Leben-Reloaded Workshop – Yoga, Lesung & Talk mit Dieter Gurkasch

Auf den Spuren der Yogis suchte Dieter Gurkasch nach einem Sinn in einer fast aussichtslosen und feindlichen Lebensumwelt. Und das tat er eben nicht wie viele andere in schicken Wellness-Seminaren, sondern in einem der härtesten Gefängnisse Deutschlands: der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, besser bekannt als »Santa Fu«.
(Patrick Broome aus seinem Vorwort zum Buch „Leben Reloaded“)

Am 14.03.2014 wird Dieter Gurkasch einen Yoga-Workshop bei 3 schätze leiten und aus seinem Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚ lesen. (Infos und Anmeldungen weiter unten)

Die Geschichte des Hamburgers, Dieter Gurkasch, hört sich an wie ein Roman- oder ein Film-Plot, doch all das, was in seinem Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚ niedergeschrieben wurde und nachzulesen ist, hat sich tatsächlich so ereignet.

Leben Reloaded von Dieter GurkaschEigentlich wohlbehütet aufgewachsen, gerät Dieter Gurkasch als Jugendlicher auf die sog. schiefe Bahn, nimmt Drogen, dealt und begeht schließlich einen Raubüberfall, in dessen Verlauf er einen Menschen tötet. Er wird verurteilt und verliert seine Freiheit. Voller Hass will sich Gurkasch diese Freiheit zurückholen, rebelliert, zettelt eine Knastrevolte an und flieht, nur um kurze Zeit später wieder einzusitzen. Auch nachdem er mit Mitte 30 seine Strafe verbüßt hat, gelingt ihm kein Neuanfang. Er verbreitet Angst und Schrecken und in einer Schießerei mit der Polizei entgeht er nur knapp dem Tode. Wiederbelebt sitzt er erneut für viele Jahre hinter Gittern, jahrelang sogar in Isolationshaft.

In der harten Gefängniswelt von Santa Fu (Hamburg) fällt ihm irgendwann ein Buch über Yoga in die Hände. Zunächst voller Spott beginnt er mit der „Mädchengymnastik“ und entdeckt er, dass er sich mit den darin beschriebenen Übungen auffällig schnell von grippalen Infekten erholt. Dann stellt er fest, dass der Hass, der so lange in ihm war, mit Hilfe der Yogapraxis endlich schwindet und er auch die Trauer neu kennenlernt. Dieter Gurkasch lässt sich immer tiefer auf Yoga ein und gründet schließlich eine Yogagruppe für seine Mit-Häftlinge.

Inzwischen ist Dieter Gurkasch -nach 25 Jahren Haft- entlassen und engagiert sich weiterhin dafür, Yoga in die Gefängnisse zu bringen. Er ist als Yogalehrer tätig und bietet Lesungen, Vorträge und Yoga-Workshops im gesamten deutschspachigen Raum an. Die Schilderungen seiner Transformation, die ihm eine ganz andere, innere Freiheit schenkte, gehen sehr unter die Haut.

Dieter Gurkasch hat mit anderen zusammen den gemeinnützigen Verein YuMiG e. V. gegründet mit der Zielsetzung Yoga und Meditation als niederschwelliges Therapieangebot in Gefängnissen zu verankern sowie Ansprechpartner zu sein für Inhaftierte, Vollzugsbeamte und Yoga-oder Meditationslehrer, die ähnliche Gruppen in Gefängnissen planen.

yumig-logo

Weitere Infos über den Verein unter: www.yumig.de

Weitere Infos, Interviews/Videos, Rezensionen unter: www.dietergurkasch.de

 

Leben-Reloaded Workshop – Yoga, Lesung & Talk

Die Veranstaltung beginnt mit einer 60 minütigen Yoga-Übungseinheit, welche Dieter Gurkasch in seiner Zeit im Strafvollzug entwickelt und angeleitet hat. Diese sehr wirksamen und für alle Yoga-Level geeigneten sanften Energie Übungen stärken den Energiekörper des Menschen und gleichen ihn aus, was dazu führt, daß wir wieder auf unsere natürlichen Kraftreserven zurückgreifen können.

Auf die Yogapraxis folgt eine knappe einstündige Lesung des Autors aus seinem neu erschienenen Buch ‚Leben Reloaded – wie ich durch Yoga im Knast die Freiheit entdeckte‚. Wer möchte, kann das Buch vor Ort erwerben und signieren lassen.

