nicht notwendig, ein PayPal-Konto zu eröffnen.

Allgemeine Bedingungen:
Die Anmeldung wird gültig mit der Überweisung des Kursgeldes.
Bei Rücktritt bis zur Anmeldefrist (2 Wochen vor Kursbeginn) wird die Anzahlung abzüglich 20,00 € Bearbeitungsgebühr zurück erstattet. Danach nur, soweit der freigewordene Platz besetzt werden kann.

Bei der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit sind wir gerne behilflich.

Weitere Infos:
Stefans Webseite: www.mindfulnessinmotion.net
Sensory Awareness Foundation: www.sensoryawareness.org

Anmeldung:

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Gewohnheiten ändern mit Achtsamkeit – Interview mit Dr. med. Malte Thormählen

Sich nicht vergiften – Es gibt nichts, über das man sich täuschen kann. Wenn wir dies verstehen, verwirklichen wir das Erwachen

thormaehlen_malteDr. med. Malte Thormählen ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und MBCT-Lehrer in Bonn. Mit ihm habe ich in einem Interview über „schlechte“ Gewohnheiten und Möglichkeiten zur Veränderung mittels Achtsamkeit gesprochen.

3 schätze: Lieber Malte, in Deiner Praxis für Psychotherapie begleitest Du Menschen in schwierigen Zeiten, mit den vielfältigen Möglichkeiten der Psychotherapie, Psychiatrie, Medizin und Achtsamkeitskursen. Nun bietest Du mit Eat Right Now® ein Achtsamkeitstraining für ein gesundes Verhältnis zum Essen und mit Craving to Quit ® ein 21 Tage Programm an, das einen einfachen Weg bietet, um aus dem Rauchen langfristig und nachhaltig auszusteigen. Sie bestehen jeweils aus einer App und einer fortlaufenden Anwesenheitsgruppe und arbeiten nach dem umgekehrten Klassenraum Modell. Warum sind Gewohnheiten so gefährlich?

Malte Thormählen: Übergewicht und Rauchen sind zusammen an mehr als zwei Drittel der Zivilisationskrankheiten in der Westlichen Welt schuld. Deshalb hatte der TED Talk „A simple Way to change a bad habit“ des Neurowissenschaftlers Professor Judson Brewer  tätig am weltweit bekannten Center for Mindfulness an der UMASS von Jon Kabat Zinn wahrscheinlich mehr als 6.000.000 Aufrufe in 2016 und war damit der 4. häufigst aufgerufene Beitrag.

3 schätze: Worum geht es Dir bei Deiner Arbeit?

Malte Thormählen: Da Achtsamkeit mir persönlich nutzt und ich auch die Teilnehmer aus meinen MBCT Kursen häufig über gute Erfahrungen mit Achtsamkeit bei Depressionen und Ängsten berichten, habe ich nach Möglichkeiten gesucht welche  Anwendungsmöglichkeiten es noch im Medizinischen Bereich gibt.

3 schätze: Und dabei bist Du auf Judson Brewer gestoßen?

Malte Thormählen: Nach einem Hinweis eines befreundet Psychotherapeuten und Yogalehrers aus meinem Intervisionszirkel Psychotherapie auf das Mindfulness Summit habe ich einen Videointerview mit dem Abhängkeitspsychiater Judson Brewer gesehen
und war sofort Feuer und Flamme. Nach einem kurzen Emailwechsel habe ich angefangen die Videovorträge und Übungen aus der Craving to Quit App zu übersetzten, um eine deutsche Version der Raucherentwöhnungs App vorzubereiten.

3 schätze: Er hat viel mit Gewohnheiten zu tun?

Malte Thormählen: Ja genau. Judson Brewer geht davon aus, das unserer evolutionär angelegtes Belohnungssystem – es ist schon bei Algen mit nur 20.000 Neuronen angelegt – uns bei unseren Bemühungen unsere Gewohnheiten zu ändern im Weg steht.  In
seiner einfachsten Form besteht es aus Auslöser, Verhalten, Belohnung. Du findest bei deiner Nahrungsmittelsuche in der Prärie rote Beeren und stellst beim Essen fest „Ah die schmecken gut“ (Belohnung) und merkst Dir deshalb wo Du Sie finden kannst. In  prähistorischen Zeiten hat uns das das Überleben gesichert, ähnlich wie die Angst.

Übertragen auf die heutige Zeit in einer recht sicheren Umgebung mit Nahrungsüberfluss besteht dieses Belohnungssystem weiterhin. Es gibt hierzu viele bekannte psychologische Modell, wie etwa das operante Konditionieren von Skinner. Das ist erstmal gut zu wissen.

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Ungünstigerweise wird unser Einfluß auf dieses Belohnungssystem durch verschiedene Substanzen, wie Nikotin, Kokain buchstäblich übernommen. Zucker hat im übrigen bei Mäusen in Versuchen eine stärkere Anziehungskraft als Kokain. Jedesmal wenn wir eine
Zigarette rauchen wenn wir gestresst sind und uns danach erstmal besser fühlen verstärkt dies „Gewohnheitsschleife“ sich. Das hineintappen in das Dopaminsystem und die Verhaltenswiederholgen – das ist tödlich.

