„Sagen Sie, was bedeuten denn die 3 schätze?“

In den letzten Jahren wurde ich den obigen Satz immer mal wieder gefragt und auch vor einigen Tagen wollte eine Kundin wissen, was denn die 3 Schätze eigentlich bedeuten? Die einfache Antwort sind Buddha, Dharma und Sangha. „Buddha“ als der historische Buddha aber auch als Prinzip der Einheit, „Dharma“ als die Lehre Buddhas oder die universellen Lebensgesetze und „Sangha“ als buddhistische Gemeinschaft.

Als Zen Mönch habe ich Zuflucht genommen, zu den Drei Schätzen. So heißt mein Laden und so nennt sich auch unser Zen Dojo, San Bo Dojo (Drei Schätze Praxisort).

Und so dachte ich im Anschluss an die Begegnung neulich im 3 schätze Laden nochmal darüber nach, wie ich die Drei Schätze in meinem Leben praktiziere und lebendig werden lasse. Zen und Sensory Awareness sind die beiden Füsse, auf denen ich meinen Weg gehe. Die Praxis ist für mich immer wieder neu Gelegenheit, Sangha zu erleben. Wenn ich die Anhäufung erforsche, die ich als meinen Körper definiere, wenn ich mich auf die Gemeinschaft aller belebten und unbelebten Wesen besinne, kann ich erkennen, wie alles in Beziehung steht. Dies kann ich im Kontakt mit dem Boden erfahren, meiner Verortung im Raum oder ganz einfach in der Betrachtung des Atems. Dabei kann ich immer wieder die universellen Lebensgesetze, Dharma, untersuchen, die Schwerkraft, die Vergänglichkeit und schließlich auch Nicht-Selbst, Buddha.

Zen Meister Dogen sagt: „Wir nehmen Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha, weil der Buddha unser grosser Lehrer ist, das Dharma eine gute Medizin für uns ist und weil die Menschen in der Sangha ausgezeichnete Freunde sind„.

 

„Ein Meer aus rosa Blüten“ – Ein Interview mit Victoria Harlos von Print & Paint

Victoria Harlos bietet mit Print & Paint hochwertige Leinwanddrucke, Drucke auf Alu-Dibond oder Acryl-Glas sowie individuelle Bildbearbeitungen und Grafik-Design an.
Mit ihrem Laden und ihrem herzlichen Engagement ist sie eine Institution in der Bonner Altstadt. So hat sie die jährliche Kirschblüte zu einer Attraktion und Bonn bis nach Japan hin bekannt gemacht. Nach 13 Jahren in der Heerstraße ist Victoria mit Print & Paint seit dem 07.01.2020 in der „Breite Straße 65“ zu finden. Zeit für ein Interview…

3 schätze: Liebe Victoria, Du bist für Bonn sowas wie die Kirschblüten-Queen und Dein Laden in der Heerstr. war, mit seinen unzähligen gross- und kleinformatigen Kirschblütenbildern, allgemein bekannt und ein toller pinker Farbklecks in der Bonner Altstadt. Nun bist Du umgezogen und hast, nur 300 Meter entfernt, in der Breite Str. 65 ein neues Quartier bezogen. Wie ist es dazu gekommen?

Victoria Harlos: Lieber Patrick, vielen Dank für Deine Einladung und für das Interview.
Ja, wie kam es dazu, dass ich umziehen musste?
Ich habe mich nicht freiwillig zu diesem Schritt entschlossen. Leider wurde das Haus in der Heerstraße vor drei Jahren verkauft. Es ist ein ziemlich altes Haus, ich glaube Anfang des 20. Jhdt. und so langsam werden große Sanierungsarbeiten notwendig. Das Dach muss neu gemacht werden und wenn man alte Häuser modernisiert muss man nach den neuen Brandschutzrichtlinien sanieren. Bedauerlicherweise hat die hintere Wohnung keinen Brandschutz, daher wird nun der Laden mit der hinteren Wohnung zusammengefügt. Aus 55 m² werden nun 110 m² gemacht. Leider wird sich die Miete auch entsprechend anpassen und auch wenn der Vermieter es gerne gesehen hätte, dass ich bliebe, war mir das dann doch zu groß und zu teuer. Der Auflösungsvertrag kam für mich aber doch ziemlich plötzlich und ich hatte nur zwei Monate Zeit, um etwas Entsprechendes und Bezahlbares zu finden.