Im Anschluss lädt Dieter Gurkasch ein zu Diskussion und Reflexion, während der auch alle Fragen gestellt werden können, die auf dem Herzen liegen. Die Veranstaltung schließt mit einer kleinen Atem-Meditation.

Die Yogastunde sowie Lesung & Talk werden sowohl zusammen, wie auch separat angeboten.

Gesamtdauer: ca. 3 Stunden | Kosten: 25,00 €
Einzelangebot:
Yogastunde: 60 Minuten | Kosten: 12,00 € (begrenzte Plätze)
Lesung & Talk mit Atem-Meditation: ca. 2 Stunden | Kosten: 15,00 €

Termin: 14.03.2014

Yogastunde: 18:30 | Lesung & Talk: 19:30

Ort: 3 schätze | Heerstr. 167 | 53111 Bonn
Infos: www.3-schaetze.de

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Kurzinterview: Pierre Boisson im Gespräch mit Patrick Damschen

„Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle des anderen hören,
dann erkennen wir die Menschlichkeit, die wir gemeinsam haben.“

(Marshall Rosenberg)

Workshop/Seminar: Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

vom 22.02. bis 23.02.2014 in Bonn

(Programm, Teilnahmebedingungen, siehe unten)

Wenn Menschen mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) in Berührung kommen, entdecken sie diese oft als hilfreiche Ergänzung zu ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrer Religion usw. Ich selbst habe die GFK als wunderbares Werkzeug in Verbindung mit meiner Zen-Praxis gefunden und war erfreut letztes Jahr ein Interview mit Pierre Boisson im Yoga Journal zu finden und zu sehen, dass es eben auch Menschen gibt, die die GFK mit Yoga verbinden.

Pierre Boisson_NeuPierre Boisson ist Mitgründer der Yogaschule Param Yoga in Nürnberg. Er unterrichtet Hatha Yoga mit Einflüssen aus verschiedenen Yoga Traditionen und ist darüber hinaus Trainer im Bereich Kommunikation und Konfliktmanagement sowie ausgebildeter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg. In diesem Kontext leitet er Seminare und Workshops in Deutschland und Frankreich.

3 schätze: Hallo Pierre, vom 22.02. – 23.02.2014 wirst Du bei 3 schätze in Bonn einen Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga) Workshop leiten. Zeit um ein bisschen über Dich, Yoga und die GFK zu plaudern.

Pierre: Hallo Patrick! Zunächst einmal Danke für diese Gelegenheit mich mit dir über das, was mir am Herzen liegt unterhalten zu dürfen. Und natürlich finde ich es toll, dass du die GFK nach Bonn zu 3 schätze bringst!

3 schätze: Erzähl doch bitte zunächst kurz etwas zu Deiner Person.

Pierre: Ich bin als Halb-Franzose in München aufgewachsen. Mit 16 Jahren bin ich nach Frankreich (Nizza), habe dort Abitur gemacht und dann in Paris Business studiert. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft (hauptsächlich im Bereich Outdoor Sport), habe ich ein immer tieferes Verlangen nach mehr Sinnhaftigkeit verspürt bis der Entschluss kam ein sabatisches Jahr zu nehmen, in dem ich mich dann in Indien dem Yoga und der Gewaltfreien Kommunikation gewidmet habe. Nach einer Trainer-Ausbildung in GFK, Yogalehrerausbildung und einem Jahresaufenthalt in einem Yoga Ashram habe ich mich selbstständig gemacht und bin nun seit 3 Jahren in diesen Bereichen tätig. Ich lebe zusammen mit meiner Partnerin Catrin in Nürnberg. Wir haben einen Sohn Elijah (2 Jahre).

3 schätze: Wie würdest du die GFK in ein paar kurzen Sätzen beschreiben?

Pierre: Die Gewaltfreie Kommunikation ist vor allem eine innere Einstellung zum Leben und dadurch zu meinen Mitmenschen. Im Vordergrund dieser Haltung steht der Wunsch Verbindung und tiefes Verständnis füreinander aufzubringen. Diese Verbindung entsteht dann, wenn wir uns auf der Ebene unser Bedürfnisse begegnen und wenn wir Wege finden die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen. Das ist nur dann möglich, wenn beide Personen in Ihrem Bedürfniss wirklich gehört, verstanden und ernst genommen werden.