3 schätze: Und da kann Achtsamkeit helfen?

Malte Thormählen: Ja in der Tat, es gibt nämlich Hinweise, dass der Stirnlappen des Gehirn, in dem die Gedanken abgelegt sind, die unser Verhalten steuern sollen, in Stresssituation schneller aussetzt. Das ist natürlich fatal, wenn man davon ausgeht, das bisherige Therapieformen wie die Verhaltenstherapie genau dort ansetzten. Dagegen kann Achtsamkeit wahrscheinlich gezielt die Mechanismen, die zur Abhängigkeit führen, angehen.

3 schätze: Wie genau muss ich mir das praktisch vorstellen?

Malte Thormählen: In dem Achtsamkeit dabei hilft zu erkennen, dass das Verlangen auf das Suchtmittel (Zigaretten, Essen) letztlich aus Gedanken, Körperempfindungen und Gefühlszuständen besteht. Durch die Moment zu Moment Erfahrung des Entstehen und
Vergehens einer Welle des Verlangens, kann ich erkennen, es geht vorbei anstatt, der häufig verbreiteten Vorstellung, es hält für immer an.

rauchfrei-zeichen-013 schätze: Was für ein Weg wird dadurch beschritten?

Malte Thormählen: Durch die Aufmerksamkeitslenkung auf etwa das Rauchen einer Zigaretten wird ein Teilnehmer damit zitiert: „Bah, es schmeckt nach stinkendem Käse und Chemie!“ Durch die unmittelbare Erfahrung entsteht eine Entkopplung von Verlangen
und Verhalten. Wir können uns von unseren schlechten Gewohnheiten befreien.

3 schätze: Das ist alles?

Malte Thormählen: Ja, durch die Entkopplung und die Fähigkeit bei sich zu bleiben entsteht vermutlich die kraftvolle Möglichkeit zur Veränderung.

3 schätze: Was ist das umgekehrte Klassenraummodell?

Malte Thormählen: Professor Brewer verwendet die moderne Wissensvermittlung aus dem Hochschulbereich. Das hat sich, nach seiner Aussage – entgegen seiner ursprünglichen Vermutungen – als die beste Option dargestellt, um den Nutzern des Programms, das beste Ergebnis zu ermöglichen. Dabei dienen die mundgerechten Häppchen der wenige Minuten langen Lehrvideos und Übungen einer App, die Möglichkeit, zu Hause dann zu lernen, wenn man Zeit hat und nicht zu einer festgesetzten Kurszeit.

Umgekehrt können die Teilnehmer Ihre „Hausaufgaben“ das heißt Ihre Schwierigkeiten, Herausforderungen und Erfolge der Woche in der unterstützenden Atmosphäre des Klassenzimmers an den wöchentlichen Kurstagen unter Anleitung eines erfahren Kursleiters besprechen. Dadurch können die Veränderungen, da stattfindenden, wo die schlechten Gewohnheiten auftauchen – im Alltag der Menschen und nicht in einem künstlich geschaffenen Rahmen. Zudem können die Teilnehmer den wissenschaftlich nachgewiesenen Vorteil des besseren Lernens in der Gruppe gewinnen.

3 schätze: Wie lange sollte ich mir für das Programm Zeit nehmen?

Malte Thormählen: Professor Brewer hat in seinen Gruppen festgestellt, dass, wenn man zu früh zu viel erreichen will, man nicht am besten in dem Programm abschneidet. Er empfiehlt etwa für das Eat Right Now Programm eine etwa 3-monatige Teilnahme, um
das Verhältnis zum Essen zu transformieren. Die 4-wöchige Studie auf der das Raucherentwöhnungsprogramm Craving to Quit basiert, hat doppelt so gut abgeschnitten wie die Standardtherapie der Amerikanischen Lungengesellschaft.

3 schätze: Wo kann ich einen Kurs mitmachen?

Malte Thormählen: In den Kurs kann laufend in der Praxis für Psychotherapie und Achtsamkeit, Rochusstrasse 137, 53123 Bonn immer Donnerstags von 17:00 bis 18:00 eingestiegen werden. Voraussetzung ist der Besitz eines Smartphones und die Verwendung der entsprechenden App. Die Kurse finden in einer gemischten Gruppe statt, da, die zugrundeliegenden Mechanismen die gleichen sind. Die Kosten belaufen sich für den Kurs mit 4 Terminen auf ca. 80,00 € plus die Kosten der App, ab ca. 25,00 € pro Monat. Die App ist derzeit noch auf einfach verständlichem Englisch, für die meisten Lehrvideos und Übungen gibt es aber deutsche Text- und Audiodateien, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Der Kurs ist natürlich auf Deutsch.

Anmeldung unter www.therapiedrt.de. Für Eat Right Now gibt es eine 4-tägige Testversion gratis!

Ein Interview mit Dr. Malte Thormählen und Angelika RedlingAchtsamkeit vs. Depression: MBSR / MBCT“ findest Du hier

logo_praxis_thormaehlenDr. Malte Thormählen
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
MBCT-Lehrer, Bonn

www.therapiedrt.de