3 schätze: Sicherlich eine emotionale Zeit?!

Victoria Harlos: Ja, es war schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Eine Selbständigkeit ist ja sowieso nicht immer einfach und die Anforderungen werden immer höher. Sollte ich nach dreizehn Jahren aufhören? Oder nach dreizehn Jahren umziehen? Wollte ich das noch so wie bisher weitermachen?
All diese Gedanken habe ich mir gemacht, während ich den Betrieb am Laufen hielt. Das Weihnachtsgeschäft stand in den Startlöchern und ich habe mich parallel nach Ladenlokalen umgeschaut. Aber wo wollte ich hin? In Beuel macht das z.B. mit all den Kirschblütenbildern keinen Sinn. Ich habe viel mit meinen Kollegen von den anderen Geschäften in der Altstadt geredet. Wir verstehen uns gut und alle waren geschockt und haben versprochen sich umzuhören. Ich hatte das Gefühl, dass alle mir ein Eckchen frei räumen würden, nur damit ich in der Altstadt bliebe.
Über diese große Unterstützung bin ich sehr dankbar. Das hatte ich so gar nicht erwartet und für möglich gehalten.

3 schätze: Und wie hat sich das dann mit der Breite Str. 65 ergeben?

Victoria Harlos: Andrew von Love your Local hatte dann vorgeschlagen in die Breite Str. 65 zu gehen. Seit Mai 2019 residiert dort LudwigvanB. Mirko kreiert aktuell ein Label mit dem Konterfei von Herrn Beethoven. Da er das nebenberuflich mit seiner Familie zusammen macht, war noch viel Platz im Ladenlokal, den er nicht benötigt. Und wie das halt im Alltag so ist, wenn man Job und Familie hat, kommen manchmal Termine dazwischen und sie konnten nicht immer zuverlässig den Laden öffnen.
Wir haben uns zusammengesetzt und darüber geredet, was ich brauche. Und so konnte ich zur Untermiete in das Geschäft einziehen.

Kirschblüte und Beethoven

Wir finden alle, dass die Kirschblüte und Beethoven gut zusammenpassen.
Ich habe wieder Raum für meine Werkstatt und Platz für meine Kirschblütenbilder.
Natürlich ist es anders als vorher. Ich muss mich daran gewöhnen, dass ich weniger Platz habe und ich mich absprechen muss.
Aber ich kann weiterhin meine Kunden bedienen, die ihre eigenen Wunschmotive als Bild haben möchten, kann eine Auswahl an Kirschblütenbildern präsentieren, mache mein Grafikdesign und die Planung der aktuellen Kirschblütensaison.
So, wie es ist, ist es also das Beste für alle. Nur muss ich mich noch daran gewöhnen 🙂
Der Menschen ist ein Gewohnheitstier und Veränderungen fallen mir nicht so leicht.
Doch ich sehe es auch als Chance offener zu werden, aus festgefahren Bahnen auszutreten und Dinge aus einer mir neuen Perspektive zu betrachten.
Eigentlich sollte man immer offen für Veränderungen sein, um flexibel zu bleiben und auch andere Sichtweisen in seinem Denken zu berücksichtigen.

3 schätze: Jedes Jahr im April erblühen die Kirschblüten und die Menschen strömen in die Altstadt, um diese Pracht zu bewundern. Als Rahmenprogramm zur Kirschblüte werden Lesungen, Musikevents, Kurse, Aufführungen, Fotowettbewerbe, Führungen durchs Viertel etc. angeboten. Wer kann da mitmachen?

Victoria Harlos: Ja, seit drei Jahren machen wir im Rahmen der blühenden Kirschblüten die Veranstaltungsreihe „Zeit der Kirschblüten“. Jede*r Ladeninhaber*in der Bonner Altstadt darf daran teilnehmen, je mehr desto besser.
Um den Besucherstrom zu entzerren, aber auch um den Besuchern etwas zu bieten, haben wir uns überlegt, dass jeder Laden eigenverantwortlich eine Veranstaltung anbietet. Neben dem Flohmarkt, der dieses Jahr am 04.04.2020 stattfinden wird, sind die kleinen Veranstaltungen wirklich eine nette Abwechslung und sie werden auch gerne angenommen.
Wir sind gerade mitten in der Planung und ich bin schon ganz gespannt auf die Ideen von den Kolleg*innen. Ich kann jetzt schon mal verraten, dass es einige interessante Führungen geben wird. Mitte/Ende März werden die Veranstaltungen auf www.kirschbluete-bonn.de veröffentlicht.