3 schätze: Was hast Du zuerst entdeckt, Yoga oder die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Zuerst habe ich Yoga entdeckt. Yoga lehrt uns Techniken, um mit sich selbst in Einheit zu kommen, d.h. seinen Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Dazu lehrt uns der Yoga eine Vielzahl an Techniken darunter Körperübungen, Atemübungen, Meditationen, Entspannungstechniken sowie eine Anzahl an moralischen Grundvoraussetzungen, die für die Praxis notwendig sind. Das sind die so genannten „Yamas“ (= Moralischer Umgang mit meinen Mitmenschen) und „Niyamas“ (= Umgang mir selbst gegenüber). Zwei dieser Grundvoraussetzungen sind „Ahimsa“, die Gewaltlosigkeit in Wort, Tat und Handeln sowie „Satya“, die Wahrhaftigkeit / Ehrlichkeit meinen Mitmenschen und mir gegenüber. Das Yoga-System bietet zur Umsetzung vor allem die Meditation und Achtsamkeit als Technik. Doch war ich auf der Suche nach noch mehr konkreten Hilfsmitteln, wie ich sprachlich „Ahimsa“ umsetzen könnte. Da kam die Gewaltfreie Kommunikation als eine wunderschöne ergänzende Technik genau richtig.

Pierre Boisson GFK 013 schätze: Auf welche Weise verbindest Du Yoga und die Gewaltfreie Kommunikation? Wo siehst Du die Gemeinsamkeiten?

Pierre: Der Gründer der GFK, Marshall Rosenberg, stammt aus der humanistischen Psychologie, die wie Yoga davon ausgeht, dass der Mensch alle Selbstheilungskräfte in sich trägt. Beide Systeme arbeiten sehr methodisch und sind in mindestens doppeltem Wortsinn Haltungen. Beide bieten konkrete Techniken in der Umsetzung, die sich ergänzen: Die GFK in den vier Schritten Wahrnehmung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese helfen mir, eine wertschätzende Haltung einzunehmen und eine empathische Verbindung zu meinem Gegenüber herzustellen. Yoga bietet den achtgliedrigen Pfad des Ashtanga, der mir hilft, die Verbindung zwischen Körper, Geist, Seele herzustellen. Vereinfacht zusammengefasst kann man sagen: beide Wege dienen dazu eine wertschätzende Verbindung zu mir und meinen Mitmenschen herzustellen.

3 schätze: Wie definierst Du Gewalt in der Kommunikation?

Pierre: Ich werde häufig gefragt, warum die „Gewaltfreie Kommunikation“ eigentlich Gewaltfreie Kommunikation genannt wird. Denn bei dem Wort “Gewalt” denkt man häufig an körperliche Gewalt. Doch bereits unsere Gedanken und Worte können gewaltvoll sein. Unnötig zu erwähnen welche emotionalen Wunden Worte dabei hinterlassen können.

marshall-rosenbergAus Sicht der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg, beginnt Gewalt dann, wenn unsere innere Einstellung auf Bewertungen, Urteile und / oder Kritik ausgerichtet ist. Statt unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, was der andere falsch macht, richten wir in der GFK unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir selbst gerade brauchen. Das ist anfangs gar nicht so einfach, denn wir stecken alle in unseren Sprach- und Denkmustern. Aber mit ein bisschen Übung verwandeln sich dann Aussagen wie: „du fieser Egoist!“ (=mein Urteil über den Anderen) in: „Ich bin echt sauer und brauche deine Unterstützung!“ (=wie geht es mir (Gefühl) und was brauche ich (Bedürfnis).

3 schätze: Welchen Sinn hat die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Das Primärziel ist Menschen zu verbinden. Zu erkennen, dass wir letztendlich alle das Gleiche wollen. Die GFK zeigt uns, dass Konflikte aus der Illusion entstehen zu denken, der andere wolle etwas anderes als ich. Aus dieser Illusion heraus entsteht Trennung und Gewalt. Die GFK bietet ein Modell seine innere Einstellung / Haltung zu verändern, welche es ermöglicht uns empathisch zu verbinden und somit souveräner mit Konflikten umzugehen.

3 schätze: An wen richtet sich die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Überall wo Menschen aufeinander treffen gibt es Konflikte, sei es in der Partnerschaft, mit Kindern, in der Familie, dem besten Freund und natürlich auch in der Arbeitswelt, welche immer noch stark autoritär (gewaltvoll) geprägt ist.

Marshall Rosenberg hat die GFK auf der ganzen Welt gelehrt in allen vorstellbaren Situationen: Gefängnissen, Polizei, Gettos in der Bronx, Gewaltopfern, Israel/Palästina Konflikt und eben auch in unseren alltäglichen Problemen.

Pierre Boisson GFK 023 schätze: Kannst Du das 4-Schritte-Modell der Gewaltfreien Kommunikation kurz an einem Beispiel erklären?

Pierre: Die GFK nutzt ein einfaches vier Schritte-Modell bestehend aus folgenden Komponenten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese vier Schritte können unabhängig, ob ich von mir rede (Aufrichtigkeit) oder ob ich mich mit dem anderen verbinden möchte (Empathie), eingesetzt werden. Hier eine Kurzversion der Aufrichtigkeit, die darauf zielt mein Anliegen so anzusprechen, ohne dass das gesagte Wort Kritik, Bewertung oder Urteil enthält, dennoch ehrlich und aufrichtig ist.

Ein Beispiel wäre statt zu sagen: “Du räumst wirklich nie die Küche auf! Hier ist immer so ein Saustall!” könnte man aus Sicht der GFK folgendes sagen:

“Wenn ich sehe, dass das ungewaschene Geschirr in der Spüle liegt und der Müllbeutel bis oben gefüllt ist (Wahrnehmung), dann bin ich wirklich sauer (Gefühl), weil mir Ordnung (Bedürfnis) wichtig ist. Könntest du jetzt bitte die Küche aufräumen (Bitte)?

Im besten Fall reicht so ein Satz aus, in den meisten Fällen jedoch nicht. Hier kommt die Empathie ins Spiel. In einem Konflikt ist bei beiden der Wunsch gleich groß gehört, verstanden und ernst genommen zu werden. Wir haben also sehr viel daran unserem gegenüber zu signalisieren, dass wir auch sein Anliegen ernst nehmen. Nehmen wir an unser Gegenüber antwortet mit:

„Räum doch selber deine Küche auf, wenn dir Ordnung soooo wichtig ist!“

Was braucht mein Gegenüber, wenn er das sagt? Worum könnte es sich hier handeln? Den hinter dieser Aussagen, steckt auch ein Bedürfnis, dass erfüllt werden möchte. So könnte ich z.B. Fragen:

„…und da bist du jetzt echt sauer, weil es dir wichtig ist, dass jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt?“

Sollte ich mit meiner Vermutung richtig liegen würde er darauf sagen: „Ja! Genau!“. Damit hätte ich einen ersten Schritte in die Richtung „Ich will dich hören, verstehen und ernst nehmen“ getan. Das Gespräch wäre damit natürlich noch nicht beendet. Kommunikation ist zu komplex, um zu erhoffen, dass sich mit zwei Sätzen gleich alle Probleme lösen. Fakt ist aber, dass Konflikte durch GFK, wenn nicht immer ganz verhindert, dann zumindest schneller und vor allem nachhaltiger gelöst werden. Der Grund dafür liegt darin, dass wir relativ schnell an den Kern des Problems kommen, statt an der Oberfläche zu kratzen („Du bist blöd, weil du die Küche nicht aufräumst! Und du bist blöd, weil du überhaupt keinen Wert auf Sauberkeit legst!“).

Liebe3 schätze: Kann die GFK eine Partnerschaft retten? Müssen beide Partner die GFK dafür kennen?

Pierre: Die GFK kann ein sehr wertvolles Werkzeug sein, um die Verbindung zu seinem Partner zu verstärken (oder sogar ganz wiederherzustellen). Ich kenne mindestens eine Partnerschaft, welche Ihre Ehe mit Hilfe eines Einführungsseminars retten konnte. Und ich kenne auch ein Paar, welches sich nach so einem Seminar getrennt hat. Die GFK schenkt uns viel Klarheit über unsere eigenen Bedürfnisse und hilft in Entscheidungsprozessen. In welche Richtung diese Entscheidung geht hängt ganz von den Protagonisten ab.

Ich denke die entscheidende Frage, die man sich stellen darf ist, ob man diese Partnerschaft wirklich noch möchte und bereit ist etwas an sich und seiner Partnerschaft zu ändern. Wenn beide Partner an einem Punkt angekommen sind, an der sie noch an die Beziehung glauben und bereit sind an sich zu arbeiten, dann bietet die GFK ein sehr hilfreiches und tiefgründiges Werkzeug.

Erfahrungsgemäß kann die GFK gerade dann in Partnerschaften helfen, wenn beide Partner diesen Weg gemeinsam beschreiten. Denn Partnerschaft heißt auch gleichzeitig Teamwork, wo beide am gleichen Strang ziehen.

3 schätze: Was passiert, wenn sich jemand nicht auf diese Art und Weise zu kommunizieren einlassen möchte?