3 schätze: Die Kirschblüte ist ja bei Asiaten, Japanern und Koreanern, sehr beliebt. Viele kennen die Heerstr. in Bonn. Was denkst Du, wieso gerade die Kirschblüte in der Bonner Altstadt eine fast weltweite Bekanntheit erreicht hat?

Victoria Harlos: Das ist eine interessante Frage und sicherlich gibt es mehrere Faktoren, die zur Bekanntheit der Kirschblüte beigetragen haben.
Als ich vor dreizehn, fast vierzehn Jahren mein Geschäft in der Heerstraße eröffnet habe, wusste ich zum Einen überhaupt nichts von der Kirschblüte und zum Anderen krähte kein Hahn danach. Ich erinnere mich noch genau, wie ich an einem Frühlingstag mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr und in die Heerstraße einbog. Der allererste Anblick der blühenden Kirschblütenallee war atemberaubend und so imposant, dass ich fast vom Fahrrad fiel. „Was ist das denn?“ hab ich mich gefragt, „Um Gottes Willen, was für eine schöne Pracht.“ So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Im Laufe des Tages nahm ich dann auch einige Fotografen mit richtig teuren Kameras und riesigen Objektiven wahr. Die Straße war demnach schon 2006/2007 ein Geheimtipp für Fotografen.
Damals wurde ja noch nicht so viel mit dem Handy fotografiert. Es war ziemlich
angenehm in dieser Zeit die Kirschblüten zu fotografieren. Man hat Rücksicht aufeinander genommen, damit jeder die Gelegenheit wahrnehmen konnte, dass beste Foto zu schießen. Da ich so viele Fotografen gesehen habe, kam mir damals die Idee zu meinem Kirschblüten-Fotowettbewerb. Dies war für mich auch eine Marketingaktion, um meinen neuen Laden für Fotodrucke auf Leinwand bekannter zu machen.
Ich habe dann im Folgejahr, also 2008, den Wettbewerb mit Plakaten, Facebook-Post etc. beworben. Und dies habe ich dann die nächsten Jahre so fortgeführt.
Ich habe viele Presseberichte an die lokalen Zeitungen geschickt, die das damals eher nicht veröffentlichen wollten, aber hin und wieder gab es dann doch einen kleinen Hinweis in den Zeitungen auf den Wettbewerb und auf die Kirschblüten.
2011 war dann das erste Fernsehinterview in der WDR Lokalzeit. Irgendwann hat sich dann auch mal der General-Anzeiger gemeldet und darüber berichtet. Versierte und bekannte Fotografen haben am Wettbewerb teilgenommen.

3 schätze: Ich schätze, die „neuen Medien“ pushen das Ganze auch ganz schön…

Victoria Harlos: Ja, viele posten Fotos von der Straße auf den sozialen Medien und durch liken und teilen wurde die Bekanntheit immer größer. Jeder hat auch seine eigenen Follower und Bekanntheit und so wurde dann die Kirschblüte in der Bonner Altstadt Schritt für Schritt bekannter. Ich habe gehört, dass die Altstadt auch in japanischen Reiseführern zu finden sei.
Seit fünf Jahren, seitdem Instagram präsenter ist, handelt es sich bei der Kirschblüte der Bonner Altstadt um einen social-media-Tourismus-Hotspot.
Mit dem Smartphone werden Fotos und Selfies geschossen, die dann direkt auf Instagram etc. hochgeladen werden. Bei einigen Besuchern handelt es sich um Influencer mit einer enormen Reichweite. Und da man mittlerweile günstig reisen kann, kommen die Leute von überall her, um sich eine geballte Ladung rosa, Harmonie und Frühlingsgefühle abzuholen. Immer wieder, jedes Jahr aufs Neue, ein imposanter Eindruck.

3 schätze: Viele Menschen freuen sich über die Zeit der Kirschblüte, die immer eine ganz besondere Zeit des Jahres ist. Andere sind auch genervt von soviel Rummel und den Touristenströmen. Es gab sogar mal Drohungen, Anschläge auf die Kirschbäume zu verüben. Wie stehst Du zu dieser Kritik?