Pierre: Man muss dabei einen Unterschied zwischen GFK als Technik und GFK als wertschätzende Haltung zum Leben machen. In meiner Erfahrung reagiert mein Gegenüber nur dann misstrauisch, wenn ich die GFK (noch) als Technik anwende, d.h. noch nicht ganz in dieser wertschätzenden Haltung bin. Ich glaube kaum, dass mein Gegenüber sauer, genervt oder misstrauisch reagiert, wenn ich ihn wirklich höre, verstehe und nach eine Lösung suche, die ihn in seinem tiefsten Anliegen wirklich ernst nimmt. Oder?

3 schätze: Wie laufen Deine Workshops ab? Was nimmt man nach so einem Workshop mit nach Hause?

Pierre: Die 2 Tage sind praxisorientiert. Die TN werden daher selber viel üben und erfahren können. Im ersten Tag widmen wir uns dabei vom Schwerpunkt her der Aufrichtigkeit und am zweiten Tag der Empathie. Abgerundet werden die Seminare mit den Yogastunden.

Überrascht sind die TN dabei immer wieder, wie „gewaltvoll“ sie doch in Ihrem Alltag sind, obwohl Sie sich eigentlich nach einem liebevollen Miteinander sehnen. Diese Erkenntnis löst dann schon mal etwas Trauer oder Frust aus. Gleichzeitig öffnet das Seminar eine neue Türe zu einem anderen Umgang miteinander. Da erlebe ich Erleichterung und Enthusiasmus bei der Erkenntnis, dass es eben auch andere Wege gibt und die TN jetzt die Werkzeuge dafür haben.

3 schätze: Gibt es bestimmte Asanas, Yogahaltungen, auf die Du besonderen Wert legst?

Pierre: In den Seminaren lege ich Wert auf sanfte Yogastunden mit Schwerpunkt auf das Wahrnehmen, Fühlen, Herz (Empathie) und Kommunikation (Kehl Chakra). Erfahrungsgemäß schätzen die Teilnehmer diesen aktiven Teil des Seminars auch deshalb, da er eine angenehme Ergänzung zum theoretischen Teil ist.

Wir üben auch in einer Meditation das Gefühl hinter unserem Anliegen wahrzunehmen und in Verbindung mit den dahinter stehenden Bedürfnissen zu bringen.

3 schätze: Muss man Vorkenntnisse mitbringen?

Pierre: Nein, weder in GFK noch Yoga. Wir werden sanft üben.

3 schätze: Bietest Du neben Deinen Yoga & GFK Workshops auch weitere Workshops zur Vertiefung an?

Pierre: Die GFK, genauso wie Yoga oder Zen, ist ein Weg. Daher lohnt es sich regelmäßiges in diese Welt „einzutauchen“, sei es im Rahmen von Retreats, Satsangs, Seminaren oder Weiterbildungen.

Wer daher schon Erfahrung mit der GFK hat oder nach dem Seminar weiter am Ball bleiben möchte hat bei mir folgende Möglichkeiten: Vertiefungstag GFK in Nürnberg, 5 Tage Intensiv mit Yoga und GFK, 7-tägige Yogalehrer Weiterbildung „Achtsame Kommunikation“ oder 3 x 2 Tages Modul Achtsame Kommunikation – Praxisorientiertes GFK und Spiritualität Seminar.

Nähere Infos über mich und meine Arbeit sowie Nützliches rund um die GFK kannst Du unter folgenden Links erfahren.

www.pierre-boisson.de
www.param-yoga.de
www.gewaltfrei.de

Darüber hinaus gibt es sicher auch in Bonn einige Adressen von GFK-Trainern und GFK-Übungsgruppen.

3 schätze: Ja, da gibt es natürlich auch etliche Angebote. Wenn jemand außerdem Interesse an vertiefender Literatur zur GFK hat, wird er oder sie auch bei 3 schätze  fündig.

Danke für das Gespräch!

 GFK-Kreis-02

Workshop Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

22.02. – 23.02.2014

Trainer: Pierre Boisson

Programm:

Samstag:
09.00h – 12.00h:Theorie & Praxis GFK
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK
16.30h – 18.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation

Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen im tibetischen Restaurant „Himalayak“ gegenüber. (Bitte bei der Anmeldung zwecks Reservierung angeben).

Sonntag:
09.00h – 10.30h: Theorie & Praxis GFK
10.30h – 12.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK

Normalpreis: 195,00 €
Frühbucherrabatt bis 31.01.2014: 155,00 €
Geringverdiener auf Vertrauensbasis: zwischen 130,00 € und 190,00 €

Mit der Anmeldebestätigung senden wir eine Bankverbindung zu, an die Du den Teilnahmebeitrag überweisen kannst. Nach dem Zahlungseingang wird die Anmeldung verbindlich.

Rücktritt:

Bei einem Rücktritt bis zu 3 Wochen vor Seminarbeginn erhältst Du die Zahlung zurück abzüglich einer Bearbeitungsgebühr von 25,00 €.

Bei einem Rücktritt weniger als 1 Woche vor Seminarbeginn wird die Zahlung (abzüglich 25,00 €) nur zurückerstattet, wenn ein Ersatzteilnehmer benannt wird oder jemand von der Warteliste nachrückt.

 

Gewalt besteht nicht nur darin, andere zu töten. Wir sind gewalttätig, wenn wir ein hartes Wort gebrauchen, wenn wir eine Geste machen, mit der wir einen Menschen abtun, wenn wir gehorchen, weil wir Angst haben. Gewalt liegt also nicht nur in organisierter Metzelei im Namen Gottes, im Namen der Gesellschaft oder eines Landes. Gewaltsamkeit ist viel subtiler und geht viel tiefer, und wir wollen ihre letzte Tiefe erforschen.” (Krishnamurti)

 

 

Kurzinterview: Patrick Damschen im Gespräch mit Patrick Damschen

Das J3 schaetze Logoahr neigt sich dem Ende entgegen und wenn es nicht gerade jetzt besonders hektisch wäre, könnte man glatt besinnlich werden und Revue passieren lassen, wie sich die Vision entwickelt hat, mit der das Abenteuer namens 3 schätze gestartet ist. Zeit für ein Selbstgespräch.

Patrick: Seit der Eröffnung des Ladens mitsamt Online-Shop sind nun 1,5 Jahre vergangen. Wenn Du auf diese Zeit zurück schaust, wie fühlst Du Dich?

3 schätze LadenPatrick: In dieser Zeit und natürlich auch schon lange vorher ist etwas gewachsen, was immer wieder mein Herz erfüllt und was mir bis zum heutigen Tag noch nicht einmal langweilig geworden ist. Bisher bin ich noch jeden Tag gerne „zur Arbeit“ gefahren. Es ist ja auch so, dass ich nicht nur die geeigneten Mittel für die Yoga- oder Meditationspraxis verkaufe, sondern bei 3 schätze passiert ja noch viel mehr. Das macht mir wirklich Freude und wenn ich daran denke, wie oft ich dagegen total angefressen war, von meinem ungeliebten Bürojob, bei dem satte 10 Jahre gedauert hatte, bis ich mich davon lösen konnte und den Sprung in etwas Neues gewagt habe. Immer wieder war es die Sicherheit eines geregelten und festen Arbeitsplatzes, für die ich mich entschieden habe  und  natürlich gibt es auch heute immer mal wieder Momente des Zweifelns und der Angst davor, nicht zu wissen wie es weitergehen wird, ob mich die 3 schätze irgendwann auch ernähren werden etc.

Patrick: Das bedeutet, Du kannst von den ganzen Angeboten noch nicht leben?

Patrick: Ehrlich gesagt, wird es zwar Monat für Monat besser, je weiter sich die Kreise ziehen und je mehr Menschen auf mein Angebot aufmerksam werden, aber unter´m Strich kann ich auch nach 1,5 Jahren noch nicht wirklich vom Umsatz des Ladens/Online-Shops leben. Doch auch mit so manchem Fragezeichen habe ich das grosse Vertrauen, das richtige zu tun und auf meine Art etwas zu schaffen, was Menschen bewegt und etwas bewirkt.

Das dem so ist, spüre ich immer wieder durch das Feedback anderer, die an den verschiedenen Angeboten teilnehmen, den Workshops, den Lesungen, der Monk´s Kitchen oder eben zum Einkaufen oder auch nur auf eine Tasse Tee im Laden  vorbeikommen. Manchmal suchen Menschen einfach nur Ruhe oder ein Gespräch über Gott/Buddha und die Welt oder einen einfachen Rat in schwierigen Lebenssituationen.

Patrick: Mit welchen Fragen kommen denn Leute zu Dir?