Victoria Harlos: Wir nehmen die Kritik ernst und plädieren auf Flyern und im Internet für gegenseitige Rücksichtnahme. Die Drohungen und der Vandalismus der vergangenen Jahre sind auf einzelne Personen zurückzuführen, die aber nicht das Gefühl der Altstädter widerspiegeln. Leider ist solch eine Aktion immer lauter als all die positiven Resonanzen die wir haben. Die Medien berichten halt immer mehr
über Negatives als über Positives. Bedauerlicherweise ist unsere Gesellschaft so gestrickt, dass man an negativen Skandälchen hängenbleibt und das Positive für gegeben und nicht berichtenswert erachtet.
Gemeinsam mit der Stadt Bonn haben wir nach Lösungen gesucht, um den Ansturm für die Anwohner erträglicher zu gestalten. Wir haben Schilder aufgestellt, Durchfahrtverbot für Reisebusse, Bürgerbriefe der Stadt Bonn, tägliche Müllbeseitigung von Bonnorange, Toiletten werden aufgestellt und auch die Veranstaltungen sollen den Besucherstrom entzerren. Wenn man bedenkt wie viele Menschen dann tatsächlich in die Altstadt kommen finde ich es fantastisch wie harmonisch und friedvoll alles ist. Natürlich gibt es immer ein paar wenige negative Momente, aber diese sind gering im Verhältnis zur der Masse der Menschen, die durch die Altstadt geht.
Und ja, man kann während der drei Wochen der Blüte nicht mal schnell mit dem Fahrrad oder mit dem Auto wohin fahren. Aber darauf kann man sich ja einstellen. Es sind ja maximal nur drei Wochen im Jahr. Es wird immer Leute geben, die sich beschweren. Aber wie Du siehst versuchen wir unser Bestes das Ereignis Kirschblüte für jeden so schön wie möglich zu gestalten. Auch für uns und für die Stadt Bonn, etc. kam die Bekanntheit plötzlich und wurde nicht intentionell, mit diversen  Marketingstrategien, forciert. Wir müssen uns an die Bedürfnisse aller ran tasten und von Jahr zu Jahr entwickeln wir uns weiter.

„Mandalas harmonisieren ein Ungleichgewicht im Raum und ersetzen fehlende Elemente“

3 schätze: Neben den vielen Kirschblütenbildern hast Du natürlich auch andere Motive, wie z.B. Mandalas im Programm. Diese Mandalas, die Du auf Grundlage von Pflanzen und Blüten erstellt hast und als Photodruck auf MDF anbietest, sind ein echter Hingucker. Welche Bedeutung haben Mandalas für Dich?

Victoria Harlos: Für mich erzählen Mandalas Geschichten. Sobald man ein Mandala eingehender betrachtet, nimmt man unterschiedliche Formen, Muster und Figuren wahr. Sobald ich z.B. gegenständliche Figuren erkannt habe, formiert sich in meinem Kopf direkt eine Geschichte. Ich sage immer, Mandalas erwecken Deine Kreativität, denn genauso nehme ich es wahr. In einem Mandala erkenne ich z.B. eine Elfe und einen Krieger oder Kobold und dann frage ich mich, was möchten die beiden mir erzählen? Wofür stehen Elfen und Krieger? Welche Schwingung erzeugt das Bild? Interessant ist es auch, dass ich die Elfen und Krieger in einem Mandala erkenne, dass aus einem Waldfoto entstanden ist und eben nicht aus einem Foto z.B. einer Pfingstrose. Dann frage ich mich, ob Elfe, Krieger oder Kobold Waldbewohner sind. Und so entsteht ein Märchen, eine Geschichte. Und bei meinem nächsten Waldspaziergang erinnere ich mich daran, dass der Wald mir auch eine andere, mystischere Seite gezeigt hat. Klingt das jetzt seltsam? 🙂

3 schätze: Beschäftigt Dich jedes Mandala auf diese Weise?

Victoria Harlos: Es geschieht schon bei vielen Mandalas. Nicht jedes räsoniert positiv mit mir, aber die meisten sprechen mich schon in dieser beschriebenen Art und Weise an. Du musst es aber auch zulassen können. In der Hektik des Alltags wirst Du wahrscheinlich oft nur irritierende Muster erkennen. Aber deswegen sind Mandalas ja auch schon seit Jahrtausenden eine Meditationshilfe. Vertiefe dich einfach in das Zentrum des Mandalas und schau mal was passiert. Was es in dir auslöst? Vielleicht ist es ja auch nur die Farbe, die dich anspricht. Es muss ja nicht immer ein Geschichte daraus entstehen, aber es kann. Manchmal berührt ein Mandala auch nur mein Herz ohne Worte.