Patrick: Ich weiß noch, wie eine Frau, einen Tag nach der Eröffnung des Ladens an die Tür klopfte und mich beim Aufräumen erwischte. Sie hatte sich im Tag vertan aber ich war ja da und so bat ich sie herein. Wir hatten uns kaum gesetzt und sie hatte dreimal tief geatmet, da fing sie an zu weinen und erzählte mir von ihren aktuellen Schwierigkeiten. Ich habe zugehört und sie hat mir dann noch beim Abwasch geholfen. Irgendwie wusste ich da, dass ich eben nicht nur einen Laden geöffnet hatte. So gibt es immer wieder Menschen, die durch meine Tür kommen, um zu rasten und etwas zu teilen. Toll war der Moment, als eine Frau in den Laden kam, um mir zu erzählen, das ihre Katze gestorben sei und fragte ob ich wüßte, wo die denn nun wäre. Oder die Frau, die direkt mit ihrer Katze vorbeikam und mich fragte, ob ich mal eben kurz auf die Katze aufpassen könne, da sie sich eine Wohnung anschauen gehen wolle. Es gab einen Augenblick, da wußte ich nicht, ob sie jemals wiederkommen würde oder ob ich jetzt neuer Besitzer einer Katze geworden war. Mit Katzen scheint der Laden sowieso irgendeine Verbindung zu haben, denn ich bekomme regelmäßig Besuch einer schwanzlosen Katze aus der Nachbarschaft, die dann eine Runde im Laden dreht und sich wieder verabschiedet.

Winkekatze-kleinPatrick: Vielleicht liegt es an Deiner Winkekatze im Schaufenster, die ja Glück und Wohlstand hereinbringen soll.

Patrick: Ja, zumindest habe ich mittlerweile schon 11 Cent (€) in und vor dem Laden gefunden.

Patrick: Ich vermute, Du solltest doch bald den Rat eines Freundes umsetzen, die vielen Situationen und Geschichten festzuhalten, die fast täglich für Spannung, Freude, Aufregung und Staunen sorgen.

Patrick: Stimmt, das wäre eine gute Idee. So denke ich besonders gerne an all die vielen Geschichten, die wir schon während der Monk´s Kitchen geteilt haben, z.B. als ein Teilnehmer von seiner Weltumrundung per Fahrrad berichtete, zu der er am nächsten Tag aufbrechen sollte. All das Potential, die Talente, die schon an der grossen Tafel der Mönchs Küche gesessen haben, die Meditations- und Yogalehrer/innen, der Tofu-Macher, die MBCT-Trainerin, der Förderschullehrer, der Couch, die GFK-Trainerin, die Ayurveda Köchin, die Filmausstatterin, die Fotografin und all die vielen anderen berühren mich tatsächlich sehr.

Surabhi-Yoga-Chakra-Duft

Patrick: Und auch die vielen Kooperationen, die sich mit der Zeit ergeben, sind Anlaß zur Freude.

Patrick: Auf jeden Fall. Immer wieder sind Leute bereit, sich mit ihrem Können auf neue Ideen und Projekte einzulassen. Meist geht es da weniger um´s Geld, als um Gemeinschaft und Erfahrungen, die man mit Geld sowieso nicht bezahlen kann. So scheinen die Klangmeditationen mit Samayaa Vidoni und ihren Kristallklangschalen oder die Klangreisen mit Theresia Binder zu einer festen Größe bei 3 schätze zu werden. Oder die Surabhi – Yoga-Chakra-Duft Workshops mit Anja Addis, einer Bonner Yogalehrerin und Uwe Manasse, einem Parfumeur.

Patrick: Wirst Du denn die Zahl der Angebote/Veranstaltungen im kommenden Jahr weiter erhöhen?

Patrick: Ja, ich möchte auf jeden Fall weiterhin Lesungen, wie die mit Frank Berzbach oder dem amerikanischen Zen-Meister, Brad Warner, anzubieten. Für 2014 ist schon eine Lesung mit Dieter Gurkasch geplant, dessen Geschichte die einer Wandlung mit tiefer innerer Einsicht und großer Aus(sen)wirkung ist. Während einer langjährigen Haftzeit hat er mit Yoga ein Instrument gefunden, welches ihm geholfen hat, sein Leben auf positive Weise zu verändern und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an andere weiterzugeben. Ich mag es, etwas sperrigere Typen, mit nicht so glatten Biografien einzuladen und freue ich mich darauf schon jetzt besonders. Blog 3

Ebenso möchte ich regelmäßig wechselnde Ausstellungen verschiedener Künstler zeigen, wie von Bas Brader, Ute Faber und aktuell Jens Jansen. Außerdem will ich Filme und Dokumentationen zeigen, sowie zu Teeverkostungen und Teezeremonien einladen.