Ein weiteres Merkmal in der Arbeit mit den Mandalas ist die Betrachtung von Details.
Du gehst immer tiefer und erkennst immer wieder neue Details in einem Bild. Ich habe beobachtet, dass ich auch im Alltag eher in die Tiefe gehe. Ich gebe mich nicht mit oberflächlichen Antworten zufrieden, sondern gehe tiefer in die Materie. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Mitgefühl wird tiefer. Oder im Alltag – man nimmt viel mehr wahr, man sieht mehr. Ich habe gelernt meinen Blick zu fächern und nehme mit allen Sinnen meine Umgebung wahr. Jeder Umstand, jeder Mensch, alles hat ja mehr als nur eine Ebene. Mit der Arbeit mit den Mandalas habe ich gelernt alles etwas eingehender und detaillierter zu betrachten.

3 schätze: Die Mandalas sind auch bei 3 schätze zu erwerben. Ich freue mich sehr über Deine Entscheidung, mit Deinen Mandalas die 3 schätze Aktion „Eine Ecke dieser Welt erhellen“ zu unterstützen. So ist jeder Kauf eines Mandalas bei 3 schätze gleichzeitig auch eine Spende an 3 schätze.

Victoria Harlos: Ja, so habe ich mir das vorgestellt. Meine Mandalas sollen Licht in die Welt bringen. In deine eigene Welt, sobald du ein Mandala erwirbst und in die große Welt. Ich finde es wunderbar, dass Du Patrick, auch diese Vision hast die Welt zu erhellen und den Raum dafür gibst. Ich freue mich, wenn ich mit diesem Angebot dazu beitragen kann ein Licht in einer Seele zu entfachen. Und diese Seele hat dann vielleicht auch die Kraft und die Inspiration dazu ein weiteres Licht zu entfachen. Und so geht es dann weiter und weiter für eine liebevolle Welt, wo wir alle wieder fühlen,
dass wir alle miteinander verbunden sind. Tue ich jemanden anderen etwas Gutes, so tue ich mir auch etwas Gutes. So beginnt Heilung. Ich hoffe und ich versuche täglich, auch in meinem Geschäft für die Heilung der Welt beizutragen. Mal gelingt es mir mehr, mal weniger, aber jeder sollte versuchen ein bisschen an der Heilung der Welt beizutragen, so wie er*sie kann.

3 schätze: Herzlichen Dank für Deine Unterstützung und dieses Gespräch.

Victoria Harlos: Vielen, vielen Dank für dieses Gespräch, Patrick 🙂

Kontakt:
www.printandpaint.de
www.kirschbluete-bonn.de

Zen Peacemaker Retreat in Auschwitz – Ein Bericht

Ein Gastbeitrag von Jörg Bretz

Seit der Lektüre mehrerer Bücher von Bernie Glassman („Anweisungen für den Koch“, „Zeugnis ablegen“) ab 2014 wusste ich, dass die Organisation der Zen Peacemakers (http://zenpeacemakers.org) jährlich im November ein Meditationsretreat im Konzentrationslager Auschwitz organisiert. Nach mehreren Jahren reifte schließlich im Dezember 2018 die Entscheidung, dass meine Frau Christiane und ich im November 2019 teilnehmen wollen.

Bernie Glassman war bei seinem erstmaligen Besuch von der Energie des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau so bewegt, dass er dort ein Meditations-Retreat veranstaltete und fortan jedes Jahr wieder mit dem Retreat wieder dorthin zurückkehrte. So verfügte er auch für seinen Tod, dass seine Asche an verschiedenen Stellen des Konzentrationslagers verstreut werde.

Die Zen Peacemaker-Webseite (https://zenpeacemakers.org/auschwitz-birkenau-bearing-witness-retreat) klärte viele organisatorische Fragen zum Retreat und unterstützte uns bei der Vorbereitung. Wir planten unsere Anreise so, dass wir vor dem Retreat drei Tage und nach dem Retreat noch einen Tag in Krakau verbringen konnten. Nach der Anmeldung zum Retreat buchten wir unserer Flüge und Unterkünfte und danach schlummerte Auschwitz in uns – es war ja noch fast ein Jahr Zeit.

Die Zen Peacemaker empfehlen, im Freundeskreis um finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an diesem Retreat zu „betteln“, und damit einer Jahrtausende alten buddhistischen Praxis zu folgen. Mehrere Monate zögerte ich mit dieser Bettelpraxis. Wie kann ich Menschen um Hilfe bitten, die über weit weniger finanzielle Mittel verfügen als ich? Was werden diese Menschen von mir denken? Soll ich die Menschen persönlich ansprechen, oder setze ich sie damit emotional unter Druck? Schließlich entschloss ich mich im Sommer 2019, eine Bettel-Mail zu verfassen und an ausgewählte Menschen meines Freundes- und Bekanntenkreises zu versenden.

Fortan war damit vielen Mitmenschen klar, dass ich an diesem Retreat teilnehmen würde. Es entstanden über mehrere Wochen viele persönliche Gespräche zum geplanten Retreat, zum Dritten Reich mit seinen Konzentrationslagern, über das Betteln in unserer Zeit und vieles mehr. Ich empfehle jedem, der erstmalig am Retreat teilnimmt, die Erfahrung aus der Bettelpraxis zu machen. Schließlich gestaltete ich eine Gebetskette (Mala), in der jeder Unterstützer durch eine Perle repräsentiert ist. Die Mala begleitete mich während der gesamten Reise und vergegenwärtigte mir, dass viele Menschen indirekt mit mir auf dieser Reise sind. Einen Teil des erbettelten Geldes habe ich den Zen Peacemakers zur Verfügung gestellt, um ärmeren Menschen die Teilnahme am Retreat zu ermöglichen (Stipendiumsfonds). Einen anderen Teil habe ich der Erinnerungsstiftung Auschwitz-Birkenau gespendet.

Und plötzlich war es Ende Oktober und das Retreat klopfte an die Türe. Was packe ich in den Koffer, um beim ganztägigen Aufenthalt draußen nicht zu frieren? Wir würden ja tagsüber still in der Kälte sitzen, um zu meditieren. Schrecklich die Vorstellung, dass die Inhaftierten nur dünne Baumwollkleidung und Holzschuhe tragen durften. Und die Winter dort waren mit minus 20 Grad Celsius richtig kalt.

Nach einem kurzen Flug trafen wir in Krakau ein und verbrachten den ersten Tag in Kazimierz, dem heutigen Stadtteil von Krakau, der seit Jahrhunderten ein florierendes Zentrum jüdischen Lebens war. Am darauf folgenden Tag besuchten wir den Stadtteil, in dem ab Sommer 1940 die Deutschen das jüdische Ghetto errichteten. Und zuletzt bewegten wir uns durch das mittelalterliche Stadtzentrum, den Mittelpunkt des modernen Krakau.

Die drei Tage in Krakau stimmten uns auf die jüdische Geschichte und das, was vor uns lag, ein. Gemeinsam mit rund 90 Teilnehmern fuhren wir im Bus schweigend nach Auschwitz. Sprichwörtlich aus der ganzen Welt reisten Menschen an, um gemeinsam zu praktizieren: Australien, Israel, Brasilien, Kanada, USA, Schweden, Finnland, Belgien, Deutschland, um nur einige zu nennen. Ebenso vielfältig war auch das Altersspektrum sowie die Religion der Mitstreiter: von Mitte 20 bis 80; Christen, Juden, Buddhisten und Moslems. Ich bin in meinem Leben bisher noch nie Menschen jüdischen Glaubens so unmittelbar persönlich begegnet. Und nun reiste ich mit vielen von Ihnen als Deutscher nach Auschwitz. Während der Busfahrt gingen mir Gedanken durch den Kopf: Wie hätte ich gehandelt, wenn ich damals gelebt hätte? Widerständler, Mitläufer oder Täter? Wahrscheinlich hätte ich einen feigen Weg gewählt, oder doch nicht, oder irgend einen Kompromiss-Weg? Ein bedrückendes Gefühl stieg auf, je näher wir dem Lager kamen.

Und gleichzeitig sah die Landschaft fast wie zu Hause aus. Das „Dialogue Center“ im Dorf Auschwitz, fußläufig rund 15 Minuten vom Lager, sollte uns die kommenden Tage angenehm beherbergen.