Ein weiterer Plan ist, im kommenden Jahr „Seminare für Männer“ anzubieten. Gemeinsam mit einem guten Freund möchte ich die Dinge mit anderen Männern teilen, die wir hilfreich finden und die wir seit Jahren praktizieren. Das sind z.B. die Meditation, Taiji, das TanZen, Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Dabei wollen wir bei den Seminaren keine Antworten
geben, wann ein Mann ein Mann ist usw., aber es gibt halt nützliche Mittel, um mit sich selbst besser, anders in Kontakt zu kommen. Und manchmal ist es eben besser, auch mal nur mit Männern zusammen zu sein und auf all die Rituale verzichten zu können, die einfach immer wieder ablaufen, wenn auch Frauen dabei sind.

Patrick: Durch die Lage des Ladens, den angrenzenden Kiosk und eine Substitutionsstelle in unmittelbarer Nähe, bist Du aber auch jeden Tag mit einem Ausdruck des Lebens in sehr direktem Kontakt, welcher viel Hoffnungslosigkeit, Schmerz und Verwirrung in sich trägt.

Patrick: Wenn man an Karma glaubt, bzw. dieses Gesetz akzeptiert, dann scheint der ewige Strom an Gestrandeten, Junkies und Alkoholikern, die täglich vor meinem Laden auf und ab laufen, auch ein Spiegel meiner eigenen Geschichte zu sein, vor der ich nicht die Augen verschliessen kann. Zwar gab es bisher noch nie ernsthafte Probleme aber doch Situationen, in denen ich mir schon Sorgen gemacht habe, ob das tägliche Lungern und Feiern, die Lautstärke und auch die Aggression vor meinem Laden, nicht vielleicht Kundschaft abhalten könnte, bei mir einzukaufen.

Immer wiederBei meinem Freund Didi, mit seinen Kumpels und seinem Borussia  Mönchengladbach Auto, habe ich es mit Humor versucht und zu ihm gesagt, „Du bist halt Mönchengladbach und ich bin Mönch in Bonn„. So sind wir, trotz unterschiedlicher Lebensführung, immer irgendwie in Kontakt gewesen und vielleicht ist das an dieser Stelle auch eine meiner Stärken, dass ich diese Welt nämlich in ähnlicher Weise kennengelernt habe. In meiner Punk-Rock Zeit war ich zum Teil eben auch recht heftig unterwegs. Möglicherweise ergibt sich ja irgendwann auch die Gelegenheit, etwas von meiner jetztigen Perspektive und/oder meiner Praxis weiterzugeben.

Patrick: Aber gab es nicht auch Momente, wo Du einfach nur abgenervt warst?

Patrick: Klar, da gab´s auch immer wieder Tage, wo ich relativ hilflos war. Wenn mein Nervenkostüm dann völlig runter war und ich die eigene negative Gedankenspirale durchbrechen wollte, bin ich einfach vor die Tür gegangen und habe Äpfel verteilt. Äpfel statt Bier!

Patrick: Einheit, Vielheit, Harmonie, ziehst Du die Energie für die 3 schätze auch aus Deiner buddhistischen Praxis?

Patrick: Ja, seit 1999 praktiziere ich jetzt Zazen und leite seit ca. 7 Jahren das San Bo Dojo in Bonn. Mitte 2012 habe ich die Mönchs-Ordination von Meister Roland Yuno Rech empfangen und seit der Eröffnung des Ladens, einen Monat später, kommen nun viel mehr interessierte Menschen als früher zu uns und möchten Zazen, die Zen-Meditation, ausprobieren. So hat sich, durch die Nähe des Laden und unseres Zen Dojos, auch mein Engagement für die Zen-Praxis verändert. Das bedeutet mehr Einführungen, mehr Gespräche und auch mehr Fluktuation im Dojo.

zen_kreis

Patrick: Entwickelst Du das eigentlich alles selbst?

Patrick: Vieles von dem, was die 3 schätze ausmacht, wäre ohne die Hilfe und Unterstützung vieler Freunde nicht möglich. Sei es die grafischen Gestaltung, die Internetadministration, die grosszügigen Lebensmittelspenden oder die endlosen Ideenschmiedeabende. Dafür bin ich immer wieder unglaublich dankbar!!!

So möchte ich hier mit einem Ausdruck schließen, den ein Teilnehmer neulich in mein Gästebuch geschrieben hat: „Smilence“

 

3-schaetze-LadenfrontSchöne Weihnachten und alles Gute für das kommende Jahr.

Mögen alle Wesen glücklich sein!