Das Retreat folgte einer klaren Tagesstruktur. Im Kreisgespräch tauschten wir morgens unsere Eindrücke und Erfahrungen aus. Kreisgespräch bedeutet hier keinen munteren Plausch wie beim Kaffeekränzchen. Die Teilnehmer wurden in sechs Gruppen aufgeteilt, die jeweils auf Stühlen in einem Kreis sitzen. Reihum hört jeder in sich hinein und lauscht seinem Herzen. Danach spricht er so lange wie nötig, so kurz wie möglich, was ihn im Inneren bewegt. Ohne dabei Inhaltlich auf von anderen Gesagtes Bezug zu nehmen. Ohne dass ihn jemand unterbricht. – Und die anderen hören mit dem Herzen zu, ohne das Gesagte zu bewerten, ohne zu planen, was sie gleich selbst sagen werden, präsent im Augenblick. Zumindest streben wir das an. Und wer nicht sprechen möchte, schweigt in der Runde. Erstaunlich und bemerkenswert, wie nach wenigen Tagen aus dieser Gesprächskreispraxis heraus eine tiefe herzliche Beziehung zwischen uns Teilnehmern entsteht, auch wenn mich der erste Eindruck bei manchen zunächst Ablehnung empfinden ließ.  Wir wissen nicht, was der andere beruflich tut, wie wohlhabend oder arm er ist, was für ein Auto er fährt, welches Smartphone er benutzt oder wohin ihn sein letzter Urlaub führte. Am letzten Tag fällt mir der Abschied richtig schwer, von den Menschen, mit denen ich mein Erleben dieses besonderen Ortes geteilt habe. Nach dem Frühstück starteten wir ins Lager, um dort den Tag zu verbringen. Wir lernten das Lager im Rahmen von Besichtigungen kennen.
Die Erfahrungen im Lager waren intensiver, als Worte dies je ausdrücken können. Jeden Tag begegneten uns Orte, die das alltägliche Leben im Lager greifbar machten. Vorgelesene Geschichten von Überlebenden ergänzten die Wirkung des Ortes mit seinen Gebäuden, Ruinen und Zäunen. Zunehmend hatte ich Bilder des Lageralltags vor Augen. Aber auch Bilder von den rund 5000 Menschen, die täglich in Viehwaggons angeliefert wurden, um direkt in den Gaskammern ermordet und in den Krematorien verbrannt zu werden.
Und wir hörten inmitten dieser schrecklichen Umgebung auch Geschichten von Menschen, die anderen geholfen haben, die ihre Ration mit anderen geteilt haben, die den Alltag für ihre Mitmenschen irgendwie erträglicher gemacht haben. Irgendwie zeigte mir das, dass unabhängig von der Zukunft die Gestaltung der Gegenwart wichtig ist. Und im Lager wurde bei allem Leiden auch musiziert, gesungen und gelacht … Freude und Leid schließen einander nicht aus. Im Laufe der Tage wurde mir deutlich, dass wir Menschen unabhängig von den Rahmenbedingungen immer Gestaltungsspielräume im Sinne der Menschlichkeit haben. Es gibt immer eine Alternative.
Mit christlichen, jüdischen und buddhistischen Zeremonien haben wir der Toten gedacht, deren Asche mit Lastkraftwagen abtransportiert und in die nahe gelegenen Weichsel geschüttet wurde. Jeden Tag haben wir andere Stellen des Lagers aufgesucht, um die Erfahrungen – auch im Miteinander – zu vertiefen. Unfassbar, dass diese Maschine des Todes von Menschen betrieben wurde. Unfassbar, wozu Menschen fähig sind. Mir fehlen die Worte, um all die Eindrücke zu beschreiben, die die Orte und Artefakte des Lagers in mir geprägt haben. Schließlich verließen wir das Lager am letzten Tag mit einer Abschiedszeremonie.

Nach einem weiteren Tag in Krakau ging es dann wieder nach Hause. Bepackt mit all diesen Eindrücken war die Rückkehr zum Alltag zunächst schwierig. Angesichts des Erlebten wirkten viele Alltäglichkeiten in einem völlig anderen Licht. Langsam ziehen sich die Eindrücke aus dem Alltag zurück und Normalität kehrt wieder ein. Das Retreat begleitet mich allerdings weiter, derzeit auch durch viele Gespräche mit Interessierten und Unterstützern.

Vielen Dank euch, die ihr mich unterstützt habt. Wer weitere Fragen hat, kann mich gerne ansprechen, telefonisch, per Mail oder persönlich.

Euer Jörg

 

Bilder von Christiane Bretz